Bernerin in den USA – Zimmermann: «In Schweiz ist Spiel gemächlich»

Rolf Lutz
Rolf Lutz

Interlaken-Oberhasli,

Laura Zimmermann aus Ringgenberg BE spielt für die Eishockey-Nationalmannschaft. Aktuell ist sie in den USA. Nau.ch hat mit ihr über die kommende WM gesprochen.

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Laura Zimmermann spielt aktuell in den USA für die St. Cloud State Huskies. - zVg

Das Wichtigste in Kürze

  • Vom 9. bis 20. April findet die Eishockey-WM der Frauen in Tschechien statt.
  • Für Laura Zimmermann ist es die fünfte Teilnahme an einer Weltmeisterschaft.
  • In den USA spielt sie bei den St. Cloud State Huskies.

Die Frauen-WM 2021 in Calgary war ein denkwürdiges Turnier für die Schweizer Eishockey-Nationalmannschaft. Im Viertelfinal gegen Russland schienen die Chancen auf ein Weiterkommen gering.

Die Schweizerinnen lagen zu Beginn des letzten Drittels mit 0:2 zurück – das Aus schien besiegelt. Doch dann kam die Wende. In der 11. Minute des dritten Drittels fiel der Anschlusstreffer, zwei Minuten vor Schluss der Ausgleich.

Und dann folgte der grosse Moment von Laura Zimmermann: In der Overtime erzielte sie das entscheidende Tor zum 3:2 – und schoss die Schweiz ins Halbfinale.

«Man schrieb damals, wir hätten einen der wertvollsten Siege der jüngeren Geschichte errungen. Dieses Spiel bleibt für mich unvergesslich», erinnert sich die Stürmerin. Nau.ch hat sich mit der Berner Oberländerin unterhalten.

«Wenn ich zurückblicke, staune ich selbst»

Nau.ch: Laura Zimmermann, Sie haben vier Weltmeisterschaften bestritten, bei den Olympischen Spielen in Peking gespielt – und heute stehen Sie in den USA auf dem Eis. Was geht Ihnen da durch den Kopf, wenn Sie das hören?

Laura Zimmermann: Verrückt, nicht wahr? Wenn ich auf meine Anfänge zurückblicke, staune ich wirklich selbst.

Nau.ch: Beginnen wir da: Wie sind Sie überhaupt zum Eishockey gekommen?

Zimmermann: Ich habe mit sieben Jahren beim SC Unterseen Interlaken angefangen. Meine Grossmutter wohnte in der Nähe der Eishalle, deshalb war ich oft zum Eislaufen dort.

Eines Tages fand zufällig ein Hockeyevent statt, an dem ich teilnahm. Der Trainer erkannte mein Talent und fragte mich, ob ich es nicht einmal in einem Verein versuchen wollte.

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Für die Schweiz trat die 21-Jährige bereits an mehreren Weltmeisterschaften an. - zVg

Nau.ch: Danach ging alles sehr schnell, oder?

Zimmermann: Oh ja! Nach meiner Zeit bei den Moskitos wechselte ich zu Thun und spielte mit 15 Jahren bereits in der NLA. 2018 schaffte ich den Sprung in die Schweizer Nationalmannschaft.

Mittlerweile habe ich an vier Weltmeisterschaften und den Olympischen Spielen in Peking teilgenommen.

«Olympia war ein unbeschreibliches Gefühl»

Nau.ch: Die Teilnahme an den Olympischen Spielen ist für jeden Sportler etwas Besonderes. Wie haben Sie es erlebt?

Zimmermann: Peking war einzigartig – nicht nur wegen des Turniers, sondern auch wegen der strikten Corona-Bedingungen. Ich erinnere mich noch gut an die täglichen Tests, morgens und abends, und die strengen Kontrollen.

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Die Olympischen Spiele in Peking beschreibt Zimmermann als grosses Karriere-Highlight. - keystone

Trotzdem war es ein sportlicher Höhepunkt meiner Karriere. Sein Land an den Olympischen Spielen vertreten zu dürfen, ist ein unbeschreibliches Gefühl. Diese Erfahrung hat mich unglaublich motiviert, weiter an meinen Zielen zu arbeiten – zum Beispiel an der Qualifikation für die nächste Olympiade.

«Das Tempo in den USA ist unglaublich hoch»

Nau.ch: Sie spielen schon mehrere Jahre Eishockey in den USA. Wie kam es dazu?

Zimmermann: Ich bekam relativ früh ein Angebot, in einer Highschool-Mannschaft in Kanada zu spielen. Doch damals wollte ich erst meine Ausbildung abschliessen.

Durch eine Teamkollegin, die bereits bei St. Cloud in den USA spielte, kamen Gespräche zustande – und so ergab eines das andere. Mittlerweile spiele ich seit drei Jahren in der Universitätsliga, bei den St. Cloud State Huskies in Minnesota.

Nau.ch: Wie unterscheidet sich das Eishockey in den USA von dem in der Schweiz?

Zimmermann: In der Schweiz war das Spiel für mich als Stürmerin eher gemächlich (lacht). Man hatte mehr Zeit, die Mitspielerin zu finden. Hier ist das Tempo unglaublich hoch, auch weil das Eisfeld kleiner ist.

Das fordert mich, aber es macht mich auch stetig besser. Wir haben einen hervorragenden Coach, von dem ich enorm viel gelernt habe.

Interessierst du dich für Eishockey?

Nau.ch: Wie sieht dein Alltag in den USA aus?

Zimmermann: Ich kann mein Studium perfekt mit dem Eishockey kombinieren. Morgens studiere ich für meinen Bachelor, nachmittags geht es in die Eishalle. Das Training beginnt meistens um 13 Uhr mit einem Workout, danach folgt täglich ein zweistündiges Eistraining.

Wir spielen in der Conference League, die in die Western, Eastern und Central Conferences unterteilt ist. Ich trete mit meinem Team in der Western Conference an – der wohl stärksten. Unsere Gegner sind Teams wie Wisconsin, Ohio oder Minnesota, also absolute Topmannschaften.

«Unser Ziel ist klar: eine Medaille!»

Nau.ch: Anfang April findet die Weltmeisterschaft in Tschechien statt. Die Schweiz spielt in Gruppe A gegen Tschechien, Kanada, die USA und Finnland. Welche Ziele haben Sie?

Zimmermann: Natürlich erinnert man sich an vergangene Weltmeisterschaften und empfindet grosse Ehre, sein Land bei einem so wichtigen Turnier vertreten zu dürfen.

Jede WM schreibt wieder seine eigene Geschichte – zurzeit liegt mein Fokus klar auf der Meisterschaft, aber das kampfbetonte, schnelle Hockey hier ist für mich die beste Vorbereitung auf Tschechien.

Meine persönliche Vorbereitung besteht also darin, in der laufenden Saison und im Training täglich mein Bestes zu geben, um dann nach der Saison parat zu sein für die Weltmeisterschaft. Unser klares Ziel für die WM: eine Medaille zu holen!

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