Deutsche Nummer eins ausserhalb der NHL: Goalie Niederberger
Das Wichtigste in Kürze
- Den Aufstieg zur Nummer eins der Eishockey-Torhüter in Deutschland hat Mathias Niederberger kaum jemand zugetraut.
Zum Ende der Weltmeisterschafts-Vorrunde spricht aber niemand mehr von Dennis Endras oder Danny aus den Birken, die Bundestrainer Toni Söderholm - für die meisten überraschend - nicht mit in die Slowakei genommen hatte. Auch am Sonntag, beim unglücklichen 1:3 (1:1, 0:0, 0:2) gegen die NHL-Stars der USA, war Niederberger von der Düsseldorfer EG wieder bester Mann im deutschen Team. «Ich habe genau das von ihm erwartet. Er hat die Fähigkeiten dazu. Das haben vielleicht nicht alle gewusst», sagte Söderholm über den 26-Jährigen.
Vor dem letzten Vorrunden-Spiel am Dienstag gegen Finnland (12.15 Uhr) liegt Niederberger mit den Top-Torhütern der grossen Nationen gleichauf. Mit einer starken Fangquote von 94,17 Prozent gehört er zu den fünf besten Keepern des Turniers, bekommt aber deutlich mehr Schüsse aufs Tor (120). Mit 113 Saves ist er klar die Nummer eins der WM-Top-Torhüter. Lob scheint ihm fast peinlich.
«Ich würde sagen, wir spielen als Mannschaft einfach gut», sagte Niederberger zu seiner Leistung. Dass Deutschland seine Ziele - die direkte Olympia-Qualifikation und den Viertelfinal-Einzug - schon nach den ersten vier Spielen fix hatte, lag vor allem auch an ihm.
Dabei war Niederberger vor der WM skeptisch beäugt worden. Meistertorwart Endras (33) aus Mannheim war in den Playoffs überragend. Olympia-Silbergewinner aus den Birken (34) war in Pyeongchang 2018 zum besten Torhüter der Winterspiele und danach zum besten Spieler der Deutschen Eishockey Liga gekürt worden.
Niederberger aber spielte, wohlwollend formuliert, mit der DEG unglückliche Playoffs. «Das zeigt seine mentale Stärke, dass er sich auf einer noch grösseren Bühne noch einmal steigern kann», sagte Söderholm, der den Sohn des früheren Nationalverteidigers Andreas Niederberger immer stärker als Endras und aus den Birken gesehen hat.
«Ich verstehe nicht, warum man das als riskante Situation bezeichnet, wenn wir zwei der besten Torhüter in Deutschland dabei haben», schimpfte Söderholm vor der WM im dpa-Interview zu Fragen dazu. «Ich bin 100-prozentig sicher, dass sie für den nächsten Schritt bereit sind», sagte der Finne und meinte noch Nürnbergs Niklas Treutle (28).
Dass er noch einen Weltklasse-Torhüter aus der NHL dazu bekommen würde, konnte Söderholm da noch nicht planen. Philipp Grubauer aus Colorado ist inzwischen zwar im WM-Kader, aber seit seinem 30-Minuten-Einsatz gegen Frankreich vor einer Woche verletzt. Dass dies selbst gegen die grossen Nationen nicht mehr als Problem gilt, ist Niederbergers Verdienst. Bei ihm bewahrheitete sich Söderholms Einschätzung, bei Treutle nicht ganz. Der Nürnberger kassierte gegen Kanada acht Gegentore und sah extrem unglücklich aus.
Söderholm musste sich anschliessend kritische Fragen gefallen lassen, warum er Niederberger eine Pause gegönnt habe. Anders als Treutle und auch aus den Birken strahlt Niederberger grosse Ruhe aus. Spektakuläre Aktionen wie bei Endras wird man von ihm nie sehen, der Düsseldorfer steht per se immer richtig im Tor. Auch gelegentliche unkontrollierte Abpraller wie bei aus den Birken gibt es bei Niederberger nicht.
Wenn Grubauer wieder fit ist, setzt sich der Düsseldorfer erneut klaglos auf die Bank. «Er hat eine unglaubliche Qualität und klar kann man sich davon was abschauen. Er wird uns bereichern», sagte Niederberger über den Stanley-Cup-Sieger von 2018. Dabei hilft die Gewissheit, bei dieser WM zum besten deutschen Goalie ausserhalb der NHL aufgestiegen zu sein. «Ich freue mich sehr für ihn. Er arbeitet hart, er ist sehr ehrgeizig. Einfach ein super Typ», sagte Söderholm.