Daum: Schalke steigt als Letzter ab - Bayern wird Meister
Deutscher Meister wird erneut der FC Bayern München. Wenn überhaupt kann nur RB Leipzig dem Serienchampion in der Rückrunde noch gefährlich werden. Das vermutet zumindest Christoph Daum. Einigen Traditionsclubs stehen aus seiner Sicht dagegen schwere Zeiten bevor.
Das Wichtigste in Kürze
- Der FC Schalke 04 steigt als Tabellenletzter der Fussball-Bundesliga ab.
Und Meister wird mal wieder der FC Bayern München. So lauten nur zwei von 18 Rückrunden-Thesen von Christoph Daum.
Der frühere Meistertrainer hat vor dem Start der zweiten Saisonhälfte für die Deutsche Presse-Agentur zu jedem Verein seine Sicht der Dinge aufgeschrieben. Eng wird es demnach auch für einen seiner Ex-Clubs.
FC Bayern München: Die Bayern stellen mit Abstand die torgefährlichste Mannschaft und sollten die Abstimmungsprobleme in der Abwehr in den Griff bekommen. Trotz des vollen Terminkalenders werden Schlüsselspieler wie Kimmich, Gnabry, Pavard und Davies wieder ihre Bestform finden. Sowohl in der Bundesliga als auch in der Champions League zählen die Bayern zum Favoritenkreis. Tipp: Platz 1
RB Leipzig: Spielerausfälle wie der von Konrad Laimer können nicht problemlos kompensiert werden. Doch Trainer Julian Nagelsmann versteht es exzellent, sein offensivfreudiges Konzept an die jeweilige Herausforderung anzupassen. Das zweikampfstärkste Team der Liga wird bis zum Schluss um den Titel mitspielen. Tipp: Platz 2
Borussia Dortmund: Der BVB stagniert auf hohem Niveau und muss die taktische Umstellung weg vom Ballzirkulationsspiel in die Breite, vom Angriffs-Pressing ohne die notwendige defensive Stabilität, noch vollziehen. Findet die Mannschaft ihre Balance, wird sie national und international weit vorne landen. Der BVB verfügt über einen starken Kader, scheint jedoch zu sehr von Torjäger Haaland abzuhängen. Spieler wie Sancho oder Reus müssen konstant ihre Form finden. Tipp: Platz 3
Bayer 04 Leverkusen: Trainer Peter Bosz hat die Mannschaft weiter entwickelt. Trotzdem fällt sie hin und wieder in Muster zurück, die mehr auf Attraktivität als auf das notwendige Ergebnisverhalten abzielen. Unnötige Punkteverluste sind die Folge und lassen die Qualifikation für die Königsklasse in Gefahr geraten. Der Kader ist für Titelansprüche, vor allem defensiv, noch nicht gut genug besetzt. Tipp: Platz 4
VfL Wolfsburg: Der VfL hat seine internen Unstimmigkeiten souverän ausgeräumt und nimmt Kurs auf die internationalen Plätze. Einziges Manko scheint die Chancenverwertung zu sein. Neben Wout Weghorst sollten noch andere Spieler in der Rückserie treffsicherer werden, um höhere Ziele anpeilen zu können. Tipp: Platz 5
Borussia Mönchengladbach: Die Borussia muss immer ans Limit gehen, um als Sieger den Platz zu verlassen. Spielerausfälle können nicht ohne Weiteres kompensiert werden, und die permanenten Umstellungen führen zu fehlender Konstanz. Der starke Zusammenhalt und die Gelassenheit des Umfelds befähigen die Gladbacher jedoch immer wieder zu aussergewöhnlichen Leistungen. Abschreiben darf man sie im Rennen um die Champions-League-Plätze auf keinen Fall. Tipp: Platz 6
Eintracht Frankfurt: Durch die Rückkehr von Luka Jovic wird die Eintracht noch unberechenbarer. Gelingt es ihr, ihre spielerische Dominanz über die volle Spielzeit beizubehalten, sind die Adler auf Europa-Kurs. Der Abgang von Abraham sollte durch Tuta und andere Abwehrspieler kompensiert werden können. Die Eintracht kann ganz weit vorne landen, weil sie sich nur auf die Bundesliga konzentrieren muss. Tipp: Platz 7
1. FC Union Berlin: Das laufstärkste Team der Bundesliga hat sich spielerisch enorm entwickelt. Eine überlegte Transferpolitik führte dazu, dass Trainer Urs Fischer neben der defensiven Stabilität ein ballsicheres Aufbauspiel mit dem Team erarbeiten konnte. Hinzu kommt eine torgefährliche Offensive. Mit dem Willen der Eisernen ist ein internationaler Startplatz im Bereich des Möglichen. Tipp: Platz 8
