Die Geschichte des Schweizer Fussballs
In Sachen Fussball war die Schweiz ein Pionier. Im Laufe der Zeit gab es in der Schweizer Liga viele Veränderungen.
Nicht nur die Super League hat eine spannende Geschichte. Auch Kuriositäten finden sich beim Schweizer Fussball zuhauf.
Im internationalen Vergleich konnte die Schweiz beim Fussball zwar bisher eher wenige Ruhmestaten für sich verbuchen. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass das Land in der Geschichte des Fussballs auf dem europäischen Kontinent schon früh eine tragende Rolle gespielt hat. Beim Fussball zählte die Schweiz zu den grossen Vorreitern in Europa.
Nach Grossbritannien war die Schweiz das zweite europäische Land überhaupt, in dem der Fussball im 19. Jahrhundert immer beliebter wurde. Seither hat sich im Schweizer Fussball einiges getan. Ein Überblick über die wichtigsten Wettbewerbe, erfolgreiche Clubs und kuriose Geschehnisse.
Wie der Fussball in die Schweiz kam
Ganz klar ist es nicht, wie der Fussball im heutigen Sinne eigentlich seine Anfänge nahm. Berichten zufolge soll es schon vor Jahrtausenden in China ein ähnliches Spiel gegeben haben. Auch in Mittelamerika und der Türkei sollen schon früh solche Ballspiele bedeutsam gewesen sein. Als Mutterland des Fussballs gilt jedoch England.
Hier löste der Ballsport ab der Zeit der Industrialisierung Begeisterung bei den Menschen aus – und wurde zum beliebten Massensport, der fortan in andere Länder exportiert wurde.
Auch die Schweiz spielt jedoch in der Geschichte des Fussballs eine wichtige Rolle. Denn aus England schwappte der Sport im 19. Jahrhundert über die Schweiz nach Kontinentaleuropa. Es waren Schüler und Lehrer englischer Privatschulen in der Schweiz, die ab Mitte des 19. Jahrhunderts Fussballmannschaften gründeten und gegeneinander antraten.
Der erste Fussballclub in der Schweiz entstand in dieser Zeit: Englische Studenten hatten im Jahr 1860 den Lausanne Football and Cricket Club ins Leben gerufen. Damit war der Schweizer Verein der erste Fussballclub überhaupt in Kontinentaleuropa.
Der erste europäische Club hatte sich schon drei Jahre zuvor in 1857 gegründet - im englischen Sheffield.
Englischer Einfluss
Der englische Einfluss auf den Schweizer Fussball sollte sich als besonders nachhaltig erweisen. Noch heute ist dieser historische Einfluss zu spüren – zum Beispiel an den englischen Namen von Vereinen wie den Grasshoppers aus Zürich, den Young Boys aus Bern oder dem früheren Anglo-American Club Zürich.
Letzterer hatte nur eine kurze Geschichte. Gegründet im Jahr 1895, war man kurz darauf nach einem deutlichen 7:0-Sieg gegen die BSC Old Boys Basel schon Schweizer Meister. Das war in der Saison 1898/99.
Der Erfolg konnte jedoch nicht verhindern, dass sich der Anglo-American Club nur ein Jahr später schon wieder aufgelöst hat.
Auch an wichtigen Bezeichnungen in der beliebten Ballsportart spiegelt sich der englische Einfluss noch heute wider. Statt von einer Ecke spricht man in der Schweiz von einer Corner, ein Tor ist ein Goal, und ein Elfmeter heisst Penalty – ganz so wie im englischen Original.
Ein wichtiger Eckpfeiler in der Geschichte des Fussballs in der Schweiz war die Gründung des Schweizerischen Fussballverbands (SFV) im Jahr 1895. Elf Clubs hatten sich dafür zusammengetan, darunter die Grasshoppers aus Zürich, der FC Basel und der Lausanne Football and Cricket Club. Die erste landesweite Liga entstand mit der National-Liga allerdings erst deutlich später, nämlich im Jahr 1931.
Die Entwicklung des Fussballs in der Schweiz
Mit der National-Liga fand der Fussball in der Schweiz von den frühen 1930er Jahren an erstmals auf nationaler Ebene statt. Die erste Saison wurde zwischen 1933 und 1934 ausgetragen. Die National-Liga markierte eine von zunächst zwei, später drei Abteilungen des Schweizerischen Fussballverbands.
