St. Brown vor NFL-Draft: «The mission just started für mich»
Jakob Johnson bei den Patriots und Equanimeous St. Brown bei den Packers - so viel ist für die kommende NFL-Saison klar. Doch für welches Team läuft der zweite der St.-Brown-Brüder auf?
Das Wichtigste in Kürze
- Irgendwann zwischen Donnerstag und Samstag in Los Angeles hat ein einziger Anruf enormen Einfluss auf das weitere Leben von Amon-Ra St.
Brown.
Vielleicht steht der 21 Jahre alte Deutsch-Amerikaner in dem Moment mit Freunden zusammen und versucht, sich während seiner Draft-Party am Freitag mit einem Wurfspiel im Garten abzulenken. Womöglich kommt der Anruf aus der NFL auch schon am Donnerstag, und nur die Familie ist da - oder alles zieht sich bis Samstag, und vor allem seine Eltern werden auf eine nervliche Belastungsprobe gestellt. Wer weiss schon, wie die 32 Teams wirklich ticken und wie sie die Fähigkeiten einschätzen, für die er trainiert hat, seit er ein kleines Kind war. Aber da muss er jetzt eben durch.
«Ich freue mich, aber ich will, dass ich auch schnell damit fertig bin. Das dauert und du hast Stress, du weisst nie, was passiert», sagt St. Brown auf deutsch im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. «Ich kann jetzt nichts mehr sagen oder machen, damit jemand seine Meinung ändert.» Ziemlich deutlich formuliert es Vater John Brown: «Ich freue mich überhaupt nicht darauf. Ich mag den Draft nicht.» Denn: «Die bewerten deinen Sohn. Ein Vater und Trainer bewertet seinen Sohn anders, als Teams das tun. Nicht zu wissen, wo dein Kind landet, das ist ein furchtbares Gefühl.»
Seit die drei Söhne Equanimeous, Osiris und Amon-Ra Kinder sind, hat John Brown sie auf eine Karriere als Profisportler vorbereitet. Neben weiteren Gründen hat er auch deswegen den Nachnamen seiner Jungs ergänzen lassen. «St. Brown auf einem Trikot sieht einfach besser aus», sagt er. Vom fünf Jahre alten Amon-Ra gibt es Videoaufnahmen, wie er unter Anleitung des Mr. Universe von 1981 und 1982 Gewichte stemmt. Dass Amon-Ra nun seinem ältesten Bruder in die NFL folgt, «bedeutet für mich, dass mein Programm funktioniert hat», sagt Brown. «Ich laufe über vor Freude deswegen.» Nun aber ist er machtlos und ganz den Urteilen der Trainer und Manager ausgeliefert.
Im Gegensatz zu Supertalenten wie Erling Haaland von Borussia Dortmund, die im europäischen Fussball mit 17, 18, 19 Jahren mit der Familie und Beratern auswählen und entscheiden können, bei welchem Spitzenteam sie ihre Karriere als Profi beginnen wollen, haben angehende NFL-Spieler kein Mitspracherecht. 259 Mal entscheidet zwischen der ersten Runde am Donnerstag (2.00 Uhr Freitag MESZ) und der siebten Runde am Samstag allein das Team, wohin ein junger Mensch geht.
Das Interesse an Amon-Ra St. Brown ist gross («Ich habe mit 28 oder 29 Teams geredet, also mit fast jedem Team»), aber dass weder diese Gespräche noch die Prognosen von Experten etwas bedeuten, wissen sie in der Familie seit dem Draft vor drei Jahren nur zu gut.
Amon-Ras älterer Bruder Equanimeous St. Brown war 2018 als Wahl für die dritte Runde gehandelt worden - und kam dann erst an 207. Stelle zum Zug, als sich die Green Bay Packers in der sechsten Runde für ihn entschieden. «Ich wäre schockiert, wenn er später als in Runde vier gedraftet würde», sagte Berater Joby Branion dem ZDF über Amon-Ra St. Browns Prognosen. «Ich glaube, es gibt eine Chance, dass er in Runde eins gedraftet wird. Wahrscheinlich in Runde zwei oder drei.»
So in etwa sind auch die Meinungen vieler anderer Experten im American Football - und auch in der Familie selbst. Denn die zweite und dritte Runde sind beide am Freitag, wenn zur Draft-Party südlich von Los Angeles eingeladen ist.
Die soll, darin sind sich Vater und Sohn einig, nicht als Feier eines Ziels missverstanden werden. «Nicht für meinen Sohn, aber für manche sieht der Draft aus wie die Ziellinie. Aber es ist nicht die Ziellinie. Es ist der Startblock», sagt John Brown. Mit den Worten von Amon-Ra St. Brown: «Es fängt jetzt richtig an. The mission just started für mich.»