Turnerinnen klagen britischen Turnverband wegen Missbrauch an
Insgesamt 17 ehemalige Turnerinnen von British Gymnastics haben eine Sammelklage gegen den Turn-Verband eingereicht. Es geht um Missbrauch. Wie in der Schweiz.
Das Wichtigste in Kürze
- Ehemalige Turnerinnen erheben Missbrauchs-Vorwürfe gegen den englischen Turnverband.
- Eine Sammelklage wurde nun eingereicht, das Urteil wird im Sommer erwartet.
- Auch in der Schweiz haben sich bekanntlich Turnerinnen erfolgreich gewehrt.
Das kennen wir doch. Dem britischen Turnverband wird systematischer Missbrauch an Turnerinnen vorgeworfen.
Die Trainer des britischen Teams sollen die Turnerinnen unterdrückt und psychisch missbraucht haben. Es kommt zur Sammelklage: Jetzt reichen 17 ehemalige Turnerinnen Klage ein!
Die mutmasslichen Opfer sind angeblich im Alter zwischen sechs und 23 Jahren missbraucht worden. Die Anklageschrift lautet auf «Fahrlässigkeit und Pflichtverletzung».
Mitklägerin und Olympiasiegerin erhebt schwere Vorwürfe
Hannah Whelan (28), Olympiasiegerin 2008 und 2012, sagt: «Wir müssen diese Mängel endlich anerkennen. Den Betroffenen müssen wir helfen und durch die Klage können wir eine notwendige Veränderung herbeiführen.»
Die zuständige Anwaltskanzlei der Turnerinnen lässt verlauten, dass der Verband zur Rechenschaft gezogen werden muss.
Körper-Beschämung, selbst bei kleinen Kindern, seien legitime Druckmittel gewesen des Verbandes. Man habe Erfolge über das Wohl der Turnerinnen gestellt, damit dürfe British Gymnastics nicht durchkommen.
Im Sommer soll Urteil fallen
Das Urteil des Prozesses soll im Sommer durch ein britisches Gericht entschieden werden. British Gymnastics selbst hat sich noch nicht konkret zu den Vorwürfen geäussert.
Der Verband lässt nur verlauten: «Wir werden einen Kommentar abgeben, sobald wir die Gelegenheit hatten, die Klage vollständig zu prüfen.»
Schweiz hat ähnlichen Fall
Missbrauchs-Vorwürfe gegen Turn-Funktionäre? Das ist uns in der Schweiz bestens bekannt. Letzten November erhebt die ehemalige Spitzenturnerin Ariella Käslin (33) mit acht weiteren Kolleginnen schwere Vorwürfe gegen den Schweizer-Trainerstab in Magglingen.
Die 33-Jährige nennt dabei ähnlich abstruse Missbrauchs-Methoden. Der Staff muss darauf bei der zuständigen Behörde vor dem Ständerat antraben.
Und sogar Bundesrätin und Sportministerin Viola Amherd hat eingegriffen, die Verantwortlichen mussten auch bei ihr antanzen.
Die Folge: Beim Schweizer-Turnverband rollen die Köpfe. Der STV trennt sich von Cheftrainerin Iliana Dineva und Nationaltrainerin Aneliya Stancheva. Fabien Martin, Nationaltrainer der Frauen, darf allerdings bleiben.
In der Chef-Etage wird rotiert: Mit Béatrice Wertli wird die Führung neu besetzt.