Neben der National-Liga, der damaligen obersten Liga, führte eine Umstrukturierung im Jahr 1944 zur Aufteilung in die National-Liga A und die National-Liga B.
Im Zuge einer umfassenden Reform im Jahr 2003 wurde die National-Liga in die Swiss Football League umgewandelt. Zusammen mit der Ersten Liga (EL) und der Amateur-Liga (AL) zählt sie zu den Abteilungen des SFV. Hinzu kommen Regionalligen.
Die oberste Liga der Schweiz ist die Super League. Sie wird nach ihren Sponsoren benannt und ist deshalb offiziell seit der Saison 2012/13 als Raiffeisen Super League bekannt. Im Sprachgebrauch ist jedoch lediglich von der Superleague die Rede.
Nach dieser höchsten Schweizer Liga folgt die zweite Liga, die Challenge League. Beide Ligen bestehen aus jeweils zehn Teams, die in ihrer Liga um den Meistertitel kicken. In der Vergangenheit haben die Teilnehmerzahlen in den jeweiligen Ligen zum Teil stark geschwankt.
Das gilt insbesondere für die ehemaligen National-Ligen. Zwischen 1976 und 2003 umfasste die National-Liga A zwölf bis 16 Teams. Bei der National-Liga B waren es in dieser Zeit zwischen zwölf und 25 Mannschaften.
Nicht nur die Zusammensetzung der Ligen, sondern auch die Regeln für die Austragung der Meisterschaften wurden im Laufe der Zeit immer wieder verändert.
Super League: Die besten Teams der Schweiz
Die besten Teams im Schweizer Fussball werden jede Saison in der Schweizer Fussballmeisterschaft ermittelt. Meister ist die Mannschaft, die am Ende der Saison auf Platz 1 der Tabelle in der höchsten Liga, der Super League, steht.
Schon seit der Saison 1897/98 werden die Sieger der Schweizer Fussballmeisterschaft aufgezeichnet. Der Gewinner in dieser ersten dokumentierten Saison ist noch heute einer der erfolgreichsten Fussball-Clubs der Schweiz – der Grasshopper Club Zürich.
Neben der Fussball-Meisterschaft ist der Schweizer Cup der wichtigste Wettbewerb im Schweizer Fussball. Der Schweizer Cup wurde im Juli des Jahres 1924 von den Delegierten des Schweizerischen Fussball- und Athletikverbands (SFAV) ins Leben gerufen.
Die Vereine der Regionalgruppen der Serie A waren ursprünglich gegen die Einführung des Cups gewesen. Ihre Abneigung konnte die Einführung des neuen Wettbewerbs jedoch nicht verhindern. In der ersten Saison 1925/26 haben 75 Mannschaften um den Cup-Sieg gekämpft.
Damals wie heute bekommen die Gewinner die begehrte Sandoz-Trophäe überreicht. Ihr Wert liegt bei rund 90'000 Franken. Zeitweise war das anders – nicht nur gab es einen anderen Pokal, auch der Name des Wettbewerbs war ein anderer.
Unter dem Sponsor Swisscom hiess der Schweizer Cup zwischen 2003 und 2008 Swisscom Cup, die Trophäe war eine andere.
In dieser Zeit wurde auch das Verfahren des Pokals geändert. Seither treten Teams der Swiss Football League, der Ersten Liga, der Zweiten Liga interregional und der Regionalverbände gegeneinander an – vorausgesetzt, sie qualifizieren sich für die Teilnahme.
Die Teams der Super League und der Challenge League sind automatisch für die Teilnahme an der Hauptrunde des Schweizer Cups qualifiziert. Alle anderen Teams müssen sich qualifizieren – unter anderem bei regionalen Wettbewerben.
Das längste Pokalfinale: Erst nach Monaten gab es einen Sieger
Die Spiele beim Schweizer Cup laufen nach dem K.O.-Prinzip, es gibt keine Rückspiele. Gibt es im Final keinen Sieger, folgt ein Penaltyschiessen. Früher war das anders: Bis zum Jahre 1983 wurde das betreffende Duell wiederholt – so lange, bis ein Sieger feststand.
Selbst die Wiederholung hat nicht in jedem Fall sofort einen Sieger zutage befördert: Im Jahr 1948 trennten sich der FC La Chaux-de-Fonds und der FC Grenchen gleich zwei Mal mit einem Unentschieden.
