FC Chelsea: Havertz reist aus DFB-Quartier ab, um zu verhandeln
Kai Havertz steht vor einem Wechsel zum FC Chelsea. Der deutsche Shootingstar reiste aus dem DFB-Quartier ab, um finale Verhandlungen zu führen.
Das Wichtigste in Kürze
- Kai Havertz' Rekordtransfer zum FC Chelsea steht unmittelbar vor dem Abschluss.
- Der Shootingstar reiste aus dem DFB-Camp ab, um letzte Verhandlungen zu führen.
Beim wahrscheinlichen Rekord-Transfer von Kai Havertz war auch Bundestrainer Joachim Löw behilflich. Bayer Leverkusen verliert wohl seinen grössten Star, darf sich aber über den höchsten jemals für einen deutschen Profi erzielten Transfererlös freuen.
Das 21 Jahre alte Top-Talent reiste aus dem Quartier der Fussball-Nationalmannschaft in Stuttgart ab, um letzte Details in London zu klären.
«Wir sind dem Bundestrainer dankbar, dass Kai die Dinge nun mit unserer Unterstützung vor Ort in London klären kann», sagte Bayer Leverkusens Sportdirektor Rudi Völler, nachdem zuvor die «Bild»-Zeitung über die Abreise berichtet hatte.
Havertz' bisheriger Club hofft trotz der Corona-Krise auf eine Ablöse von rund 100 Millionen Euro. Der Mittelfeldspieler wäre damit der teuerste deutsche Fussball-Profi überhaupt. Völler hatte einen Corona-Rabatt bei der Ablöse zuletzt mehrfach ausgeschlossen. Bis zuletzt verhandelten beide Clubs knallhart. Im Raum steht, dass der der vom russischen Investor Roman Abramowitsch alimentierte FC Chelsea zunächst 70 oder 80 Millionen Euro direkt überweist und das restliche Geld unter bestimmten Bedingungen später gezahlt werden soll. Die «Blues», bei denen bereits die Nationalspieler Antonio Rüdiger und Timo Werner unter Vertrag stehen, und Havertz waren sich bereits seit einiger Zeit einig.
Der Rekordtransfer ist sowohl für Bayer als auch Havertz so wichtig, dass bereits in den vergangenen Tagen über eine mögliche vorzeitige Abreise des 21-Jährigen gesprochen worden war. «Ich habe mich darüber mit Oliver Bierhoff und Jogi Löw in den vergangenen Tagen ausgetauscht», bestätige Ex-Bundestrainer Völler. Beim 1:1 der DFB-Elf gegen Spanien kam Havertz nicht zum Einsatz und fehlt nun auch im nächsten Nations-League-Spiel am Sonntag in Basel gegen die Schweiz.
«Der Spieler war so ein bisschen hin- und hergerissen. Auf der einen Seite wollte er gern zur Nationalmannschaft. Auf der anderen Seite will er auch unbedingt diesen Schritt machen. Wir wissen natürlich auch um die Bedeutung und Grössenordnung», erklärte LöW und gab Havertz die Freigabe für die Reise nach England. «Das ist natürlich eine riesen Geschichte», betonte LöW.
Für den deutschen Fussball sei es «auch eine Auszeichnung und Anerkennung, wenn junge deutsche Spieler bei internationalen Top-Vereinen gefragt sind», sagte DFB-Direktor Oliver Bierhoff: «Von der Erfahrung, die diese Spieler im Ausland sammeln - sowohl sportlich als auch hinsichtlich der Persönlichkeitsentwicklung -, kann auch die Nationalmannschaft profitieren.»
Die mit Leverkusen verpasste Qualifikation für die Champions League spielte beim Entschluss von Havertz, den Verein trotz eines Vertrages bis 2022 vorzeitig zu verlassen, nur eine untergeordnete Rolle. Sein Wechsel zu einem europäischen Topclub galt schon länger als ausgemacht. Als Interessenten wurden Real Madrid und der FC Bayern gehandelt, der sein Werben dem Vernehmen nach aufgrund der unsicheren Corona-Zukunft und der hohen Transfersumme jedoch eingestellt hatte.
Chelsea hingegen schreckte die Ablöse trotz der durch die anhaltende Corona-Krise bedingten Einnahmeausfälle nicht ab. Nach den Verpflichtungen von Werner (53 Millionen Euro) von RB Leipzig, Ben Chilwell (50 Millionen/Leicester) und Hakim Ziyech (Ajax Amsterdam/40 Millionen) investieren die «Blues» ein weiteres Mal erstaunlich viel.
Durch den bevorstehenden Wechsel von Havertz, den Völler als «einen Mix aus Michael Ballack und Mesut Özil» bezeichnete, verliert Leverkusen sein grösstes Aushängeschild. Der Mittelfeldspieler kickte insgesamt zehn Jahre im Bayer-Trikot und reifte dort zum auch international geschätzten Star. Bei der Wahl zum besten U21-Spieler Europas des Jahres 2019 wurde er hinter João Félix (Atlético Madrid) und Jadon Sancho (Borussia Dortmund) auf den dritten Platz gewählt. Doch nach 118 Bundesligaspielen (36 Tore) und 13 Pokaleinsätzen für Leverkusen sah er die Zeit für einen Wechsel gekommen.