Darts-Party kehrt zurück: Volle Hütte und bunte Kostüme
Singende Fans, betrunkene Kostümierte und zwei Pfeile werfende Rivalen auf der Bühne: So funktionierte Darts, bis die Pandemie kam. Nun kehrt die grosse Party zurück - und ein Saarländer ist mittendrin.
Das Wichtigste in Kürze
- «It's coming home» lautet das Motto des Sportsommers in England.
Nach der fulminanten und zügellosen Fussball-EM geht es auf der Insel nahtlos weiter - und zwar mit der von Fans und Spielern sehnsüchtig erwarteten Rückkehr der Darts-Party ohne grosse Regeln.
Von der Corona-Politik der Regierung um Boris Johnson, die ab Montag fast alle Restriktionen aufhebt, profitiert auch die Pfeile-Szene um den Deutschen Gabriel Clemens, für die die Lockerungen zu einem idealen Zeitpunkt kommen.
Van Gerwen freut sich auf Zuschauer
Denn am morgigen Samstag beginnt in den prunkvollen Winter Gardens von Blackpool das World Matchplay, das zweitwichtigste Darts-Turnier der Welt. Während zum Start am Wochenende noch diverse Regeln bezüglich Abstand, Masken und Registrierung gelten, heisst es ab Montag: Feuer frei! Der Niederländer Michael van Gerwen ist heiss auf die seit 16 Monaten vermisste Normalität mit Kostümen, Gesängen und Stimmung: «Montagabend in den vollen Winter Gardens. Ich kann es nicht erwarten, wir haben sehr lange auf diesen Tag gewartet.»
Kaum ein Sport lebt so von der Atmosphäre und dem Publikum wie Darts. Die Sportart, die ihren Jahreshöhepunkt stets rund um Weihnachten bei der WM im «Ally Pally» erlebt, inszeniert sich gerne als Event und Massenunterhaltung. Für die Show ist neben dem Sport auch das wilde und bunte Drumherum wichtig. Die Corona-Pandemie bremste das alles aus, monatelang wurde in leeren Hallen gespielt. Bei der WM durften einen Abend lang Fans unter Einschränkungen in die Halle, doch am nächsten Tag waren schon wieder Geisterspiele angesagt.
Und nun das Comeback! Ausgerechnet in Blackpool, bei den Spielern einer der beliebtesten Orte. «Die Atmosphäre ist einfach absolut brillant. Dieses Gebäude an sich und all die Spieler, die dort schon geglänzt haben. Es ist einfach ein beeindruckender Ort, und ich kann es nicht erwarten, dort wieder hinzukommen», sagte Ex-Weltmeister Peter Wright aus Schottland, der seine Anhänger mit seinen bunten Frisuren und Klamotten als Paradiesvogel mächtig anheizt.
«The German Giant» mit Selbstvertrauen
Der Saarländer Clemens, der Max Hopp als besten deutschen Darts-Profi abgelöst hat, ist bereits in England angekommen. Sein Auftaktspiel steigt am späten Sonntagabend (23.00 Uhr/Sport1 und DAZN) gegen den Portugiesen José de Sousa, den Clemens für den Favoriten hält. In Grossbritannien wird diese eigentlich unscheinbare Partie ein klein wenig in die Geschichte eingehen: Es wird vorerst das letzte Darts-Spiel sein, bei dem die Zuschauerzahlen limitiert sind und bei dem zahlreiche Corona-Regeln gelten.
«The German Giant», wie Clemens genannt wird, geht mit viel Selbstvertrauen in das Top-Turnier. «Ich habe schon öfter gezeigt, dass ich die guten Jungs ärgern kann, und das wird dieses Mal auch mein Ziel sein», sagte der 37-Jährige dem Fachportal «Checkout - Der Darts-Podcast». Bei seinem Debüt besiegte Clemens im Vorjahr Ex-Weltmeister Rob Cross. Damals fand das Turnier wegen der Restriktionen nicht in den Winter Gardens statt, sondern vor einer Geisterkulisse in der leeren Marshall Arena in Milton Keynes.