Schliesslich gewann der FC La Chaux-de-Fonds mit einem deutlichen 4:0 gegen Grenchen – in einem dritten Spiel, das ganze drei Monate nach dem zweiten Duell stattfand.Das macht die Begegnung zum längsten Pokalfinale in der Geschichte des Schweizer Fussballs.
Im Jahr 2008 hat Swisscom sein Sponsoring des Schweizer Cups beendet. Seither heisst der Wettbewerb wie schon zuvor offiziell wieder Schweizer Cup und auch die Sandoz-Trophäe wird wieder den Siegern überreicht.
Die meisten Siege beim Schweizer Cup konnte übrigens der Grasshopper Club Zürich für sich verbuchen – nämlich 19. Auf den Verein folgt der FC Sion mit 13 Siegen beim Schweizer Cup, dicht gefolgt vom FC Basel, der zwölf Mal den begehrten Cup gewonnen hat.
Die höchste Erfolgsquote, gemessen an der Anzahl der Teilnahmen, hat hingegen der FC Sion. Seine 13 Siege beim Schweizer Cup hat der Verein in nur 14 Teilnahmen errungen. Zum Vergleich: Der Rekordsieger, die Grasshoppers, haben zwar sechs Mal öfter gewonnen als der FC Sion. Teilgenommen haben sie jedoch insgesamt auch häufiger, nämlich 32 Mal.
An den höchsten Siegen in einem Final im Schweizer Cup war jeweils derselbe Club beteiligt – Lausanne-Sports. Im Jahr 1935 gewann Lausanne-Sports mit einem deutlichen 10:0 gegen die Konkurrenten vom FC Nordstern.
Nur zwei Jahre später musste sich Lausanne-Sports im Finale gegen die Grasshoppers aus Zürich geschlagen geben – dieses Mal mit einem 0:10.
Frühere Cupwettbewerbe im Schweizer Fussball
Der Schweizer Cup war nicht der erste Cupwettbewerb im Schweizer Fussball. Zuvor hatte es in den Jahren von 1910 bis 1913 bereits den Anglo-Cup gegeben.
Der Cup, der nur vier Mal in Folge stattfand, war nach der Zürcher Sportzeitschrift «Anglo-American» benannt. Drei von vier Malen gewannen ihn die BSC Young Boys – und das zum Teil deutlich.
Im ersten Jahr stand es im ersten Finale zwischen dem Berner Team und der Mannschaft vom FC St. Gallen in Zürich zwar 1:1.
Als es zur Wiederholung kam, gewannen die BSC Young Boys jedoch deutlich: Sie erzielten sieben Tore, der Gegner konnte den Ball hingegen kein einziges Mal im Netz versenken.
Im Jahr darauf endete das Final mit einem 3:1 der Young Boys über den Servette FC; 1912 gewannen die Young Boys mit 4:0 gegen ihren Endgegner FC Fribourg. Im letzten Jahr, in dem der Anglo-Cup ausgetragen wurde, mussten sich die BSC Young Boys jedoch geschlagen geben. Siegreich war dieses Mal der FC Basel, der im Finale mit 5:0 gegen den FC Weissenbühl Bern gewann.
Kurz nach dem Ende des Anglo-Cups wurde ein neuer Cupwettbewerb ins Leben gerufen: der Och-Cup. Er war nach dem Sportartikelhersteller Och Frères benannt und fand zum ersten Mal im Jahr 1921 statt. Gewonnen hat damals der FC Bern.
Ein Jahr später, 1922, trug der FC Concordia Basel den Titel davon. Nur wenige Jahre später löste der Schweizer Cup seinen Vorgänger ab.
Rekorde: Der erfolgreichste Verein der Schweizer Liga und die erfolgreichsten Spieler
Der bisher erfolgreichste Club im Schweizer Fussball ist der Grasshopper Club Zürich. Gegründet im Jahr 1886, ist er einer der ältesten Fussballclubs des Landes. Heute sind die Zürcher Grasshoppers Fussball-Rekordmeister der Schweiz.
27 Meistertitel konnten die Grasshoppers in ihrer Geschichte erringen – einen davon inoffiziell. Den Schweizer Cup haben sie 19 Mal gewonnen. Damit ist der Verein erfolgreicher als ihr unmittelbarer lokaler Konkurrent, der FC Zürich.
