Rhythmische Sportgymnastik: Turnverband stellt Trainingsbetrieb ein
Der CH-Turnverband stellt ab sofort den Trainingsbetrieb im Nationalkader und im Juniorinnen-EM-Projekt in der Sparte Rhythmische Sportgymnastik ein.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Turnverband (STV) stellt das Training der Rhythmischen Sportgymnastik per sofort ein.
- Damit reagiert der STV auf neue Vorwürfe gegenüber verschiedenen Trainern.
- Nun wird eine externe Untersuchung in Auftrag gegeben.
Der Schweizerische Turnverband (STV) kommt derzeit in der Sparte Rhythmische Sportgymnastik nicht zur Ruhe: Der Trainingsbetrieb im Nationalkader und im Juniorinnen-EM-Projekt wird per sofort und bis auf Weiteres eingestellt.
Der Schweizerische Turnverband reagiert mit dieser Massnahme auf neue Vorwürfe, die am Montag im «Blick» publik wurden. Die Neuigkeit kommt, nachdem am vergangenen Mittwoch die Cheftrainerin und die Nationaltrainerin entlassen wurden.
Dieser Schritt erfolgte nach einer internen Untersuchung, da ehemalige Athletinnen in der Öffentlichkeit über schwere Verfehlungen berichteten. Unter anderem seien die Gymnastinnen angehalten worden, trotz Verletzungen weiter zu trainieren. Zudem kam es zu physischen und verbalen Übergriffen.
Entlassungen brachte keine Ruhe
Offenbar kehrte danach in der Sparte Rhythmische Sportgymnastik keine Ruhe ein. Im Gegenteil: Dem STV wurden weitere Vorwürfe im Bereich Ethik gegen verschiedene Trainerinnen zugetragen. Und auch das Boulevard-Blatt beschrieb erneut Fälle, die erst wenige Monate zurückliegen.
Der Schweizerische Turnverband hat sich deshalb gemäss eigenen Angaben für den Halt entschieden. Eine externe Untersuchung wird in Auftrag gegeben. In einer Mitteilung liess sich Erwin Grossenbacher, Zentralpräsident des STV, zitieren. Er drückte sein Bedauern darüber aus, «dass Gymnastinnen in der Ausübung ihres Sports negative Erlebnisse hatten und Leid ertragen mussten».
Es gibt aber auch andere Meinungen zu den Trainingsmethoden der Entlassenen. Die «NZZ am Sonntag» liess etwa eine Sportlerin zu Wort kommen, die sich hinter die entlassene Cheftrainerin Iliana Dineva stellte. Und die Bulgarin selbst kündete im selben Artikel an, dass sie ihre Entlassung wohl juristisch anfechten werde.
«Rhythmische Sportgymnastik ist wie Ballett»
Der Konflikt in der Schweiz rund um die Ethik in der Sparte Rhythmische Sportgymnastik ist laut der SDA nicht neu. In dieser Disziplin stünden die Athletinnen im Teenager-Alter im Zenit.
Der Autor der «NZZ am Sonntag» beschrieb es wie folgt: «Rhythmische Sportgymnastik ist wie Ballett: Was das Publikum sieht, wirkt elegant, graziös, federleicht. Was es nicht sieht: den Trainingsalltag. Rau, schonungslos, unerbittlich. Zyniker sagen, Kunstturnen sei ein Funsport dagegen.»
Bereits in der Vergangenheit hatte es in der Sparte deshalb diverse Vorfälle, Probleme oder Ausschlüsse gegeben. Matthias Remund, der Direktor des Bundesamtes für Sport, sagte der «NZZ am Sonntag»: «In der Rhythmischen Gymnastik braucht es einen Kulturwandel, eine eigene Trainingskultur, einen Schweizer Weg. In diese Richtung wollen wir den STV begleiten.»
Zuvor soll er einst gesagt haben, dass in der Sparte Trainingsphilosophien angewandt werden, die: «nicht zu unserem Land, zu unseren ethischen Vorstellungen, zu den Idealen der Schweizer Sportförderung passen».