Riesen-Krach um Gartenbetrieb in Zürcher Beizen
Nächsten Sommer startet das Pilotprojekt «Mediterrane Sommernächte» in Zürich. Der Ärger über die verlängerten Aussen-Öffnungszeiten der Beizen ist gross.
Das Wichtigste in Kürze
- Nächsten Sommer dürfen bestimmte Beizen in Zürich im Aussenbereich bis um 2 Uhr bedienen.
- Das Pilotprojekt ist nur ein Testversuch und auf bestimmte Wochenenddaten beschränkt.
- Bewohner der Innenstadt-Quartiere haben die Nase voll und gehen dagegen vor.
Unter dem Titel «Mediterrane Sommernächte» startet die Stadt Zürich ein neues Pilotprojekt. Verschiedene Bars und Beizen mit Aussenbereich dürfen von Juli bis August ihren Aussenbetrieb bis um 2 Uhr morgens aufnehmen.
Die verfügbaren Wochenenden wurden auf verschiedene Stadtkreise aufgeteilt, um der Lärmstörung vorzubeugen. Lautsprecher und Live-Musik sind weiterhin nicht erlaubt, zudem werden lärmempfindliche Wohnquartiere sowie Innenhöfe ausgenommen.
Lärm, Fäkalien und nun noch das
Trotz der klaren Vorschriften haben sich bereits Gegner der «Mediterranen Nächte» zu Wort gemeldet. Vor allem Innenstadt-Quartierler ist es ein Dorn im Auge. Aus diesem Grund haben sie die Gruppe «Innenstadt als Wohnquartier» gegründet.
Felix Stocker von der Gruppe macht seinem Ärger Luft: «Der Druck auf die Wohnquartiere ist enorm gewachsen. Die Nachtruhe wird nicht eingehalten. Wir kämpfen mit Littering, Fäkalien und Erbrochenem in den Strassen und ständigem Lärm durch Grossevents oder Sirenen. Dieses Projekt hat das Fass zum Überlaufen gebracht.»
«Klar sagen viele, man könne ja aufs Land ziehen. Es sollte jedoch für jeden möglich sein, in einer Stadt zu wohnen. Auch für Familien und ältere Menschen. Die jetzigen Zustände sind aber nicht zum Aushalten. »
Vor den «Mediterranen Nächten» hegt die IG grosse Ängste: «Das Argument, damit würde das nächtliche Treiben kontrollierter, ist nur ein Deckmantel, um es positiv darzustellen.»
Dass die Wochenenden auf verschiedene Kreise verteilt und das Projekt nur zwei Monate andauert, ist für Stocker der grösste Frust: «Das Projekt wird wissenschaftlich begleitet. Doch in dieser kurzen Zeitspanne wird man kaum feststellen können, wie gross die Belastung im Endeffekt wirklich ist. Gerade wenn zu dieser Zeit noch Sommerferien sind.»
Selbst die Kommunikation funktioniert nicht: «Wir sind damit total überrascht worden und haben aus einer Medienmitteilung von den ‹Mediterranen Nächten› erfahren.»
Gefallen lassen wollen sie sich das nicht. «Wir werden juristisch vorgehen und auch politische Mittel nutzen, um auf unsere Anliegen und die Konsequenzen aufmerksam machen. Allerdings haben wir mit der Gastroszene einen starken Gegenspieler.»
Berner nehmens gelassen
In Bern hat das Pilotprojekt bereits 2016 gestartet, damals mit sieben Beizen, jeweils von Mai bis September am Freitag- und Samstagabend. Die Bedenken von Zürich kann man nicht nachvollziehen.
«Das Konzept ist pflegeleicht und funktioniert gut. Wir haben keine Probleme und auch nicht mehr Telefonate wegen Lärmbelästigung», so Norbert Esseiva. Er ist Leiter der Orts- und Gewerbepolizei Stadt Bern.
Weils so gut funktioniert hat, sind in Bern nun bereits 14 Lokalitäten dabei. Die Voraussetzung: Eine allgemeine Überzeitbewilligung sowie eine baubewilligte Aussenbestuhlungsfläche. Anschliessend wird einzelfallmässig geprüft, ob die Beiz in einer Zone steht, in der die verlängerten Öffnungszeiten vertretbar sind.
Norbert Esseiva ist sich sicher: «Auch in Zürich hat es bestimmt Ausgehviertel, welche niemanden stören würden, wenn der Betrieb etwas länger dauert.»