Raststätten werden wegen Ausgangsshutdown zum Autoposer-Treff
Sie verursachen Lärm, Abgase und Hupkonzerte – die Autoposer von Zürich. Diese verursachen nicht nur in der Stadt Probleme, sondern auch an Raststätten.
Das Wichtigste in Kürze
- Autoposer fahren ihre getunten Wagen aus und verursachen dabei oft viel Lärm.
- Die Stadt Zürich geht mit Strassensperren an den Wochenenden gegen den Lärm vor.
- Auch Raststätten reagieren auf vermehrtes Aufkommen.
Samstagabend, kurz vor Mitternacht: Auf der Raststätte St. Katharina bei Inwil LU herrscht reger Betrieb. Normalerweise finden sich hier nur vereinzelte Lkw-Fahrerinnen und -Fahrer, um sich auszuruhen. Heute allerdings dienen die Parkplätze quasi als Dancefloor.
Junge Männer stehen vor ihren getunten Autos, daneben junge Frauen in Ausgangslaune. Um sie herum BMWs, Audis und andere teure Fahrzeuge. Viele von ihnen würden um diese Uhrzeit normalerweise in Clubs tanzen oder in Bars anstossen.
Aus der Stadt vertrieben
Die Corona-Pandemie macht den Samstagabend-Plänen seit über einem Jahr einen Strich durch die Rechnung. Die Jugendlichen aber lassen sich das Treffen mit ihren Freunden nicht nehmen. Sie wollen feiern. Und das tun sie hier – auf der Raststätte inmitten schlafender Lastwagenchauffeure.
Versammelt haben sich die jungen Poser meist auf den Strassen der Stadt – so auch in Zürich. Dort machen ihnen intensivierte Strassenkontrollen zunehmend einen Strich durch die Rechnung. Oder anders gesagt: Eine dicke Rechnung. Die Polizei verteilt Bussen oder nimmt die Fahrzeuge gleich ganz aus dem Verkehr.
Auf dem Parkplatz in Inwil stören sich nur wenige Menschen am Lärm der getunten Fahrzeuge. Trotzdem musste Raststätten-Betreiber Socar Energy reagieren. Wie ein Sprecher erläutert, beobachte man seit Monaten, dass die Raststätte St. Katharina gezielt zum Treffpunkt wurde.
Das Sicherheitspersonal wurde erhöht, auch an weiteren Raststätten wie Grauholz Süd. Denn die Sicherheit der Mitarbeitenden und Kunden habe Priorität. Uniformierte Sicherheitskräfte kontrollieren die Corona-Schutzmassnahmen, sperren Parkplätze und kontrollieren den Zugang zum Tankstellenshop.
Auch die Luzerner Polizei ist wachsam und kontrolliert die Tankstelle regelmässig. Spitzt sich die Lage zu, wäre eine Tankstellenschliessung zu später Stunde eine Option. Aber erst die «Ultima Ratio», wie ein Socar-Sprecher betont, «weil man auch einen Versorgungsauftrag zu erfüllen hat».
Auf der Flucht vor der Pandemie
Dass die Stadt Zürich und Raststätten mit Sperren und Kontrollen Autoposer zu vertreiben suchen, freut Anwohner und Tankstellenmitarbeiter. Nicht aber junge Autofahrer.
Autofan Rebin schlägt im Nau.ch-Interview andere Lösungsansätze vor. So könne etwa die Öffnung der Clubs und Bars die Jungen wieder von den Strassen holen.
Die Strassensperren – oder allfällige Sperren von Raststätten – würden die Ursache nicht bekämpfen. Das Problem verlagere sich so einfach, sagt Rebin. Und mit einer Schliessung der Raststätten wären die Jugendlichen erneut gezwungen, weiterzuziehen.
Zur nächsten Raststätte, oder an einen anderen Ort. So lange, bis die Rückkehr ins Nachtleben wieder möglich wird.