Die Rivalität der beiden Clubs aus Zürich ist legendär. Die Stadien beider Mannschaften lagen nah beieinander, nur durch Gleise waren sie getrennt.
Es war verpönt, zum Konkurrenten «über die Gleise» zu wechseln, und so wagte es kein Spieler – bis zu Jakob Kuhn. Kuhn verliess sein altes Team, den FC Zürich, um fortan bei den Grasshoppers zu spielen.
Die Wut der Fans war heftig – und Kuhns Ära bei den Grasshoppers denkbar kurz: Nur zwei Monate später war er zurück bei seinem alten Club, dem FC Zürich. Inzwischen teilen sich die Mannschaften ein Stadium; ein neuer Bau ist derzeit in Planung.
In der Schweizer Fussball-Geschichte gab es einige sehr erfolgreiche Spieler. Bei den Spielern steht Heinz Hermann ganz oben auf der Erfolgsliste. Hermann hat 118 Länderspiele für die Schweiz bestritten und ist damit Rekordnationalspieler, noch vor den ebenfalls sehr erfolgreichen Spielern Alain Geiger und Stéphane Chapuisat.
Die Liste der erfolgreichsten Torschützen der Schweiz unter den Nationalspielern führt Alexander «Alex» Frei an. In 84 Länderspielern hat Frei 42 Tore geschossen – und damit durchschnittlich bei jedem zweiten Einsatz für die Schweiz den Ball im gegnerischen Netz versenkt.
Auf Frei folgt Kubilay Türkyilmaz mit 34 Goals in 62 Spielen. Max Abegglen hat fast so viele Goals geschossen – und zwar 32. Abegglen hatte allerdings auch mehr Einsätze für die Nati als Türkyilmaz, nämlich 68.
Die Schweizer Nati im internationalen Vergleich
Obwohl die Geschichte des Fussballs auf dem europäischen Kontinent eng mit der Schweiz verknüpft ist, konnte das Schweizer Nationalteam dieser historischen Rolle in internationalen Wettbewerben bisher kaum gerecht werden.
Bei Wettbewerben wie der Europa-Meisterschaft oder der Fussball-Weltmeisterschaft reichte es in der Vergangenheit nicht für einen der vorderen Plätze.
Das erste Länderspiel überhaupt absolvierte die Schweizer Fussball-Nationalmannschaft im Jahr 1905. Der Gegner war Frankreich, das mit 1:0 über das Schweizer Team gewann. Seinen grössten Erfolg erzielte das Schweizer Nationalteam bei den Olympischen Spielen im Jahr 1924. Die Schweiz traf im Finale auf das Team aus Uruguay.
Zwar verloren die Schweizer mit 0:3. Sie gewannen damit jedoch die Silbermedaille und wurden mit dem inoffiziellen Titel Europameister geehrt.
Besonders in den 1960er Jahren lief es nicht gut für die Nationalmannschaft. Nachdem das Team bei der WM 1954 im eigenen Land immerhin ins Viertelfinale einzog, konnte der Nationalkader fast 30 Jahre lang kaum Erfolge vorweisen.
Für die Teilnahme an einer Fussball-Weltmeisterschaft hat sich die Schweiz noch 1962 und 1966 qualifiziert. Dann jedoch gelang ihr das erst wieder im Jahr 1995. Seit der Jahrtausendwende lief es deutlich besser: 2006, 2010, 2014 und zuletzt 2018 qualifizierte sich der Schweizer Nationalkader. Bei der WM in Russland erreichte die Elf das Achtelfinale – so wie zuvor schon 2014.
Internationale Meisterschaften in der Schweiz
Zwei Mal fanden internationale Fussball-Wettbewerbe in der Schweiz statt. Das erste Mal war im Jahr 1954, als das Land Gastgeber der Weltmeisterschaft war. Dabei erreichte das Nationalteam immerhin das Viertelfinale, schied dann jedoch aus.
Gewonnen hat später das deutsche Nationalteam im «Wunder von Bern». Die Deutschen hatten in einem nervenaufreibenden Finale mit 3:2 gegen den Favoriten Ungarn gewonnen. Im Vorfeld der WM hatte es Zweifel daran gegeben, ob die Schweiz der Herausforderung überhaupt gewachsen sei.
