Zlatan Ibrahimovic: Italien feiert seine Rückkehr zum AC Milan
Seit Jahresbeginn steht Zlatan Ibrahimovic wieder in Diensten des AC Milan. Der Schwede polarisiert – aber er macht das, wozu die Rossoneri ihn brauchen.
Das Wichtigste in Kürze
- In seinem zweiten Einsatz für den AC Milan trifft Zlatan Ibrahimovic erstmals.
- Der Schwede polarisiert, aber er liefert auch – und sorgt für Ablenkung.
- Einen wie ihn kann der AC Milan in dieser schwierigen Zeit gut gebrauchen.
Es gibt Fussballer, es gibt aussergewöhnliche Fussballer, und es gibt Zlatan Ibrahimovic. Der 38-jährige Schwede tut im Frühwinter seiner Fussballer-Karriere alles, um sich einer Kategorisierung zu entziehen. Beispielhaft: Mit seinem Tor gegen Cagliari hat er in vier aufeinanderfolgenden Jahrzehnten getroffen.
Der exzentrische Schwede sorgt in Italien – wie könnte es anders sein – für gespaltene Meinungen. Einig sind sich die meisten aber dabei, dass die Ankunft des 1,95-Hünen den leidgeplagten Rossoneri guttut. Nicht nur, weil Ibrahimovic vorne die wichtigen Tore machen kann.
Zlatan Ibrahimovic, der Marketing-Gag
Der Schwede lenkt auch von den tiefgreifenden Sorgen ab, die die Mailänder Fans seit Jahren plagen. Das Chaos um die chinesische Übernahme hat eine Kluft zwischen Fans und Verein hinterlassen. Von den glorreichen Tagen als Titelkandidat ist man mittlerweile – den Superpokalsieg 2017 ausgenommen – bald ein Jahrzehnt entfernt.
Der skurrile Glanz, mit dem sich Ibrahimovic fast wie von selbst umgibt, lenkt ein wenig von diesen Rissen ab. Wenn Zlatan redet, dann klingt es so, als wäre im San Siro eigentlich alles in Butter. Da gehen die Sorgen um eine oft fehlgeleitete Transferpolitik zuweilen vergessen, zumindest für einen kurzen Moment.
Böse Zungen mutmassen gar, Ibrahimovic sei nur geholt worden, um die Trikotverkäufe anzukurbeln. Tatsächlich mutet es etwas seltsam an, dass Milan seit Ibras Rückkehr nur im (bisher ungeliebten) dritten Trikot aufläuft. Versucht man da gar, die Verkäufe des Ausweich-Outfits mit dem Mythos Zlatan anzukurbeln?
Ein Modell-Athlet mit gigantischem Ego
Der Zlatan-Effekt ist unbestritten, das zeigte schon Ibrahimovic' erster Auftritt für Milan. Gegen den Tabellen-Sechzehnten Sampdoria Genua strömten 58'500 Zuschauer ins San Siro. Nicht ausverkauft, aber ein ansehnlicher Wert für ein Spiel gegen den Tabellenkeller. Schmerzlich nur, dass Ibrahimovic da noch ohne Torerfolg blieb.
Gegen Cagliari stand er erstmals über die volle Distanz auf dem Platz, das Alter war ihm kaum anzumerken. Körperlich ist der Schwede fit wie eh und je, auch wenn er selbst noch Spielraum sieht. So exzentrisch er sich auch geben mag – Ibracadabra weiss, dass sein Körper sein Kapital ist. Als Modell-Athlet geht er mit ebendiesem Kapital hochprofessionell um.
Das macht den Schweden zu einer exzellenten Verpflichtung für Milan. Den jungen im Kader, wie etwa Sturmpartner Rafael Leão, lebt Zlatan Ibrahimovic Professionalität vor. Und er nimmt sie aus dem Rampenlicht – wenn Zlatan spielt, schaut alles auf Zlatan. Das nimmt den Druck von jungen Akteuren, die bei Milan sonst unter der Erwartung ersticken könnten.
Zlatan lindert Symptome, aber er heilt nicht
Die Rückkehr von Zlatan Ibrahimovic nach Italien ist eigentlich für alle Beteiligten ein Gewinn. Die Fans profitieren von den akrobatischen Einlagen, markigen Sprüchen und generellen Eskapaden des Schweden. Für Milan ist der Altmeister ein exzellentes Marketing-Tool und schiesst obendrein vielleicht noch wichtige Tore. Und für die Milan-Spieler ist Ibra eine wertvolle Stütze, wenn der Erwartungsdruck zu hoch wird.
Löst Zlatan allein die Probleme, die den AC Mailand plagen? Mit Sicherheit nicht, dafür sind die Sorgen der Rossoneri zu tiefgreifend. In der aktuellen Lage ist Ibrahimovic aber eins der besten Dinge, die Milan passieren konnten. Nicht schlecht, so ein Spieler für vier Jahrzehnte.