Alan Roura ist einer der letzten Schweizer im Jahr 2020

Jochen Tempelmann
Jochen Tempelmann

Genève,

Noch haben nicht alle Schweizer das Jahr 2021 erreicht: Alan Roura befindet sich mit seinem Segelboot im Südpazifik – auf dem härtesten Segelrennen der Welt.

Alan Roura La Fabrique
Alan Roura befindet sich auf seinem Segelschiff im Südpazifik. Vor wenigen Tagen passierte er die Datumsgrenze. - La Fabrique Sailing Team

Das Wichtigste in Kürze

  • Alan Roura nimmt an einem Segelrennen um die Welt teil.
  • Seit 54 Tagen ist er allein auf hoher See.
  • Zum Jahreswechsel ist er einer der westlichsten Schweizer – und feiert damit als Letzter.

Frohes neues Jahr! Während die Schweiz ins neue Jahr gefeiert hat, gibt es noch eine Handvoll Schweizer, die noch im Jahr 2020 leben. Mitten im Pazifik ist die Zeit zur Schweiz um 11 Stunden verschoben. Dort hält sich noch mindestens ein Schweizer auf: Der Genfer Alan Roura auf seinem Segelboot «La Fabrique».

Roura nimmt derzeit am wohl härtesten Segelrennen der Welt, der Vendée Globe, teil: Ziel ist, die Welt zu umsegeln – Alleine, nonstop, ohne Hilfe von Aussen. Nach 54 Renntagen befindet sich Alan Roura im stürmischen Südpazifik, etwa auf dem Längengrad von Hawaii.

Belastungsprobe sondergleichen für Alan Roura

Am 8. November startete der Genfer an der französischen Atlantikküste mit rund 30 anderen Teilnehmern. Seitdem hat Roura den Atlantik durchquert, Afrikas Südspitze umrundet. Nun segelt er ostwärts Richtung Südamerika, um schliesslich wieder über den Atlantik nach Frankreich zu kommen.

Alan Roura La Fabrique
Der Blick aus dem Cockpit von Alan Roura: Meterhoch türmen sich die Wellen im wilden Südozean. - La Fabrique Sailing Team

Die Reise wird für Roura rund 90 strapazenreiche Tage dauern. Die Teilnehmer segeln rund um die Uhr – auch Nachts müssen Kurs und Segel regelmässig kontrolliert werden. Die Renn-Segelboote erreichen ausgestattet mit Unterwasser-Tragflächen über 50 Kilometer pro Stunde. Jedes eingesparte Gramm macht das Boot schneller – auf Kosten des Komforts.

Um diese Geschwindikeiten zu erreichen, wählen die Segler nicht gerade die komfortabelste Route: Im südlichen Ozean segeln die Teilnehmer in stürmischen Gewässern und meterhohen Wellen – die Temperaturen klettern selten über zehn Grad.

Auch bei Problemen auf sich alleine gestellt

Das Rennen ist eine Belastungsprobe, welche seinesgleichen sucht. Nicht nur, dass Roura alleine die mehrere hundert Quadratmeter grossen Segel bedienen muss: Auch technische Probleme muss der Genfer auf dem 18 Meter langen High-Tech-Schiff alleine lösen.

Vor wenigen Tagen erlitt Roura einen Schaden an seinem schwenkbaren Kiel – die Hydraulik schlug Leck, Öl floss ins Cockpit. Auf hoher See reparierte Roura zwölf Stunden lang den Mechanismus. Die einzige Hilfe ist sein Team in Genf, welches ihm über eine Internetverbindung beraten kann.

Psychische Grenzerfahrung

Mit 27 Jahren ist Roura auch bei seiner zweiten Vendée Globe noch der jüngste Teilnehmer. Der junge Genfer startete mit grossen Ambitionen ins Rennen, liegt jedoch mehrere Tausend Kilometer hinter dem Führenden auf Rang 15. Auch mit der sich abzeichnenden Niederlage muss Roura völlig alleine zurechtkommen.

Als Ende November klar wurde, dass er nach technischen Problemen den Anschluss an die Spitze verloren hatte, konnte Roura seine Tränen nicht zurückhalten. Jahrelang hat er sich und sein Segelboot auf das Rennen vorbereitet. Nun muss er mit der Enttäuschung zurechtkommen.

Nach den Reparaturen zeigt sich der Genfer inzwischen bei verhältnismässig ruhiger See wieder guter Dinge: «Ich habe mich ausgeruht, es tut gut, sich hinlegen zu können, ohne sich überall festhalten zu müssen. Es geht mir besser, sowohl im Kopf als auch körperlich», so der 27-Jährige am 29. Dezember in seinem letzten Update.

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