Bei Volksabstimmungen war der Bau neuer Stadien für die WM in Zürich und Basel abgelehnt worden.
Es dauerte mehr als ein halbes Jahrhundert, bis wieder ein internationaler Fussball-Wettbewerb auf Schweizer Boden stattfinden sollte. Die Europameisterschaft 2008 trugen die Schweiz und der Nachbar Österreich gemeinsam aus.
Wegen der finanziellen Implikationen der Austragung gab es abermals eine Volksabstimmung, dieses Mal in Bern. Die Berner Bevölkerung hat dabei die Aufnahme des nötigen Kredits von 5,6 Millionen Franken bewilligt – allerdings mit einer dünnen Mehrheit. Die Austragung der Spiele in der Schweiz war dadurch jedoch gesichert.
Frauenfussball in der Schweiz: ein steiniger Weg
Frauenfussball ist in der Schweiz im Vergleich zu den Spielen der männlichen Teams und des Nationalkaders kaum ein Thema. Dabei ist die Nationalmannschaft durchaus erfolgreich.
Die Geschichte des Frauenfussballs in der Schweiz begann – wie auch in vielen anderen Ländern Europas – mit vielen Hürden. Die erste lizenzierte Spielerin bekam ihre Erlaubnis nur dank eines Fehlers.
Madeleine Boll spielte bei den C-Junioren des FC Sion mit; im Jahr 1965 hatte sie ihre Lizenz erhalten. Sie war so gut, dass sie bei einem Spiel eingesetzt wurde. In einem Vorspiel des UEFA-Cups stand das Team des FC Sion dem Kader von Galatasaray Istanbul gegenüber. Schliesslich flog auf, dass Boll gar nicht männlich war.
Die Konsequenzen waren gravierend: Man entzog ihr die Lizenz. Boll ging das Problem pragmatisch an. Sie ging nach Italien. Dort gab es eine noch ganz junge Profiliga für Frauen.
Ebenfalls in den 1960er Jahren hatte sich der erste Frauenfussball-Verein in der Schweiz gegründet. Es war 1963, als die beiden Fussballspielerinnen Silvia und Monika Stahel einen Verein namens FC Goitschel in Murgenthal aus der Traufe hoben. Um spielen zu können, baten sie um die offizielle Anerkennung des Schweizerischen Fussballverbands.
Die Antwort war deutlich: Das Frauen-Team bekam keine Unterstützung. Man riet den Spielerinnen, es doch lieber als Schiedsrichterinnen zu versuchen. 14 Frauen folgten dem Vorschlag, sich zu Schiedsrichterinnen ausbilden zu lassen.
Zwar durften sie selbst nicht offiziell spielen. Diese Entwicklung war dennoch ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einem professionellen Frauenfussball in der Schweiz.
Internationaler Vergleich
Die Entwicklung des Fussballs der Frauen in der Schweiz war zu diesem Zeitpunkt trotz des Widerstands des Fussballverbands nicht mehr aufzuhalten. Im Jahr 1969 wurde eine inoffizielle Frauen-Meisterschaft im Fussball abgehalten.
Darauf folgte ein Jahr später die Gründung der Damen-Fussballliga (SDFL). Spätestens mit der Gründung der Frauen-Nationalmannschaft im Jahr 1972 spielten die Schweizer Frauen auch internationale Spiele. Seit dem Jahr 1970 ist Frauenfussball in der Schweiz ein anerkannter Sport. Offiziell in den SFV integriert wurden die Frauen dennoch erst 1993.
Zu den erfolgreichsten Teams der Frauen zählen insbesondere der FC Zürich Frauen und die BSC Young Boys. Im internationalen Vergleich stehen die Damen gut da. Aktuell belegen sie Platz 18 der Weltrangliste der FIFA.
Zum ersten Mal haben sie im Jahr 2017 an einer Europameisterschaft teilgenommen. Auf die erfolgreiche Qualifikation folgte jedoch schon in der Vorrunde das Aus.
Besser lief es einige Jahre zuvor: 2014 hatte sich der Schweizer Frauen-Kader erstmals für eine Endrunde der Weltmeisterschaft qualifiziert.
Das Team erreichte 2015 in Kanada das Achtelfinale. Ausgeschieden sind die Frauen dann allerdings gegen den Gastgeber, das kanadische Frauen-Team.
