Corona-Fluch: Droht dem SCB jetzt die sportliche Talfahrt?
Die Corona-Krise trifft den SCB doppelt hart. Zudem verzichten Ausnahmekönner zuletzt auf ein Engagement in Bern. Droht eine sportliche Talfahrt?
Das Wichtigste in Kürze
- Die Corona-Krise trifft den SCB mit seinem Finanzierungsmodell doppelt schwer.
- Dazu zeigt der Andrighetto-Transfer erneut, dass Top-Spieler oft andere Teams bevorzugen.
- Der SCB droht sportlich den Anschluss zu verlieren.
Fünf Mal wurde der SCB seit 2010 Schweizer Meister. Beeindruckend! Dieser Erfolg schraubt aber auch die Erwartungen Jahr für Jahr in die Höhe. Der Meistertitel muss her – am besten gleich jede Saison.
Gross der Schock, als die Berner dann Ende Februar die Playoffs als amtierender Meister verpassen. Da täuscht auch der Saisonabbruch wegen der Corona-Krise nicht drüber hinweg.
Das verflixte Coronavirus ist auch fünf Monate später noch allgegenwärtig. Und trifft die Mutzen doppelt schwer! Denn der SCB ist mit seiner Quersubventionierung durch den Gastrobereich als Finanzierungsmodell auf eine volle Arena angewiesen. Wann dies jedoch wieder der Fall sein wird, ist ungewiss.
Die Rechnung für SCB-CEO Marc Lüthi lautet aktuell also: keine Zuschauer, kein Konsum, kaum Einnahmen. «Ein Verlust ist programmiert. Die einzige Frage ist, wie rot die Rechnung ausfallen wird», sagt Lüthi in der «Berner Zeitung».
Heisst die Realität für den SCB in Zukunft also «nur» Kampf um die Playoffplätze, statt um den Titel? Ein Indiz, das dafür spricht: Der Transfer von Sven Andrighetto zu den ZSC Lions.
SCB muss sich hinten anstellen
Will man weiterhin sportlichen Erfolg, braucht man auch die besten Spieler. Beim Buhlen um den Nati-Star hat sich der SCB aber nicht einmal beteiligt. Lüthi erklärt: «Derzeit gibt es einen Einstellungsstopp, weil wir nicht wissen, ob und wann wir spielen werden.»
Die Personalie Andrighetto ist kein der Corona-Krise geschuldeter Einzelfall. Schon vor dem Virus hat sich das Muster etwas abgezeichnet: Ausnahmespieler ziehen Zug, Lausanne, Zürich oder Lugano dem SCB vor.
Leonardo Genoni verlässt 2019 die Mutzen in Richtung Zug. Topskorer Mark Arcobello zieht es auf nächste Saison zum HC Lugano. Ex-EVZ-Stürmer Reto Suri entscheidet sich 2019 für einen Wechsel ins Tessin. Grégory Hofmann geht im gleichen Jahr den umgekehrten Weg.
Christoph Bertschy (2018) und Joel Vermin (2017) bevorzugen nach dem Aus in Nordamerika einen Wechsel zu Lausanne. Dies obwohl beide vor ihrem Übersee-Abenteuer beim SCB unter Vertrag waren. Maxim Noreau (2018 von Bern nach Zürich) rundet eine Auswahl an Top-Spielern ab, die nicht (mehr) den SC Bern bevorzugten.
Es zeigt: Bei einigen Teams muss aktuell weniger genau auf das Geld geachtet werden. «Damit müssen wir leben», meint Lüthi.
Dass der SCB in den nächsten Jahren aber völlig aus dem Titelrennen ausscheidet, ist schwer vorstellbar. Das Kader verfügt über viel Erfahrung und hat die nötige Siegermentalität, um Pokale zu gewinnen. Dazu kommt: Die Mutzen errangen ihre Meisterschaften zuletzt weder mit dem nominell besten noch teuersten Kader.