Doping: EM 2020 wäre von Russland-Sperre wohl nicht betroffen
Der Skandal um staatlich organisiertes Doping in Russland zieht wohl eine lange Sperre nach sich. Die Fussball-EM 2020 bleibt davon aber wohl verschont.
Das Wichtigste in Kürze
- Russland soll für vier Jahre von internationalen Sportereignissen verbannt werden.
- Grund dafür ist ein Skandal und Staatsdoping, das immer weitere Kreise zieht.
- Die Teilnahme an der Fussball-EM 2020 wäre davon aber wohl ausgenommen.
Ein unabhängiges Gremium der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA, das sogenannte Compliance Review Committee (CRC), hat empfohlen, Russland für vier Jahre von internationalen Sportereignissen auszuschliessen. Zudem soll es dem grössten Land der Welt auch untersagt werden, in diesem Zeitraum internationale Sportwettkämpfe auszurichten.
Grund dafür waren die jüngsten Erkenntnisse einer seit Monaten dauernden WADA-Untersuchung zu den Moskauer Labor-Daten aus den Jahren 2012 bis 2015, die man im Januar dieses Jahres erst mit einiger Verspätung erhalten hatte. «Moskaus Daten sind weder vollständig noch völlig authentisch», teilte das CRC mit.
Sportler sind «Geiseln der Funktionär-Aktionen»
Die Übermittlung dieser Daten war jedoch eine von der WADA festgelegte Bedingung für die Aufhebung früherer Sanktionen gegen die RUSADA, die das Zentrum des russischen Staatsdopingskandals rund um die Olympischen Spiele 2014 in Sotschi bildete.
«Wir haben viele Probleme im Sportbereich, aber das schwierigste und tragischste ist, dass unsere Sportler Geiseln der Aktionen der Funktionäre geworden sind», erklärte Ganus gegenüber der französischen Nachrichtenagentur AFP. Bereits am 9. Dezember in Paris tritt das WADA-Exekutivkomitee zusammen, um die vom CRC empfohlenen Sanktionen in diesem «äusserst schwerwiegenden Fall» gegen Russland zu beschliessen.
So sollen «Hunderte» verdächtiger Anti-Doping-Testergebnisse aus den Akten, die Moskau der WADA Anfang dieses Jahres vorgelegt hatte, verschwunden sein. Dafür sollen «erfundene Beweise» in die Datenbank aufgenommen worden sein, um den ehemaligen Leiter des Moskauer Anti-Doping-Labors, Grigori Rodschenkow, in ein schlechtes Licht zu rücken. Rodschenkow hatte als «Whistleblower» dazu beigetragen, den Staatsdopingskandal aufzudecken. Der um sein Leben fürchtende 61-jährige Kronzeuge lebt nun an einem geheimen Ort in den USA.
EM-Spiele und Champions-League-Final in Gefahr
Der Leichtathletik-Weltverband hatte vor vier Jahren für die erste harte Sanktion gegen Russland gesorgt, nachdem der Staatsdopingskandal ans Licht gekommen war. Seither dürfen russische Athleten nur unter neutraler Flagge an internationalen Leichtathletik-Wettkämpfen teilnehmen, sofern sie einen Nachweis erbracht haben, dass sie in keiner Weise an Manipulationen beteiligt waren. Auch bei den Olympischen Winterspielen 2018 in Südkorea durfte kein offizielles Team aus Russland antreten.
Dasselbe Schicksal droht nun auch bei den Olympischen Sommerspielen 2020 in Tokio und bei den Winterspielen 2022 in Peking. Dazu kommt aber verschärfend die CRC-Empfehlung, dass Russland in den kommenden vier Jahren bis Ende 2023 auch keine internationalen Sportveranstaltungen ausrichten sollte.
Diese bezieht sich ausdrücklich auch auf bereits vergebene Wettkämpfe wie etwa die Fussball-EM-Spiele im kommenden Jahr in St. Petersburg oder den Champions-League-Final 2021, der ebenfalls in St. Petersburg stattfinden soll. Einem Bericht der AFP zufolge bliebe aber zumindest die Fussball-Europameisterschaft von der Sperre verschont.