NHL: Darum würden Schweizer auch über ein frühes Saison-Aus jubeln
Ab Samstag wird in der NHL abgekapselt von der Aussenwelt wieder gespielt. Eine spezielle Ausgangslage sorgt dafür, dass am Ende nicht nur der Champion jubelt.
Das Wichtigste in Kürze
- Am 1. August setzt die NHL ihren Spielbetrieb mit der Qualifikationsrunde fort.
- Abgekapselt von der Öffentlichkeit finden sämtliche Spiele in Edmonton oder Toronto statt.
- Am Ende feiert nicht nur der Meister, sondern auch ein Team, das früh ausscheidet.
«Wir wollen den Stanley Cup zurück nach Minnesota bringen», verkündet Wild-GM Bill Guerin vor dem Restart in der NHL. Die Aussage verwundert nicht. Der Drang nach Siegen ist in der Mentalität eines jeden Sportteams verankert.
Doch Guerin hat mit Minnesota auch einen lukrativen Plan B im Hinterkopf. Ein Plan, der je nach Verlauf der heute Samstag beginnenden Qualifikationsrunde schnell zum Plan A werden könnte. Plan B beinhaltet die Aussicht auf den besten Jungspieler.
Denn Ende Juni erstaunt die NHL bei der Draft Lottery (Bestimmung der Reihenfolge der Talentziehung 2020) die Eishockey-Fans. Sie präsentiert an erster Stelle ein neutrales NHL-Logo und nicht wie üblich ein Team.
Wenig später klärt die NHL auf: Den Losentscheid auf den Nummer-1-Pick gewinnt eines der Teams, das während der Qualifikationsrunde ausscheidet. Dies obwohl beispielsweise Detroit, als NHL-Schlusslicht, eine deutlich höhere Prozent-Chance auf das erste Wahlrecht gehabt hätte.
Und genau deshalb ist die aktuelle Lage so speziell – und verlockend! Ein Team, das bereits Playoff-Format aufweist, dürfte sich, ergänzt mit einem Top-Juniorenspieler, nächste Saison einiges ausrechnen.
Beispiel Nashville Predators
Natürlich sind die Chancen auf den Stanley Cup für eine der 16 Mannschaften der Qualifikationsrunde intakt. Aufgrund der langen Corona-Pause und des ungewohnten Quarantäne-Lebens in den «Host-Citys» ist die Chance einer Überraschung vielleicht sogar grösser als normal. Und dennoch muss für diese Teams sehr viel zusammenpassen.
Angenommen, Roman Josi liegt mit seinen Nashville Predators in der Best-of-5-Serie gegen Arizona mit 0:2 zurück. Das Wort «Nummer-1-Pick» würde ziemlich sicher durch die Führungsetage der Preds geistern. Nashville, das zuletzt fünfmal in den Playoffs stand, sehr erfahren ist, gepaart mit einem Top-Talent. Verlockend.
Das gleiche Szenario würde man sich auch bei Carolina mit Nino Niederreiter ausmalen: Die beiden Jungstars Sebastian Aho und Andrei Svechnikov, kombiniert mit einer weiteren Zukunftshoffnung. Keine schlechten Vorzeichen für 2020/21.
Auch in Minnesota wäre man dem ersten Wahlrecht nicht abgeneigt. Ein Jungstar käme Kevin Fialas Arbeitgeber, der sein Team in naher Zukunft verjüngen muss, gerade recht.
Aus moralischer Sicht wäre ein «absichtliches Ausscheiden» aber mehr als nur fragwürdig. Dennoch: In der NHL wird nicht ein Team aufgebaut, mit dem Ziel die Playoffs zu erreichen, sondern den Titel zu gewinnen.
So laufen die Playoffs in der NHL ab
Acht Teams haben sich bereits sicher für die Playoffs qualifiziert. Sie spielen zuvor in der Round Robin aber noch eine möglichst gute Platzierung für die spätere Endrunde aus.
16 weitere Teams treten in der Qualifikationsrunde (Pre-Playoffs) in acht Best-of-5-Serien gegeneinander an und ermitteln die weiteren acht Playoff-Teilnehmer. Danach wird wie bisher in Best-of-7-Serien um den Titel gekämpft.