Chelsea-Trainer richtet Training jetzt nach Mens-Zyklus
Das Frauenteam des FC Chelsea geht neue Wege. Das Trainingsprogramm von Ramona Bachmann und Co. wird künftig auf die Mens-Zyklen der Spielerinnen abgestimmt.
Das Wichtigste in Kürze
- Während der Mens ist die Verletzungsgefahr bei Frauen höher.
- Um diese zu verringern, passt der FC Chelsea Women sein Trainings-Programm an.
- Mit einer App soll der Zyklus neu überwacht werden.
Das Training der Frauen im Fussball-Sport ist von dem der Männer kaum zu unterscheiden. «Völlig unverständlich», findet Emma Hayes, Trainerin des Frauenteams von Chelsea. Auf ihre Initiative wurde das Training der «Chelsea Women» nun revolutioniert – und auf den Mens-Zyklus der Frauen angepasst.
«Frauen werden in dieser Branche schon lange genug behandelt, wie kleine Männer», sagt sie gegenüber der englischen Zeitung «Telegraph». Von der Reha über Kraft und Konditionierung, bis hin zu den taktischen Massnahmen. Alles kommt von der Grundlage dessen, was Männer tun.»
Hayes hat dies nie verstanden. «Wir Frauen machen monatlich etwas ganz anderes durch als Männer. Warum sollen wir aber gleich trainieren?»
Neue App perfektioniert das Training
So traf sich die Trainerin der Schweizer Nationalspielerin Ramona Bachmann im vergangenen Februar mit Langstreckenläufer Dr. Georgie Bruinvels. Er entwickelte die FitrWomen-App. Die Applikation gibt den Frauen Informationen über ihre Menstruationsgesundheit – die damit verbundenen Symptome können protokolliert und überwacht werden.
Hayes überzeugte ihre Spielerinnen, die App herunterzuladen. Mit deren Einwilligung haben die Coaches nun Zugang zu diesen Informationen und können Trainingsprogramme individuell gestalten.
Gewicht halten, Leistung steigern
Die Spielerinnen können mit der Nutzung der App mehr über die verschiedenen Phasen ihres Zyklus lernen und diese verfolgen: Menstruation, Vor-Ovulation, die Zeit zwischen Eisprung und prämenstruellen Symptomen und die prämenstruelle Phase selbst.
Mit dem Programm soll die Leistung durch individuell angepasstem Training gesteigert werden können. So wird der Trainingsfokus der Spielerinnen in den Phasen eins und vier vor allem auf die dann schwindende Koordination gelegt.
In den Phasen drei und vier sehnen sich Frauen oft nach Junkfood – was zu Gewichtsschwankungen führen kann. Dann wird der Fokus also auf die Haltung des Gewichts ausgelegt.
Verletzungen können mit App verhindert werden
Neben der Leistungs-Steigerung ist auch die Verletzungs-Verhinderung ein wichtiger Aspekt. «Die Verfolgung des Zyklus ist sehr wichtig im Hinblick auf das Risiko von Knochenverletzungen», sagt Dr. Bruinvels.
Vor allem in den Phasen eins und zwei bestehe ein höheres Verletzungsrisiko. «Das können leichtere Verletzungen, wie etwa Weichteilprobleme sein, die eher in der ersten Zyklushälfte auftreten. Aber auch schwere Kreuzband-Verletzungen können in Verbindung mit hormonellen Schwankungen auftreten», sagt Bruinvels.
Englischer Frauen-Nati-Trainer will Methode übernehmen
Die neue Trainingsmethode der Chelsea-Frauen fand nun auch Anklang bei Phil Neville, dem Trainer der englischen Frauen-Nati. «Viele Sachen, wie Taktiken und Systeme, sind für den Männer- und Frauenfussball geeignet. Aber Männer sind keine Frauen und Frauen sind keine Männer.»
Neville will sich das Beispiel von Chelsea zum Vorbild nehmen. «Wir müssen unsere Philosophien überdenken. Die Art und Weise unseres Trainings anpassen. Nur mit massgeschneiderten Frauen-Trainings können wir Spitzenleistungen von unseren Spielerinnen erwarten.»