Ärzte-Boni beeinflussen die Behandlung

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Zürich,

Viele Ärzte an Schweizer Spitälern erhalten leistungsabhängige Boni und Honorare. Damit haben sie einen Anreiz, viele und teure Behandlungen durchzuführen – unabhängig davon, ob diese für die Patienten nötig wären.

Das Wichtigste in Kürze

  • Schweizer Chef- und Belegärzte verdienen durchschnittlich eine Million Franken pro Jahr, manche sogar 2,5 Millionen.
  • Das hat ein Zürcher Vergütungsspezialist berechnet. Grund: Viele Ärzte erhalten Boni, etwa wenn sie mehr operieren.
  • Und: Diese beeinflussen medizinische Entscheidungen – in Richtung mehr Operationen und teurerer Diagnoseverfahren.

Seine Analyse hatte Klingler, der sich seit 20 Jahren mit Vergütungssystemen beschäftigt, für die SRF-Sendung «Rundschau» erstellt. Als Grundlage dafür dienten Spitaldaten des Bundesamts für Gesundheit. Aus diesen hat Klingler die Löhne der obersten Ärzte herausgefiltert. Problematisch seien daran vor allem die variablen Vergütungsanteile, sagt er. Sie bestehen zum einen aus sogenannten zielbezogenen Boni, die Ärzte beispielsweise dafür erhalten, dass sie eine bestimmte Mindestanzahl an Operationen ausführen. Oder dafür, dass sie teure Diagnosegeräte besser auslasten.

Zum anderen beziehen viele Ärzte zusätzlich zum Fixlohn variable Honorare für durchgeführte Behandlungen. Das funktioniert so: Die Tarife für die Behandlungen bezahlen die Krankenkassen, und bei stationären Aufenthalten zudem rund zur Hälfte die Kantone. Ein Teil dieses Geldes fliesst in einen Pool, aus dem die Honorare an die Ärzte bezahlt werden. «Wer aus dem Pool wie viel bekommt, bestimmt meist der Chefarzt», sagt Vergütungsspezialist Klingler. Mindestens ein Drittel aller Spitalärzte erhält solche variablen Lohnanteile, das zeigte eine Umfrage des Ärzteverbands FMH von 2017.

Das bedeutet: Je mehr und je teurer die Ärzte behandeln, desto mehr landet in dem Honorar-Pool – und schliesslich auf ihren Bankkonten. Das beeinflusse medizinische Entscheidungen, sagt Klingler, in Richtung mehr Operationen und teurerer Behandlungen und Diagnoseverfahren. Und zwar unabhängig davon, ob sie medizinisch nötig wären oder nicht.

Die Kosten, die dadurch entstehen, trägt die ganze Bevölkerung mit – über die Krankenkassenprämien und über die Steuern an die Kantone. Klinglers Analyse zeigte denn auch: Würde man die Gehälter der Ärzte auf maximal 500'000 Franken begrenzen, würden jährlich rund 500 Millionen Franken gespart. Theoretisch. «Das Problem ist, dass niemand in dem System ein Interesse daran hat, die Lohnkosten zu senken», sagt Klingler. «Die Ärzte und Spitäler verdienen daran und die Kantone und Krankenkassen verteilen das Geld einfach um, von der Bevölkerung ins Gesundheitssystem.»

Gut möglich, dass sich dennoch bald etwas bewegt: Bundesrat Alain Berset hat angekündigt, von den Spitälern mehr Transparenz über ihre Lohnsysteme einzufordern.

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