Köln-Coach Gisdol bei Matarazzos VfB unter Druck
Das Duell zwischen dem VfB Stuttgart und dem 1. FC Köln ist auch das zweier Trainer mit völlig unterschiedlichen Voraussetzungen. Der eine bejubelt einen Traumstart, dem anderen droht ein Negativrekord.
Das Wichtigste in Kürze
- Ausgerechnet in angespannter Lage muss Kölns Trainer Markus Gisdol auf die Wünsche von einigen Freunden und Bekannten verzichten.
«Viele sind natürlich VfB-Fans. Dass da ein paar weniger Wünsche kommen zum erfolgreichen Abschneiden merke ich die Woche schon», sagte der schwäbische FC-Coach einen Tag vor der Auftaktpartie des fünften Spieltags beim VfB Stuttgart. Die Partie am Freitagabend (20.30 Uhr/DAZN) sei für ihn «kein alltägliches Spiel», betonte er. Es ist das Duell zweier Trainer mit völlig unterschiedlichen Voraussetzungen.
Während Pellegrino Matarazzo mit Aufsteiger Stuttgart den besten Saisonstart im Oberhaus seit zwölf Jahren hinlegte, droht seinem Kölner Pendant Gisdol ein Negativrekord. Seit 14 Ligapartien hat der 51-Jährige nicht mehr gewonnen - genau wie einst Peter Stöger, den die Domstädter im Dezember 2017 daraufhin entliessen. Länger musste noch kein FC-Coach auf ein Erfolgserlebnis warten. Reisst Gisdol nun ausgerechnet in Stuttgart diese Marke? Keine 60 Kilometer von seinem Geburtsort Geislingen entfernt. Gegen den Club, in dessen Jugend er früher arbeitete und in dessen Umfeld regelmässig auch sein Name fällt, wenn gerade mal wieder ein neuer Trainer gesucht wird.
Der VfB geht nach seinem gelungenen Auftakt mit sieben Punkten aus vier Spielen als Favorit in die Partie, in der Abwehrchef Waldemar Anton (Sprunggelenksverletzung) allerdings erneut fehlen wird. «Natürlich tut jeder Sieg gut. Mit jedem Sieg wächst man», sagte Matarazzo. Auch wenn er «weniger über mich sprechen möchte», gilt das sicher auch für ihn persönlich. Als der 42-Jährige im vergangenen Winter in Stuttgart auf den entlassenen Tim Walter folgte und seine erste Station als Profi-Cheftrainer antrat, fielen die Reaktionen der Fans verhalten aus. Matarazzo musste sich erstmal beweisen.
Dass sein Vertrag gerade in der Phase bis 2022 verlängert wurde, in der der Aufstieg ernsthaft in Gefahr geriet, dürfte ihn dann bestärkt haben. Und so wirkt seine Position jetzt, nachdem er den Übergang in die Bundesliga so gut gemeistert hat, gefestigter denn je.
Über Gisdol lässt sich das nicht sagen. Das 1:1 gegen Eintracht Frankfurt, bei dem die Kölner vergangenes Wochenende ihren ersten Punkt in dieser Saison holten, verschaffte dem Trainer erstmal nur ein bisschen Luft. Verliert der FC in Stuttgart und anschliessend auch gegen den FC Bayern München, wird sie womöglich wieder dünner. «Unsere Gesellschaft neigt dazu, nach zwei Spieltagen Fehlstarts zu projizieren», warnte Gisdol vor verfrühten Zwischenbilanzen. «Wenn wir acht oder zehn Spiele rumhaben, dann haben wir einen Start.»
Soll der nicht vollends misslingen, müssen sich die Kölner aber schleunigst steigern. Dass sich die personelle Lage entspannt und neben den sicher fehlenden Jonas Hector und Marco Höger nur noch Rafael Czichos auf der Kippe steht, dürfte Gisdol dabei helfen. Den seit der coronabedingten Ligapause der Vorsaison das Glück komplett verlassen zu haben scheint. Und der trotz Vertrags bis 2023 neue Punkte und Argumente dringend brauchen kann. Noch dringender als Glückwünsche von seinen Freunden und Bekannten.