Wada: 145 Doping-Verdachtsfälle in Moskauer Labor manipuliert

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Deutschland,

145 von rund 300 verdächtigen Dopingfällen seien von Manipulationen im Moskauer Kontrolllabor betroffen. Die Wada will eine vollständige Aufklärung.

günter younger
Günter Younger ist der Chefermittler der Welt-Anti-Doping-Agentur. Foto: Valentin Flauraud/Keystone/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Im Moskauer Kontrolllabor wurden offenbar 145 Doping-Verdachtsfälle manipuliert.
  • Dies sagte Wada-Chefermittler Günter Younger in einem Interview.

Von rund 300 verdächtigen Dopingfällen aus dem Moskauer Kontrolllabor wurden «145 von Löschungen oder Manipulationen beeinträchtigt. Wir konnten feststellen, welche Datei gelöscht worden ist und wann.» Dies sagte Wada-Chefermittler Günter Younger in einem Interview der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung».

«Wir konnten feststellen, welche Datei gelöscht worden ist und wann. Aber wir können sie nicht in jedem Fall wiederherstellen. Manche Daten sind forensisch gelöscht», sagte Younger.

Ausschluss für Russland

Die Wada hatte den russischen Sport wegen der Manipulation von Daten aus dem Moskauer Labor für vier Jahre ausgeschlossen. Es wurde unter anderem ein Olympia-Bann für die russische Mannschaft ausgesprochen. Die russische Antidoping-Agentur legte dagegen Einspruch beim Internationalen Sportgerichtshof Cas ein, sie rechnet mit einem Urteil im April oder Mai. Erst vor einer Woche hatte die Wada das Testlabor in Moskau erneut vorübergehend geschlossen.

RUSADA Doping Olympia 2022
Das Logo der Russischen Anti-Doping-Agentur Rusada. - dpa

Younger war mit seinem Team von Mai bis November «nur damit beschäftigt festzustellen, welche Dateien verändert, gelöscht oder hinzugefügt wurden. Zum Teil sind die Aktionen rückdatiert worden», sagte der erfahrene Ermittler. «Dafür wurde die gesamte Datenbank auf ein Datum eingestellt, das vier Jahre zurückliegt, dann hat man gelöscht». Das berichtete Younger und versicherte: «Wir werden aber alle 298 Fälle ausermitteln.»

Younger gegen Totalausschluss

Einen Komplett-Bann russischer Athleten von Olympischen Spielen hält er trotz der gravierenden Ausmasse von Doping und Manipulationen nicht für richtig. «Ich bin gegen eine Pauschalbestrafung», betonte Younger.

russland doping
Russland hat offiziell Einspruch gegen die neuen Sanktionen der Welt-Anti-Doping-Agentur Wada und die damit verbundene Olympiasperre für Tokio 2020 und Peking 2022 eingelegt. Foto: Jean-Christophe Bott/KEYSTONE/dpa - dpa

«Wenn Sie schauen, wer das aufgedeckt hat, stellen Sie fest: Das waren weder Europäer noch Amerikaner noch wir bei der Wada. Das waren russische Athleten, Trainer und Offizielle, die es satt hatten, weiter von dem System manipuliert zu werden.» Diese würden bei einem kompletten Ausschluss bestraft. Und: «Warum sollten in Zukunft Whistleblower eines Doping-Systems zu uns kommen, wenn sie dafür nachher auch bestraft werden?»

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