Messis Tränen-Abschied - «PSG ist eine Möglichkeit»

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Spanien,

Es musste so kommen, seine Liebe zum FC Barcelona ist einfach zu gross. Lionel Messi kämpft, Tränen fliessen. Er will nicht weg, er muss aber. Medien zufolge steht der Medizincheck bei PSG unmittelbar bevor.

FC Barcelona
Lionel Messi verliess den FC Barcelona und war zu Beginn der Abschieds-Pressekonferenz sichtlich ergriffen. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Tränen von Lionel Messi wollten nicht mehr trocknen.

Fest drückte sich der sechsmalige Weltfussballer das Taschentuch, das ihm Ehefrau Antonella schnell gereicht hatte, auf die Augen.

Ergriffen, tief berührt und unfreiwillig nahm Messi am Sonntagmittag Abschied von seinem Herzensverein FC Barcelona - um womöglich schon sehr bald zum eher nüchtern-notwendigen Medizincheck nach Paris zu fliegen. «Eine neue Geschichte wird beginnen und das wird das schwierigste Kapitel meiner Karriere», sagte Messi, immer wieder schluchzend, immer wieder innehaltend.

Wechsel zu PSG?

Paris Saint-Germain sei eine Option, sagte Messi, sie würden selbstverständlich miteinander sprechen. Entschieden sei zum jetzigen Zeitpunkt aber nichts. Viele Vereine hätten sich gemeldet. Laut französischer «L'Équipe» sollte Messi aber noch am selben Tag, spätestens aber am Montag zur Untersuchung in die französische Hauptstadt reisen. Die mögliche Ankunft des Argentiniers sei längst das grosse Thema in der PSG-Kabine, schrieb das Sportblatt.

Es ist ein Wechsel wider Willen. «Es ist so schwer für mich. Ich war mein ganzes Leben hier, ich bin nicht bereit dafür», sagte Messi, der als 13-Jähriger vom argentinischen Rosario nach Spanien gezogen war. Der FC Barcelona bezahlte die Hormonbehandlung gegen Messis Wachstumsstörungen. Für viele wurde er bei Barça zum Grössten. Die Trophäen für die 35 Titel, die Messi mit dem Verein gewann, hatte der Club im Auditorium 1899 auf Hochglanz poliert und aufgereiht.

Die Mannschaft des FC Barcelona war gekommen, von ein paar Mitspielern hatte sich Messi bei einem Essen zuhause in Castelldefels am Abend zuvor schon verabschiedet. Trainer Ronald Koeman war da, die Vereinsbosse und ganz vorne, da sassen Messis Ehefrau Antonella und die gemeinsamen drei «katalanisch-argentinischen» (Messi) Söhne.

Messi bot Gehaltsreduzierung an

Eine schöne Zeit hatten sie in den vergangenen Wochen gehabt, Messi hatte mit Argentinien endlich den ersten grossen Titel gewonnen, danach ging es zum Entspannen in den Urlaub nach Miami und Ibiza. Voller Tatendrang war Messi zurückgekehrt und musste erfahren, dass es nicht weiterging. Auf die Hälfte seines auch dann immer noch üppigsten Gehaltes wollte er verzichten. «Wir wollten unser wunderbares Leben in Barcelona weiter führen», erklärte Messi: «Heute muss ich mich davon verabschieden.»

Die Fortsetzung der einzigartigen Erfolgsgeschichte, die auch schwere Tiefen durchgemacht hatte, scheiterte nach Vereinsangaben an den Vorgaben des Financial Fair Play der spanischen Liga - und weil der FC Barcelona ein kapitales Geldproblem hat. «Es ging nicht, weil die Liga nicht wollte, weil der Club sich nicht weiter verschulden wollte», erklärte Messi. Fast eine halbe Milliarde Euro sind es.

«Wir haben ein furchtbares Erbe angetreten», hatte Vereinspräsident Joan Laporta bereits gesagt. Die finanzielle Lage des Clubs sei aufgrund des «katastrophalen Managements» der vergangenen Jahre so schlecht, dass man bei einer Weiterverpflichtung von Messi nicht die Vorgaben hätte erfüllen können, hatte Laporta erklärt, der im März auf den Posten zurückgekehrt war.

