Bayern warten auf «Domino-Effekt» - Hernández: «Pack ma's»

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Deutschland,

Kapitän Neuer erhält nach der Kritik seines Beraters an der Transferpolitik des FC Bayern einen Anruf des Chefs. Rummenigge kündigt weitere Einkäufe an, wartet auf ein Signal von Sané und stichelt Richtung Dortmund. Der Rekordeinkauf verkauft sich gut.

Sprach sogar schon ein paar Worte Deutsch: Lucas Hernández. Foto: Matthias Balk
Sprach sogar schon ein paar Worte Deutsch: Lucas Hernández. Foto: Matthias Balk - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Rekordeinkauf Lucas Hernández hatte sich gut vorbereitet und sammelte bei seiner Vorstellung im Beisein von Ehefrau Amelia und seines kleinen Sohnes Martin sofort Pluspunkte beim für ihn so «grossen» FC Bayern.

«Servus. Ich bin Lucas. Ich bin glücklich, hier zu sein. Ich freue mich auf eine gute Saison mit dem FC Bayern. Also: Pack ma's!», sagte der 23 Jahre alte Franzose auf Deutsch am Montag im Pressesaal der Münchner Allianz Arena.

Seitlich über Hernández prangte ein Bild, auf dem der Neuzugang von Atletico Madrid, der beim deutschen Rekordmeister «ein Leader» werden möchte, den goldenen WM-Pokal küsst. Titel und Trophäen - das sind die Ziele, die der anschliessend in seiner Heimatsprache antwortende Weltmeister auch in den zunächst fünf Vertragsjahren in München gewinnen möchte - allen voran «die wundervolle Champions League».

Es liege jetzt an ihm zu zeigen, «dass die 80 Millionen Euro in mich gut investiert sind». Wann er erste Beweise liefern kann, ist noch offen: Beim Trainingsstart des Rekordmeisters mit einer Kleingruppe von acht Profis um Thomas Müller, Thiago und HSV-Zugang Fiete Arp konnte der neue Bayern-Star nach einer Operation am rechten Knie auf dem Platz noch nicht gegen den Ball treten.

Hernández wartet ungeduldig auf das «grüne Licht» der Ärzte. Zum Bundesligastart Mitte August gegen Hertha BSC möchte er unbedingt dabei sein - dann läuft er mit der «21» auf dem Trikot auf, die früher Philipp Lahm trug. «Das ist eine historische Nummer in diesem Verein», sagte Hernández. Er will in Lahms Fussstapfen treten.

Wer Hernández beobachtete und ihn reden hörte, erlebte einen Spieler, der sich um die internationale Wettbewerbsfähigkeit seines neuen Arbeitgebers augenscheinlich nicht sorgt. Die bisher überschaubaren Transferaktivitäten bestimmten aber den Grossteil der Pressekonferenz, bei der Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge vor allem eines tun musste - beschwichtigen. «Wir sind noch nicht am Ende», versicherte der Vorstandsvorsitzende. Man sei «grundsätzlich bereit», nach Hernández und dessen Landsmann und Weltmeisterkollegen Benjamin Pavard (35 Mio Euro) vom VfB Stuttgart weitere «Topspieler» zu holen. «Wir arbeiten mit Hochdampf an dem Transfermarkt», erklärte Rummenigge.

Auch bei Nationalspieler Leroy Sané von Manchester City sei man am Ball. «Wir sind bereit!» Die Bayern-Führung erwartet nach dem Urlaub des Aussenangreifers zeitnah ein Signal über dessen Zukunftsplanung. «Wir müssen abwarten, ob sich in der Richtung etwas bewegt.»

Rummenigge verwies mehrfach auf die erst Anfang September endende Transferfrist. Man habe schon häufiger grosse Transfers erst spät im Sommer realisiert, etwa bei den Verpflichtungen der Topspieler Mark van Bommel, Arjen Robben, Javi Martínez oder auch Xabi Alonso.

Im globalen Markt müssen die Münchner abwarten, was noch grössere Vereine mit noch mehr Geld tun. «Es muss ein Dominostein fallen. Auf den wartet man in Fussball-Europa. Wenn es den gibt, dann werden viele Transfers folgen», glaubt Rummenigge. Beim «Domino-Effekt» könnte auch der FC Bayern zum Zuge kommen, aber zu veränderten Preisen.

«Wir sprechen bei dreistelligen Millionenbeträgen fast schon von Normalität», bemerkte Rummenigge. Den Fans - über 1000 kamen zum ersten Training - versprach er: «Wir werden eine Mannschaft haben, die in allen drei Wettbewerben sehr wettbewerbsfähig antreten wird.»

Ein Telefonat hatte Rummenigge am Morgen mit Kapitän Manuel Neuer geführt. Dessen Berater Thomas Kroth hatte die Konkurrenzfähigkeit des aktuellen Bayern-Kaders gerade auf internationaler Ebene infrage gestellt. «Thomas Kroth ist nicht das Sprachrohr von Manuel Neuer in dieser Angelegenheit gewesen, sondern es handelt sich hier um eine rein private Meinung von Thomas Kroth», sagte Rummenigge. Die Kritik des Beraters empfand der Bayern-Chef «etwas eigenartig».

Die Münchner Bosse halten nach einer internen Situationsanalyse vor allem eine quantitative Anpassung des Kaders für notwendig - plus eine Qualitätssteigerung auf der offensiven Aussenbahn. In der Abwehr sieht Rummenigge den Kader dagegen «top aufgestellt» mit Hernández und Pavard sowie Niklas Süle in einer möglichen Dreierkette und Joshua Kimmich sowie David Alaba als offensiven Aussenverteidigern.

Rummenigge garnierte seine Einschätzung mit einer Stichelei in Richtung Borussia Dortmund, das Mats Hummels zurückgeholt hat. «Ich habe gelesen, der beste deutsche Innenverteidiger würde nicht mehr beim FC Bayern spielen. Ich bin der Meinung, der beste deutsche Innenverteidiger spielt bei Bayern München und im übrigen auch in der Nationalmannschaft dort.» Gemeint war damit natürlich Süle.

Bei Rummenigges Aufzählung der Abwehrkräfte kam Jérôme Boateng gar nicht mehr vor. «Der Trainer plant primär mit Niklas, Lucas und Benjamin», bemerkte Rummenigge. Darum ging schon Hummels, darum ist auch Boateng ein Wechselanwärter. Dass der Weltmeister von 2014 den Verein vorzeitig verlasse, sei aber «nicht klar», sagte Rummenigge. Fest stehe nur: «Es wird uns kein Stammspieler mehr verlassen.»

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