eSports wird in der Coronakrise zur Alternative
Spielen ohne Publikum und abgesagte Turniere: Die Coronakrise macht auch vor dem eSports keinen Halt. Doch vor dem Aus steht der digitale Sport dennoch nicht.
Das Wichtigste in Kürze
- Bundesliga, French Open, EM 2020: viele Sportevents fallen in der nächsten Zeit der Coronakrise zum Opfer.
- Auch im eSports mussten einige Ligen pausieren oder gar abgesagt werden.
- Doch der Vorteil am digitalen Sport: Über das Internet kann es weitergehen.
Das Coronavirus grassiert – und die Welt befindet sich im Ausnahmezustand. Auch der eSports muss sich an die neue Lage anpassen. Einige Ligen mussten pausieren, viele mit Publikum geplanten Finalspiele wurden abgesagt.
Die achte Woche der europäischen League-of-Legends-Liga LEC wurde nur wenige Stunden vor Start verschoben, weil ein Mitarbeiter möglicherweise mit dem Virus in Kontakt gekommen war. Die Fans der Liga mussten damit auf ihr Wochenendprogramm verzichten - doch sie bekamen eine Alternative geboten.
Kurzfristig wurden Trainingsspiele organisiert, in denen zehn LEC-Profis in gemischten Teams gegeneinander antraten. Bis zu 15.000 Zuschauer gleichzeitig schalteten dabei über zwei Tage bei den Übertragungen der LEC-Kommentatoren ein, die auf der Streamingplattform Twitch zu sehen waren.
Für Jacob «YamatoCannon» Mebdi, Experte bei den offiziellen Übertragungen und einer der Kommentatoren der Trainingsspiele, war das jedoch nur ein schwacher Trost. «Es war nett, aber in normalen Bedingungen hätte ich die reguläre Übertragung vorgezogen.»
eSports steht trotz Coronavirus nicht vor dem Aus
Dennoch hat eSports gegenüber anderen Sportarten einen grossen Vorteil: Spiele können auch von Zuhause vor dem eigenen PC stattfinden. Das nutzen auch Formel-1-Fahrer, deren Saisonauftakt in Australien auf unbestimmte Zeit verschoben worden war. Beim sogenannten «Not the Aus GP» wurde das Rennen von 20 Fahrern im Spiel F1 2019 nachgespielt.
Unter den Teilnehmern waren sowohl eSportler, aber auch Rennfahrer wie Lando Norris vom Formel-1-Rennstall McLaren. Der Brite ist auch in seiner Freizeit als Streamer aktiv, beim «Not the Aus GP» schauten ihm sogar bis zu 50.000 Leute zu. Zum ebenfalls abgesagten Rennen in Bahrain ist für diesen Sonntag eine Fortsetzung geplant.
Ähnliches soll es auch im Fussball geben. Der Club Leyton Orient aus England plant ein Benefizturnier in FIFA 20, in dem Fussballspieler an der Konsole gegeneinander antreten sollen. Für die Idee konnte der Viertligist 128 Clubs aus ganz Europa überzeugen. Die Spendeneinnahmen sollen kleinen englischen Fussballvereinen helfen, die durch die Spielpause in finanzielle Schwierigkeiten geraten, aber auch einer Sammelaktion für die Weltgesundheitsorganisation WHO.
Doch im eSports sind die Pausen nur von kurzer Natur. Bereits diese Woche sollen die League-of-Legends-Ligen LEC in Europa und LCS in Nordamerika weitergehen, die Teams spielen jedoch nicht in den Studios, sondern von ihren jeweiligen Trainingsstätten aus. «Wir gehen zurück zu den Wurzeln, so haben wir früher Turniere gespielt», erinnert sich YamatoCannon an die Anfangszeit des LoL-eSports, in der er selbst als Spieler aktiv war.
Auch die Kommentatoren werden Zuhause arbeiten. «Wir würden es lieber im Studio machen, aber die Sicherheit geht vor», sagt YamatoCannon. «Es wird eine einzigartige und herausfordernde Erfahrung, aber wir haben die richtige Crew dafür.»