Ballon d'Or: Kroos, Rodri– oder warum nicht Granit Xhaka?
Ende Oktober wird in Paris der prestigeträchtige Ballon d'Or vergeben. Auf der Nau.ch-Sportredaktion ist man sich bezüglich des möglichen Siegers uneinig.
Das Wichtigste in Kürze
- Erstmals seit 2003 sind weder Ronaldo noch Messi für den Ballon d'Or nominiert.
- Dafür steht mit Granit Xhaka ein Schweizer auf der 30-köpfigen Shortlist.
- Nau.ch tippt den Sieger.
Seit gestern ist die 30-köpfige Shortlist für den diesjährigen Ballon d'Or bekannt. Granit Xhaka gehört zu den Nominierten, Lionel Messi und Cristiano Ronaldo nicht.
Doch wer sichert sich den glorreichen Preis für den besten Spieler der abgelaufenen Saison? Auf der Sportredaktion von Nau.ch gehen die Meinungen auseinander.
Christoph Böhlen, Sportchef
Nach all den Jahren mit Messi und Ronaldo hat man beinahe vergessen, welche Faktoren für den Ballon d'Or relevant sind. Die meisten Tore, die meisten Titel – oder eben doch die Wichtigkeit des Spielers für Team und Nationalmannschaft.
Ich stelle mir die Frage: Warum eigentlich nicht Granit Xhaka? Der Schweizer hat aus Vizekusen ein Meisterteam gemacht.
Er ist der verlängerte Arm von Trainer Xabi Alonso, spielt so gut wie immer – und das auf überragendem Niveau! Der Pokalgewinn mit Bayer ist die Kirsche auf der Torte, am Triple ist man im Europa-League-Final nur knapp gescheitert.
Die Krönung folgt dann aber an der EM: Xhaka führt die Schweiz zusammen mit Trainer Murat Yakin bis in den Viertelfinal. Italien? Chancenlos! Und auch die hochdotierten Engländer schlagen die Nati erst im Penaltyschiessen.
Wahnsinn: Granit Xhaka beisst sich mit einem Muskelfaseriss durch die Partie! Er hat sich zum unangefochtenen Häuptling in der Nati entwickelt. Bei Leverkusen ist er zu einem der besten Sechser der Welt geworden. Geht es nach der eingangs erwähnten Wichtigkeit, ist Xhaka für mich ein heisser Kandidat auf den Ballon d'Or!
Pascal Moser, Sportredaktor
Für mich gibt es in diesem Jahr nur einen sinnvollen Sieger: Toni Kroos. Nach dem würdigen Karriere-Ende mit dem Meistertitel und seinem sechsten! (!) Champions-League-Triumph ist der Ballon'Or endlich fällig.
Kroos zog zehn Jahre im Mittelfeld der Königlichen die Fäden, Fehlpässe spielte er praktisch keine. Ohne seine Genialität hätten Ronaldo, Benzema und Vinícius Junior deutlich weniger überragt.
Auch sein Comeback in der DFB-Elf war ein Erfolg, auch wenn es nicht zum erwünschten EM-Titel gereicht hat. Unter seiner Leitung scheiterte Deutschland im Viertelfinal unglücklich an Spanien. Der 34-jährige Kroos spielte die vollen 120 Minuten durch.
Es ist an der Zeit, den Weltmeister von 2014 für seine grossartigen Leistungen zu würdigen. Und ihn Ende Oktober in Paris zum besten Spieler der abgelaufenen Saison zu küren.
Nicola Wittwer, Sportredaktor
Meine Wahl fällt in diesem Jahr nicht auf einen Stürmer. Die besten Torschützen blieben fast alle ohne den ganz grossen Erfolg. Die Leistungen von Reals Vinícius Junior sind zwar konstant gut, doch aus meiner Sicht nicht ausreichend für den Ballon d'Or.
Diesen sähe ich lieber in den Händen eines Rodri oder Jude Bellingham. Ersterer brilliert bei Manchester City seit Jahren und holt sich heuer den vierten (!) Premier-League-Titel in Serie.
Der Spanier strahlt im Mittelfeld grosse Ruhe aus – auch im Nationalteam. Mit Spanien wird der 28-Jährige verdienter Europameister und zum besten Spieler des Turniers gewählt.
Jude Bellingham glänzt bei Real Madrid in seiner ersten Saison mit 19 Liga-Toren. Das sind vier mehr als Vinícius und gleichviel wie Robert Lewandowski – als Mittelfeldspieler.
Zudem liefert der Engländer Glanzmomente: Er entscheidet beide Clásicos gegen Barcelona und rettet die «Three Lions» an der EM mit einem Fallrückzieher-Tor. Bellingham darf sich übrigens auch Champions-League-Sieger nennen.