Genoni: «Wir müssen nicht alles dem Pech zuschreiben»
Das Wichtigste in Kürze
- 0,4 Sekunden fehlten dem Schweizer Team zum erneuten Halbfinal-Einzug.
Umso grösser war die Enttäuschung bei den Spielern. «Wir spielten sehr gut. Das macht es so bitter», brachte es Nico Hischier, der Torschütze zum 2:1 (40.), auf den Punkt. «Wir müssen uns nicht verstecken. Ich habe meine erste WM sehr genossen und freue mich auf mehr mit diesem Team.»
Goalie Leonardo Genoni, der sehr stark spielte, schilderte das 2:2 folgendermassen: «Mösu (Simon Moser) blockte den ersten Schuss sehr gut, der zweite kommt irgendwie durch, rutscht mir etwas unter dem Arm durch, und dann komme ich nicht mehr rechtzeitig zurück.» Der künftige Zuger Keeper gab sich aber sehr pragmatisch: «Wir müssen nicht alles dem Pech zuschreiben. Es gab Lichtblicke und auch Schatten. Wir riefen nicht immer die beste Leistung ab, arbeiten jedoch jeden Tag daran, dass wir es mal irgendwann sind, die das letzte Tor schiessen.»
Josi fand, dass «wir die ganze Partie sehr gut verteidigten. Genoni spielte unglaublich.» Überhaupt war er stolz darauf, wie sich die Mannschaft in der Slowakei präsentiert hat. Lino Martschini sagte: «Unser Spielplan ging bis 0,4 Sekunden vor Schluss auf. Wir machten vieles richtig, hatten auch gegen die Top-Nationen unsere Chancen. Fakt ist aber, dass wir unser Ziel nicht erreicht haben, darum ist es schwierig, eine Bilanz zu ziehen.“
Mit der Niederlage endete auch die Zeit von Raeto Raffainer als Nationalmannschafts-Direktor - er wird Sportchef beim HC Davos. Der 37-Jährige war vor dem Viertelfinal überzeugt gewesen, die Kanadier zu bezwingen. Vom Gefühl und von den Emotionen her, sei es genau gleich wir vor einem Jahr (damals holte die Schweiz Silber) gewesen, sagte er. «Beim Lunch gab es eine Situation, in welcher der ganze Saal zwei, drei Minuten ruhig war.»
In Raffainer schlugen nach dem ärgerlichen Ausscheiden zwei Herzen: «Auf der einen Seite ist es schwierig für mich, andererseits bin ich unglaublich stolz. Ich bin stolz, dass wir dagegenhielten zu Zeiten, als es um die Mannschaft und den Coaching-Staff ein 'Gstürm' gab. Der Prozess, den wir am 2. Dezember 2015 begonnen haben, ist definitiv noch nicht abgeschlossen. Es ist überall zu spüren, wo er hinführen kann.»
Deshalb hofft Raffainer, dass der eingeschlagene Weg auch ohne ihn weitergeführt wird, zumindest bis zu den Olympischen Spielen 2022 in Peking. «Denn dort haben wir definitiv noch eine Rechnung offen.» Zuerst einmal aber wollen die Schweizer in einem Jahr an der Heim-WM in Zürich und Lausanne zuschlagen. Dann soll es nicht noch einmal eine solche Enttäuschung geben.