VfB Stuttgart: Das Team von Trainer Matarazzo überzeugt mit taktischer Flexibilität und erfrischendem Offensivfussball. Selbst Störgeräusche aus der Führungsetage scheinen den VfB nicht aufhalten zu können. Mit dem Abstieg werden diese jungen Wilden nichts zu tun haben. Tipp: Platz 9
SC Freiburg: Es ist bewundernswert, wie es Christian Streich gelingt, Jahr für Jahr ein Team zu formen, das sehenswerten und erfolgreichen Fussball abliefert. Bedingungslose Einsatzbereitschaft gepaart mit spielerischer Durchschlagskraft sind Breisgauer Markenzeichen. Es bleibt abzuwarten, wie lange sie den intensiven Stil durchhalten. Tipp: Platz 10
Hertha BSC: Die Hertha hinkt ihren Möglichkeiten und Ansprüchen weit hinterher. Vom Spielerpotenzial her sind die Berliner ein Aspirant für die EL-Qualifikation. Doch es bleibt ein Rätsel, wie es zu diesen extremen Leistungsschwankungen kommt. Stellen alle Spieler ihre Egos hinten an, wird ein sicherer Mittelfeldplatz herausspringen. Ansonsten droht ein Überlebenskampf - und darauf sind die Berliner nicht eingestellt. Tipp: Platz 11
TSG 1899 Hoffenheim: Sebastian Hoeness hatte mit extremen Personalproblemen zu kämpfen. Hoffenheim hat unter Corona, Verletzungen und Spielersperren am meisten von alle Bundesligisten gelitten. Erst wenn - bis auf den langzeitverletzten Bicakcic - alle Spieler wieder einsatzfähig sind, kann Hoeness die Probleme beheben. Dann werden die Kraichgauer ihr wahres Gesicht zeigen können und die notwendigen Punkte für den Klassenerhalt einfahren. Tipp: Platz 12
Werder Bremen: Bremen hat die richtigen Lehren aus dem letztjährigen Abstiegskampf gezogen. Man sieht jeden Punktgewinn als besondere Leistung an. Man hat gelernt, die sportliche Machbarkeit auf Grund der finanziellen Begrenzungen realistisch einzuschätzen. Trainer Florian Kohfeldt ist permanent gezwungen zu experimentieren, um am Spieltag eine wettbewerbsfähige Elf aufs Feld zu schicken. Mehr als der voraussichtliche Klassenerhalt ist für Bremen derzeit nicht drin. Tipp: Platz 13
FC Augsburg: Obwohl die Augsburger im Soll liegen, werden sie in der Rückserie den Blick nach unten richten müssen. Trainer Heiko Herrlich ist es gelungen, die Defensive zu stabilisieren, doch beim Offensivspiel tritt der FCA auf der Stelle. Spieler wie Niederlechner, Vargas oder Richter stecken im Formtief, und ein torgefährlicher Finnbogason fehlt an allen Ecken und Enden. Es muss den Verantwortlichen gelingen, den Abwärtstrend zu stoppen. Tipp: Platz 14
1. FC Köln: Das Erreichen des Klassenerhalts würde in Köln mal wieder wie eine Meisterschaft gefeiert werden. Die Fakten sprechen jedoch eine eindeutige Sprache: Mängel in der Spieleröffnung, im Angriffsaufbau und im Abschluss. Dadurch zittert der FC bis zum letzten Spieltag. Das Publikum war für die Geissböcke oft der zwölfte Mann. Ohne diese Unterstützung gelingt es nur selten, unbedingten Durchsetzungswillen und mannschaftliche Geschlossenheit zu entfachen. Tipp: Platz 15
FSV Mainz 05: Die Mainzer können in der Rückserie positiv überraschen. Sie haben in vielen Bereichen die Weichen für eine bessere Zukunft gestellt. Der neue Trainer Bo Svensson kann in relativer Ruhe mit dem bundesligatauglichen Spielerkader die Mission Klassenerhalt angehen. Darum traue ich den Mainzern zu, den drohenden Abstieg aus eigener Kraft abzuwenden. Tipp: Platz 16
Arminia Bielefeld: Die Arminia wird bis zum Schluss hungrig bleiben, doch fehlende Angriffsstärke kann nicht durch mannschaftliche Geschlossenheit ausgeglichen werden. Bielefeld versucht einen konstruktiven Fussball zu spielen, doch die Durchschlagskraft eines Fabian Klos reicht für den Klassenerhalt nicht aus. Tipp: Platz 17
FC Schalke 04: Was gibt auf Schalke Anlass zum Optimismus? Wintertransfers wie Kolasinac oder Huntelaar? Der Klassenerhalt käme einem königsblauen Wunder gleich. Schalke wird die Zeche für zurückliegende Fehlplanung mit dem Abstieg bezahlen. Was jedoch zuletzt auf Schalke stirbt, ist die Hoffnung - und kaum einer wünscht den Knappen den Abstieg. Tipp: Platz 18