2020 wollte er weg, nun aber bleiben

Auch er sass in der ersten Reihe beim hochemotionalen Adios für Messi. Im vergangenen noch unter Laportas Vorgänger Josep Maria Bartomeu hatte Messi im Sommer den Verein verlassen wollen. Mit allen Mitteln sogar. Die Ausstiegsklausel in irrwitziger Höhe von 700 Millionen Euro verhinderte es. Damals hätte er genau gewusst, was er hätte sagen wollen. «In diesem Jahr ist es etwas anderes», sagte Messi. «In den vergangenen Tagen habe ich viel nachgedacht, was ich eigentlich sagen kann. Die Wahrheit ist: Mir fällt einfach nichts ein», sagte Messi, die Stimme schwer und leise, nachdem er sich die ersten Tränen noch vor den ersten Worten abgewischt hatte.

Denn bevor er zu seinen insgesamt rund 40-minütigen Liebeserklärungen an den Verein, wehmütigen Erinnerungen an gemeinsame Zeiten und Ausblicke in eine andere Zukunft anhob, kämpfte Messi mit der Fassung. Millionen Menschen verfolgten die Pressekonferenz live im Internet und sahen, wie Messi den Mund-Nasenschutz im selben dunkelblau wie sein Anzug abnahm und die Tränen kullerten. Der Applaus der Gäste im Auditorium übermannte Messi. «Das ist der Club, den ich liebe, und das ist nicht der Moment, den ich so erwartet habe», sagte er: «Ich habe vom ersten bis zum letzten Tag alles für diesen Verein und für dieses Trikot gegeben.»

Der Abschied schmerzt umso mehr, weil es ein Abschied fast ohne Fans ist - ein paar hundert hatten sich vor dem Haupteingang versammelt. Sie nicht mehr zu hören, «wie sie meinen Namen schreien», erklärte Messi. Er, der nicht als grosser Redner in die Fussballgeschichte eingehen will, sondern schon jeher immer nur eines will: spielen. So hatte er sich auch seinen Abschied irgendwann einmal vom FC Barcelona vorgestellt. Er, der Ball, ein Platz und Fans. «Ich hätte es gerne auf dem Rasen getan, mit Menschen. Einen letzten Applaus hören.»

Rückkehr schon angekündigt

Den bekam aber auch so. Die Gäste erhoben sich, Teamkollegen, Trainer, Offizielle, Freunde und Familie. Und Messi ganz vorne auf dem Podium erst recht. «Die Werte dieses Vereins haben mich Demut und Respekt gelehrt, ich hoffe, das ist das, was von mir bleibt. Ich habe viele schöne Dinge erlebt, auch schlechte. Aber all das hat mich wachsen und zu der Person werden lassen, die ich heute bin», sagte Messi: «Ich habe keine Zweifel, dass wir zurückkehren werden, weil es unser Zuhause ist. Ich habe es meinen Kindern versprochen.»

Doch vorher geht es vermutlich nach Paris. Dort wo sein ehemaliger Sturmpartner und Kumpel Neymar spielt, dazu die drei Argentinier Ángel di María, Leandro Paredes, Mauro Icardi und wo in Mauricio Pochettino ein Argentinier Trainer ist. Wo Fussball-Giganten wie der allerdings von Real Madrid umworbene Kylian Mbappé, Italiens Europameister-Torwart Gianluigi Donnarumma, dessen Auswahlkollege Marco Verratti und Ex-Real-Ikone Sergio Ramos kicken.

Wenngleich der Wunsch in Barcelona weiterzumachen nicht in Erfüllung geht, bei seinen weiteren sportlichen Zielen dürften bei Messi eher schon wieder Freudentränen kullern. «Ich will die Champions League wieder gewinnen», sagte er: «Ich möchte so viele Titel holen wie möglich.»

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