Junge Ärzte können weder gipsen, noch schienen
Muss ein Arzt das Röntgenbild eines Bruches beurteilen und den Patienten versorgen können? In der Schweiz nicht. Zumindest laut der obligatorischen Grundausbildung. Dagegen wehren sich jetzt Hausärzte und die Suva.
Das Wichtigste in Kürze
- Junge Ärzte können lernen weder Röntgenbilder zu lesen, noch Brüche zu schienen.
- Das ist besonders in Bergregionen zur Wintersportsaison ein Problem.
- Zudem kostet die Behandlung im Spital durchschnittlich 600 Franken mehr pro Patient.
- Die Suva und die Schweizerische Gesellschaft für Traumatologie und Versicherungsmedizin wollen darum Unfall-Kurse für Ärzte anbieten.
Arm gebrochen? Dann sofort zum nächsten Arzt – denkt man. Tatsächlich lernen junge Mediziner aber weder ein Röntgenbild zu lesen, noch einen Bruch zu schienen oder gipsen.
Die Unfallmedizin ist zur Zusatzausbildung geworden und gehört nicht mehr in die obligatorische Ausbildung. Ist der Arm gebrochen, lassen junge Ärztinnen und Ärzte die Finger davon: Der Patient muss von der Arztpraxis ins nächstgelegen Spital gebracht werden. Hier übernehmen Unfallmediziner die Behandlung.
Wintersportregionen in der Klemme
Dass junge Ärzte bei Unfällen handlungsunfähig sind, ist besonders zur Wintersportzeit in den Bergregionen ein Problem. Ins Gewicht fällt auch der Preis. Ein durchschnittlicher Behandlungsfall beim Hausarzt kostet 300 Franken, im Spitalambulatorium sind es 900, rechnet die Suva in der «NZZ» vor.
Unfallkurs für Ärzte
Die entstandenen Mehrkosten gehen meist zu Lasten der Suva. Darum setzt sie sich zusammen mit der Gesellschaft für Traumatologie und Versicherungsmedizin (SGTV) für spezielle Kurse in Unfallchirurgie ein. «Wer in einer ländlichen Region arbeitet, müsste eigentlich ein Röntgenbild beurteilen und die Erstversorgung übernehmen können», sagt Dominik Heim, Unfallchirurg und Präsident der SGTV zur «NZZ».