«Stürmische» Wahlen in Guttannen - ruhiger Wahltag in Clavaleyres

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Bern,

Wahlsonntag im Bergdorf Guttannen im Berner Oberland: bei fast schon sommerliche 22 Grad brauste ein Föhnsturm durch das enge Tal am Grimselpass. Ein paar Wetterharte kamen dennoch an die Urne.

Gemeinderat Urs Zuberbühler überwacht die Stimmabgabe, am Wahltag in Guttannen. (KEYSTONE/Peter Schneider)
Gemeinderat Urs Zuberbühler überwacht die Stimmabgabe, am Wahltag in Guttannen. (KEYSTONE/Peter Schneider) - sda - KEYSTONE/PETER SCHNEIDER

Das Wichtigste in Kürze

  • Dem Föhn hielt auch das bekränzte Wahlbarometer vor dem Gemeindehaus nicht stand.

Die Dekoration wurde heruntergeweht. Das Barometer zeigte immerhin eine Wahlbeteiligung von 62 Prozent an. Durch den Föhnsturm an die Urne kamen am Sonntagmorgen nur ein paar Unerschrockene. Eine Bäuerin warf ihren Wahlzettel in die hölzerne Urne - später noch ein Rentner.

Das Bergdorf Guttannen liegt an der Grimselpassstrasse im Berner Oberland. Rund 300 Einwohner zählt die flächenmässig grosse Gemeinde. Von den mehr als 200 Quadratkilometern sind nur etwa zehn Prozent land- oder forstwirtschaftlich nutzbar. Der grosse Rest: Berge.

Anders als in anderen wenig bevölkerungsreichen Gemeinden gibt es in Guttannen noch ein Wahl- und Abstimmungslokal. Es ist eine Stunde lang geöffnet. «Doch die meisten stimmen brieflich ab», sagt Gemeindeschreiberin Magdalena Gasser.

Mitunter komme gar niemand im Abstimmungslokal vorbei. Etwa wenn es «schniit», also schneit, oder wenn es «guxet», also der Föhn geht, sei manch einer froh, wenn er nicht aus dem Haus müsse.

Szenenwechsel: Gemeindepräsident Jürg Truog kennt jeden einzelnen Bewohner seiner Gemeinde. Stehen eidgenössische oder kantonale Urnengänge an, macht er sich auf zu ihnen - als «Wahl- und Abstimmungspostillon».

Der 75-jährige Gemeindepräsident verteilt vor Wahlen oder Abstimmungen jeweils die amtlichen Unterlagen an die Stimmberechtigten. Bei 50 Einwohnern, die sich auf einen Quadratkilometer verteilen, eine überschaubare Aufgabe.

Truog ist Gemeindepräsident der Berner Kleinstgemeinde Clavaleyres, einer Exklave im Grenzgebiet der Kantone Freiburg und Waadt. Der Name des Weilers ist zwar französisch, und auch rund herum wird in vielen Dörfern französisch gesprochen, doch Clavaleyres ist rein deutschsprachig.

Dies ist laut Truog auch ein Grund, warum für die Einwohner eine Gemeindefusion mit einer französischsprachigen Gemeinde nicht in Frage gekommen wäre. Nun arbeitet Clavaleyres an einem Zusammenschluss mit Murten FR. Eine Gemeindehochzeit über die Kantonsgrenze hinweg. Bis 2022 soll sie über die Bühne sein.

Wenn Truog die Wahl- und Abstimmungsunterlagen verteilt, fährt er durch ein ländliches Idyll. Ein alter Dorfkern, fünf stattliche Bauernhöfe, Äcker, Weiden und Nutz- und Ziergärten, in denen noch die Dahlien blühen.

Im Ort gibt es weder einen Laden noch ein Restaurant oder eine Schule - und auch keinen Anschluss an den öffentlichen Verkehr. Dafür sei es ruhig und friedlich in Clavaleyres, sagt Truog. Und man pflege einen guten Kontakt im Dorf.

Doch mit dem Verteilen der Abstimmungs- und Wahlunterlagen ist es nicht getan. Sie müssen auch irgendwie in eine Urne gelangen. «Hier stimmt eigentlich alles brieflich ab», erklärte Truog am Sonntag und nahm noch ein letztes Couvert eines Wählers in Empfang.

Clavaleyres selber hat kein Abstimmungslokal. Wer an die Urne will, muss in die andere bernische Enklave in der Gegend, nach Münchenwiler. Und auch Truog, der «Wahlpostillon», machte sich mit den gesammelten Couverts auf dorthin. Die Strasse führt nota bene über Freiburger Staatsgebiet.

Szenenwechsel: Im nördlichsten Zipfel des Kantons Bern liegt direkt an der Sprachgrenze Schelten/La Scheulte. Von Westen her heisst es auf dem Ortsschild «La Scheulte» und die Wirtschaft «Restaurant du Moulin» von Osten her «Schelten» und «Restaurant Scheltenmühle».

Die Gemeinde sei «eigentlich gar kein Dorf», steht auf deren Homepage. Vielmehr gehörten 13 weit verstreute, einsam gelegen Häuser mit 36 Einwohnern zur Gemeinde. Auch sie sind am Sonntag zu den Eidgenössischen Wahlen/élections fédérales gerufen.

Bei den kantonalen Wahlen 2018 geriet die Kleinstgemeinde in die Schlagzeilen, wegen ihrer miserablen Wahlbeteiligung. Nur Fünf Personen gaben ihre Stimme ab. Diesmal sieht es besser aus: im Briefkasten der Gemeinde landeten ein Dutzend Couverts.

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