«Unerträgliche Schmerzen»: England trauert nach EM-Finale

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Deutschland,

Die englischen Jahre des Fussball-Leidens gehen weiter. Die Auswahl von Gareth Southgate verliert das EM-Finale gegen Italien im Elfmeterschiessen. Die, die vom Punkt scheiterten, sind untröstlich - und werden danach auch noch Zielscheibe von Rassismus.

Untröstlich: Kalvin Phillips (l) und Luke Shaw (r) versuchen Bukayo Saka nach seinem Fehlschuss aufzurichten. Foto: Carl Recine/Pool Reuters/AP/dpa
Untröstlich: Kalvin Phillips (l) und Luke Shaw (r) versuchen Bukayo Saka nach seinem Fehlschuss aufzurichten. Foto: Carl Recine/Pool Reuters/AP/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Gareth Southgate ging sofort zum untröstlichen Bukayo Saka.

Der 19-Jährige kämpfte nach seinem entscheidenden Fehlschuss im Elfmeter-Drama von Wembley im Arm seines Trainers lange mit den Tränen.

«Natürlich ist es herzzerreissend für die Spieler», sagte Southgate spät am Abend, nachdem der englische Traum vom ersten grossen Fussball-Titel seit 55 Jahren durch das 2:3 im Elfmeterschiessen gegen Italien auf bitterste Art und Weise geendet war. «Es ist nicht ihre Schuld», betonte Southgate.

Rassistische Beleidigungen im Internet

Viele enttäuschte Three-Lions-Anhänger sahen das offenbar anders und beleidigten den Profi des FC Arsenal im Internet rassistisch. Auch der Noch-Dortmunder Jadon Sancho (21) und Marcus Rashford (23), die beide allein für das Elfmeterschiessen eingewechselt worden waren und dann ebenfalls nicht trafen, wurden Zielscheibe von üblen Kommentaren.

Die FA reagierte in der Nacht mit einer Stellungnahme. «Wir könnten nicht deutlicher machen, dass jeder, der hinter solch widerlichem Verhalten steckt, als Anhänger unseres Teams nicht willkommen ist. Wir werden tun, was wir können, um die betroffenen Spieler zu unterstützen und drängen zugleich auf die härtest möglichen Strafen für jeden, der verantwortlich ist», hiess es.

«Gewinnen und verlieren als Team»

Alle drei waren schon unmittelbar nach der Entscheidung kaum aufzurichten. «Niemand ist auf sich alleine gestellt. Wir gewinnen und verlieren als Team», sagte Southgate, der die Schuld auf sich nahm: «Das ist meine Entscheidung, nicht die der Spieler. Wir haben die besten Schützen ausgewählt, die auf dem Feld standen.» Er, sagte der 50-Jährige, sei der, dem die Schuld zu geben sei.

In Deutschland kam die Wahl der Schützen nicht gut an. «Die Auswahl war nicht besonders glücklich von Southgate. Mich stört so ein bisschen die Balance zwischen Erfahrung und Jugendlichkeit», sagte Ex-Nationalspieler Michael Ballack bei Magenta TV. Nach Kapitän Harry Kane (27) und Abwehrchef Harry Maguire (28), die beide trafen, hatten drei der jüngsten Engländer ihre Versuche vergeben. «Sehr fahrlässig» fand Rio-Weltmeister Per Mertesacker die Auswahl im ZDF.

In der Kabine war es still, berichtete Southgate. Der britische Prinz William, der zuvor auf der Ehrentribüne seinen Sohn George getröstet hatte, kam kurz zu den Spielern. «Er hat ihnen gedankt für ihren Einsatz», sagte Southgate und ergänzte zur Stimmung: «Sie können sich vorstellen, wie es dort aussieht.»

«Unerträgliche Schmerzen»

Die englischen Zeitungen schwankten spät zwischen riesiger Enttäuschung und Stolz. «Unerträgliche Schmerzen - die heldenhaften Three Lions verlieren im Elfmeterschiessen», schrieb der «Mirror». «Nicht schon wieder! Ein mutiges England verliert im herzzerreissenden EM-Finale im Elfmeterschiessen gegen Italien», meinte der «Daily Star».

Im Wembley-Stadion weinten viele Fans. Zugleich bestand die Befürchtung, dass einige Anhänger ihre Wut in der Stadt oder auf dem Heimweg explodieren lassen. Schon vor dem Anpfiff hatte es in London und unmittelbar am Stadion mehrere hässliche Szenen gegeben.

Zu Southgate und den Spielern drang das zunächst nicht vor. «Wir wollten ihnen noch eine Nacht schenken und die grösste Party aller Zeiten», sagte Southgate, der während des Turniers in England zum Helden geworden war. Vor 25 Jahren, im EM-Halbfinale ebenfalls in Wembley gegen Deutschland, war er es gewesen, der den entscheidenden Elfmeter vergeben hatte.

Southgate: «Haben Geschichte geschrieben»

Mit Saka konnte er deshalb wohl ganz besonderes fühlen. «Er ist ein super Junge», sagte Southgate über den 19-Jährigen. «Er hat ein unglaubliches Turnier gespielt, er wird ein Star werden. Wir müssen da sein, um ihn zu unterstützen und ihm zu helfen. Aber ich bin sicher, er wird auch von aussen eine Menge Liebe bekommen.»

Der Ex-Profi betonte, wie stolz er auf seine Spieler sei. «Sie haben Geschichte geschrieben, mehrere Male im Turnier», sagte Southgate. «Sie haben alles gegeben, was sie konnten. Nicht nur heute Nacht, sondern das gesamte Turnier. Sie sollten ihren Kopf oben halten. Sie haben dem Land unglaubliche Momente beschert.»

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