Kurioses und Geschichtsträchtiges: Besondere Momente im Schweizer Fussball
Mit Politik hat Sport in vielen Fällen nur bedingt etwas zu tun. Zeitweise war das in der Geschichte des Schweizer Fussballs anders. So zum Beispiel im Jahr 1995. Bei der Qualifikation für die Europameisterschaft stand für die Schweizer Nationalelf ein Spiel in Göteborg in Schweden an.
Ohne Absprache mit dem Schweizerischen Fussballverband setzte das Team ein klares politisches Zeichen.
Die Nationalmannschaft hisste ein Banner mit den Worten «Stop it Chirac» - eine klare Botschaft an den französischen Präsidenten Jacques Chirac. Die Aktion bezog sich auf dessen Atomtests, die international für Kritik gesorgt hatten.
Beim SFV hielt man nichts von der Aktion der Nationalmannschaft. Der Verbandspräsident Marcel Mathier sagte damals im Schweizer Fernsehen: «Man darf den Sport nicht für Politik missbrauchen».
Eine gewisse Verbindung von Sport und Politik lässt sich jedoch nicht leugnen. Das wurde auch in einem anderen Fall deutlich. Kurz vor dem Beginn des Zweiten Weltkriegs fand 1938 die Fussball-Weltmeisterschaft in Frankreich statt.
Das Schweizer Team stand jenem aus Grossdeutschland bei einem Spiel gegenüber. Als die Schweizer mit 4:2 gegen die Deutschen gewannen, war die Freude gross. Fortan galten die Spieler im eigenen Land als «Helden von Paris».
Auch Skandale gab es in der Geschichte des Schweizer Fussballs. Besonders für Aufsehen gesorgt hat ein Fall, der die Superleague betraf. Damals hiess die Liga noch National-Liga A. Der Vereinspräsident des FC Wil, Andreas Hafen, hatte den Club grosszügig gesponsort. Zehn Millionen Franken steckte Hafen in den Verein.
Schnell kamen Fragen auf, woher das Geld gekommen sei. Hafen wollte von der Aufregung nichts wissen – und teilte mit, das Geld sei von anonymen Spendern gekommen. Blöd nur, dass sich herausstellte, dass Hafen gar nicht rechtmässig an die Millionen gekommen war. Tatsächlich handelte es sich nämlich um Geld von Hafens Arbeitgeber, dem UBS. Wie sich herausstellte, hatte Hafen 51 Millionen Franken veruntreut.
Von ungewollten Knollen und ausländischen Mitstreitern
Einen kuriosen Moment in der Geschichte des Schweizer Fussballs gab es im Jahr 1979. Damals hatten verärgte Anhänger der Young Boys auf dem Rasen des legendären Wankdorfstadions Kartoffeln eingepflanzt.
Der Platzwart hat das Problem auf pragmatische Art und Weise gelöst: Er hat die Kartoffeln an seine Frau übergeben, die daraus Rösti zubereitet haben soll.
Kurios ist auch die Tatsache, dass nicht nur Schweizer Teams in der Schweiz Fussball spielen. Der FC Vaduz etwa ist ein Verein, der aus dem gleichnamigen Hauptort des Schweizer Nachbarn Liechtenstein stammt.
Weil es in Liechtenstein jedoch in Sachen Fussball in vielerlei Hinsicht eher mau aussieht, spielt der Verein schon seit dem Jahr 1932 in der Schweizer Liga mit. Von 2014 bis 2017 hat der Club in der Superleague gespielt. In der Saison 2016/17 stieg er allerdings wieder ab. Seither spielt der FC Vaduz wieder eine Liga tiefer, in der Challenge League.
Der FC Vaduz kickt allerdings nicht nur in der Schweiz, sondern auch im eigenen Land. Der Verein ist Mitglied des Liechtensteinischen Fussballverbands. Schon 46 Mal hat der FC Vaduz den Liechtensteiner Cup gewonnen.
In der Schweiz indes kann der Verein gar nicht Meister werden – ebenso wenig wie jedes andere liechtensteinische oder anderweitig ausländische Team. Schafft es ein ausländischer Fussballverein nämlich auf Platz 1, wird er dennoch übergangen.
In solchen Fällen gewinnt stattdessen das Schweizer Team, das an nächster Stelle folgt. Somit können nur Schweizer Teams auch tatsächlich den Pokal gewinnen.