Jupp Heynckes über Ablösen: «Teilweise war das unmoralisch»
Für den früheren Fussball-Erfolgstrainer Jupp Heynckes hat die Coronavirus-Pandemie Fehlentwicklungen in der Gesellschaft und im Fussball sichtbar gemacht.
Das Wichtigste in Kürze
- Im Profi-Fussball werden für Spieler teilweise horrende Summen bezahlt.
- Jupp Heynckes, ehemaliger Fussball-Trainer, äussert sich zu dieser Thematik.
«Da meine ich die Ich-AGs oder den Egoismus. Das Miteinander, das Menschliche oder die Solidarität sind zuletzt viel zu kurz gekommen. Wir müssen wieder viel mehr die Sinne für die Menschen schärfen, denen es nicht so gut geht». Dies sagte der 74-Jährige der «Welt am Sonntag» mit Blick auf das gesellschaftliche Miteinander.
Auch im Fussball forderte Jupp Heynckes, der 2013 mit den Bayern das Triple gewann, ein Umdenken: «Es gilt, einen Weg zurück wieder zu mehr Normalität zu finden. Es muss in Bezug auf die Ablöse oder die Gehälter zurückgerudert werden. Teilweise war das unmoralisch.»
In der Bundesliga ruht seit Mitte März der Ball. Deshalb fürchtet Jupp Heynckes, dass selbst wirtschaftlich gut aufgestellte Clubs wie seinen Ex-Verein Borussia Mönchengladbach vor existenzielle Probleme stellen könnte.
Ein Vorbild in Sachen vernünftiges Wirtschaften ist für ihn RB Leipzig. «Ich denke, in der Krise merken einige Vereine vielleicht auch, wie wichtig es ist, kaufmännisch klug zu agieren. RB Leipzig hat das über viele Jahre gezeigt», sagte Heynckes, der am kommenden Samstag seinen 75. Geburtstag feiert.
Zwar habe RB mit Red Bull einen grossen Geldgeber im Rücken. «Aber das Geld muss von klugen Köpfen mit Know-how auch erst einmal gut und nachhaltig eingesetzt werden.
Das geschieht dort. Da passt alles. Leipzig ist ein perfektes Beispiel dafür, wie wichtig das Personal an den wichtigen Schnittstellen ist.»