So will Ex-Boxweltmeister Andy Ruiz Jr. seine Karriere retten
Beim Rückkampf gegen Anthony Joshua wurde Sensationsweltmeister Andy Ruiz Jr. regelrecht vorgeführt. Die Karriere lag in Trümmern – nun gibt es die neue Chance.
Das Wichtigste in Kürze
- Im Juni 2019 holte Andy Ruiz Jr. sensationell die WM-Krone im Schwergewicht.
- Sechs Monate später blamierte er sich im Rückkampf gegen Anthony Joshua.
- Jetzt will er seine Karriere retten – mit einem absoluten Star-Coach im Hintergrund.
Der Höhenflug des Andy Ruiz in der Boxwelt war ein kurzer. Im Juni 2019 schockte der klare Aussenseiter Ruiz die Schwergewichtskategorie. Mit seinem Sensationssieg über Anthony Joshua wurde er über Nacht vom Box-Nobody zum Schwergewichts-Weltmeister.
Die ersten drei Monate nach dem unerwarteten Triumph verbrachte Ruiz im Rausch, wie sein Ex-Coach berichtet. «Ich war im Gym, aber er war zuhause und machte sein eigenes Ding», so Manny Robles. «Der Ruhm und das Geld waren überwältigend für ihn. Er wusste wohl nicht, wie er damit umgehen sollte.»
Die Folge des raketenhaften Aufstiegs war ein tiefer Fall. Statt sich auf den Rückkampf gegen Joshua im Dezember vorzubereiten, ging der US-Mexikaner lieber feiern. Die Rechnung dafür bekam er beim «Clash in the Dunes» in Diriyya präsentiert. Joshua führte Ruiz über zwölf Runden lang vor – und holte sich seine Titel zurück.
Nach der Blamage in Saudi-Arabien gestand der 30-Jährige bei der Pressekonferenz kleinlaut sein Fehlverhalten ein. Er habe zuviel gefeiert und sei «fett und langsam» geworden. Trainer Robles war fuchsteufelswild, die Pressekonferenz war das letzte Treffen der beiden.
Neustart im «Team Canelo»
«Es ist nicht mein Job, ihn jeden Tag anzurufen», so Robles nach der Pleite gegen Joshua. «Er ist ein erwachsener Mann und kein kleiner Junge, so sollte man ihn auch behandeln. Aber man kann jemanden nicht dazu zwingen, etwas zu wollen. Vielleicht hat ihn diese Niederlage bescheidener gemacht.»
Den ersten Schritt auf dem Weg zurück in den Ring hat der entthronte Ex-Weltmeister nun gemacht. An die Stelle seines Ex-Trainers tritt mit Eddy Reynoso einer der bekanntesten Box-Coaches der Gegenwart. Zum Stall des Mexikaners gehört auch Saul «Canelo» Alvarez, seines Zeichens mehrfacher Weltmeister im Mittelgewicht.
Die Allianz mit Alvarez und Reynoso ist ein Signal von Ruiz, dass es ihm ernst ist mit seiner Karriere. Im Gym des Trainer-Veteranen ist Ruiz nur einer von vielen, wird sich einordnen und disziplinieren müssen. Und Canelo selbst ist vielleicht die beste Motivation, die Ruiz aktuell bekommen kann. Alvarez ist für seinen sauberen, fokussierten Lebensstil bekannt – das fehlt Ruiz bisher.
Noch ist für den 30-Jährigen kein nächster Kampf angesetzt – sicher ist nur, dass es nicht Anthony Joshua sein wird. Der Brite sollte eigentlich im Juli zur Pflichtverteidigung gegen Kubrat Pulev antreten. Aufgrund des Coronavirus ist aber auch denkbar, dass Joshua 2020 nur einen Kampf bestreitet. Der wird nicht gegen Ruiz, sondern wohl gegen Tyson Fury angesetzt.
Wie geht es weiter für Andy Ruiz Jr.?
Für den Mexikaner dürfte der nächste Gegner Dominic Breazeale sein. Der 34-Jährige ging vor einem Jahr im Titelkampf gegen Deontay Wilder in Runde eins K. o. – sowohl er als auch Ruiz hätten also etwas zu beweisen.
Die wahrscheinlichste Alternative für Ruiz wäre der Kubaner Luis Ortiz. Auch der 41-Jährige ging in seinem letzten Kampf im November gegen Wilder K.o., hielt aber zumindest sieben Runden durch.
Klar ist: Für Ruiz ist der nächste Kampf der wichtigste in seiner bisherigen Karriere. Die aktuelle Zwangspause im Boxsport aufgrund der Pandemie kommt ihm gerade recht. Bis zu seinem Ring-Comeback könnte die Pleite gegen Joshua fast ein Jahr her sein. Damit bleibt genug Zeit, um sich von Reynoso, Canelo und dem restlichen Team in Form bringen zu lassen.