Guardiola kontert Klopp und Mourinho - «Waterloo» für UEFA
Nur kurz nach Aufhebung des Königsklassen-Banns darf Pep Guardiola bei Man City angeblich den nächsten Transferangriff starten, ein Bayern-Profi ist Spekulationsobjekt. Die Kritik am Urteil gefällt dem Spanier nicht - zwei prominente Trainerkollegen zeigen sich besorgt.
Das Wichtigste in Kürze
- Mit ernster Miene konterte Pep Guardiola die Kritik von Jürgen Klopp und José Mourinho am Europacup-Freispruch für Manchester City und forderte eine Entschuldigung.
Gestärkt durch das umstrittene Cas-Urteil darf sich der Spanier nicht nur auf die nächste Millionen-Einkaufstour freuen, sondern verteidigte seinen Verein auch selbstbewusst gegenüber den Trainerkollegen. «Es zeigt, dass alles, was die Menschen über den Club gesagt haben, nicht wahr war», sagte Guardiola am Dienstagmittag. «Jose und die anderen Trainer sollten wissen, dass wir beschädigt wurden. Man sollte sich bei uns entschuldigen.»
Nur eine Stunde zuvor hatte Klopp die Entscheidung mit Sorge kommentiert und befürchtet negative Folgen für die Finanzregeln der Europäischen Fussball-Union: «Ich denke nicht, dass es gestern ein guter Tag für den Fussball war», sagte der Meistercoach. Es sei «ein grossartiger Tag für den Fussball und kein schlechter Tag», erklärte Guardiola daraufhin. Mourinho hatte die Aufhebung des Zwei-Jahres- Banns von City für die Champions League als «Desaster» bezeichnet und sieht das Financial Fair Play ausgehöhlt: «Die Zirkustür ist offen.»
Kurz nach der Verkündung der europaweit harsch kritisierten Cas-Entscheidung geriet in England auch bereits der bevorstehende mögliche Transferangriff mit Spekulationsobjekt David Alaba in den Fokus. Der Spanier dürfe nach der Aufhebung der Sperre für die Champions League mehr als 160 Millionen Euro ausgeben, berichtete der «Guardian». Hauptziel sei dabei unter anderem Alaba, den Guardiola bereits beim FC Bayern trainierte. Auch Guardiola soll bald ein lukratives Angebot für eine Verlängerung seines bis 2021 laufenden Vertrags erhalten. «Ich war zuvor glücklich und bin es jetzt. Wir haben noch Zeit, darüber zu sprechen», sagte der frühere Bayern-Coach dazu.
Besitzer und Sponsoren aus den Vereinigten Arabischen Emiraten dürfen sich mit ihrem Geschäftsmodell der milliardenschweren Alimentierung bestätigt fühlen. Gewichtiger als die Reduzierung der ursprünglichen Geldstrafe von 30 Millionen wird für City bei möglichen Transfergesprächen das Argument, sich weiter auf der Bühne der europäischen Königsklasse präsentieren zu dürfen.
Die Europäische Fussball-Union UEFA steht als Verlierer des Rechtsstreits hingegen vor der schweren Aufgabe, das ohnehin begrenzte Vertrauen in ihre Finanzregeln als Steuerungsinstrument zu retten. «Die Glaubwürdigkeit des Financial Fair Play (FFP) liegt in Trümmern», kommentierte die BBC.
Dass Manchester nur noch zehn Millionen Euro wegen mangelnder Kooperation im Verfahren zahlen muss, verstärkte zudem die verheerende Wirkung für die UEFA. Die Summe wirkt im Vergleich verschwindend gering: Seit Übernahme aus den Emiraten verbuchte City mehr als 1,6 Milliarden an Transferausgaben auf der Jagd nach dem ersehnten ersten Königsklassen-Titel. Die Einnahmen wie etwa durch den Verkauf von Leroy Sané an den FC Bayern München belaufen sich seitdem hingegen nur auf rund 550 Millionen.
«Ich bin wirklich fassungslos und total enttäuscht. Es ist eine Katastrophe, das Waterloo für die Sportregelwerke. Eine Strafe von zehn Millionen Euro ist einfach eine Lachnummer, das hätte man sich auch sparen können», sagte der Ex-Finanzchef der Deutschen Fussball Liga, Christian Müller, der «ARD Radio Recherche Sport» (Montag).
Die begründete Entscheidung des Internationalen Sportgerichtshofs, deren Veröffentlichung der Cas «in wenigen Tagen» plant, könnte weitere Fragen beantworten. Der bisherige Verweis, dass die Vorwürfe durch die UEFA nicht bewiesen oder verjährt seien, bringt die unabhängige Finanzkontrollkammer in Erklärungsnot. Eine eigene Publikation der Anklageschrift könnte die UEFA aus dieser Verteidigungshaltung bringen. «Der europäische Fussballverband wird sich möglicherweise nie mehr von der Entscheidung des Cas erholen», schrieb der «Independent» und wertete das Urteil als «Katastrophe» für den Verband. «Die UEFA hat diesen Fall verpfuscht.»
Ein wirklicher Befreiungsschlag für die UEFA wäre aber wohl nur eine grundlegende Revision des vor einem Jahrzehnt genehmigten Financial Fair Plays. Die UEFA bleibe «verpflichtet», Clubs zu schützen und bei finanzieller Nachhaltigkeit zu helfen, teilte der Verband mit. Wegen der Folgen der Coronavirus-Pandemie sind die Massgaben vorerst allerdings erstmal gelockert: Die Bewertung der Break-even-Vorschrift, nach der die Vereine grundsätzlich nicht mehr ausgeben dürfen als sie einnehmen, wurde um eine Saison verschoben.