Gegner Dänemark steht am Samstag in Kopenhagen noch stärker unter Druck als die Schweiz. Ausgerechnet Superstar Christian Eriksen ist derzeit auf der Suche nach seiner Form.
Der Däne Christian Eriksen befindet sich in einer sportlichen Krise
Der Däne Christian Eriksen befindet sich in einer sportlichen Krise - sda - KEYSTONE/AP/LEILA COKER

Die fussballerische Klasse von Christian Eriksen hat auch die Schweizer Nationalmannschaft schon zu spüren bekommen. Der Mittelfeldspieler hatte Ende März in Basel massgeblichen Anteil daran, dass die Dänen zwischen der 84. und 93. Minute aus einem 0:3 noch ein 3:3 machten. Das 1:3 bereitete Eriksen mit einer Freistossflanke vor, das 2:3 leitete er mit einem genialen Pass in die Tiefe ein.

Die spielerische Leichtigkeit ist dem 27-Jährigen in den letzten Wochen aber abhanden gekommen. Tottenham Hotspur steckt in einer sportlichen Krise - und mit ihm sein dänischer Spielmacher. «Es ist die schwierigste Phase seit ich bei Tottenham bin», sagte Eriksen zu Beginn dieser Woche gegenüber dänischen Medien. Seinen Status als unumstrittener Stammspieler hat er verloren, zuletzt machte zudem das Gerücht die Runde, dass Eriksens Partnerin eine Affäre mit seinem Mitspieler Jan Vertonghen haben soll. «Bullshit» lautete die Antwort des Dänen in den sozialen Netzwerken.

Auch um die sportliche Zukunft Eriksens ranken sich viele Gerüchte. Diese ist ungewiss, sein Vertrag bei Tottenham läuft Ende Saison aus. Bereits im Sommer wurde der Mittelfeldspieler mit Real Madrid in Verbindung gebracht, nun soll der Transfer womöglich im Januar über die Bühne gehen.

Dass die noch nicht geklärte Zukunft von ihm und weiteren Teamkollegen mit ein Grund für die Baisse ist, glaubt Eriksen, der sich zu seinen Plänen bedeckt hält, nicht. «Dies hat keinen Einfluss auf unsere Leistungen, wir sind alle Profis.“ Objektive Gründe für die Misere gibt es für ihn keine. Die Erwartungen an die Mannschaft seien nun höher, »und das Glück ist nicht mehr auf unserer Seite«.

Eriksens Krise wirkt sich auf seine Teams aus. Tottenham, seit der Übernahme von Trainer Mauricio Pochettino 2014 immer in den Top 5 der Premier League, hat einen holprigen Saisonstart hingelegt – und dies nur wenige Monate nach dem Einzug in den Champions-League-Final. Von den letzten sechs Partien gewannen die Spurs nur eine, zuletzt unterlagen sie Brighton 0:3. Im Ligacup blamierten sie sich gegen das Viertklassige Colchester, in der Champions League steht nach der 2:7-Abfuhr gegen Bayern München nach zwei Spielen erst ein Punkt zu Buche.

Seit 2013 spielt Eriksen in London nach zuvor knapp fünf Jahren bei Ajax Amsterdam. Unter Pochettino blühte der Mittelfeldspieler auf, 50 Tore in 214 Premier-League-Spielen gelangen ihm, noch wertvoller ist er als Vorbereiter. Eine ähnliche Bilanz weist Eriksen in der Nationalmannschaft auf, für die er 29 Mal traf. Obwohl erst 27 bestreitet er gegen die Schweiz bereits sein 92. Länderspiel, sein Debüt hatte er im Frühjahr 2010 gegeben – mit gut 18 Jahren. An der WM in Südafrika war er der jüngste Spieler des Turniers.

Unter Age Hareide, der Ende 2015 auf Morten Olsen folgte, nahm Eriksens Einfluss im Nationaltrikot weiter zu, seine offensive Ausbeute steigerte er massiv. In 34 Spielen unter dem Norweger traf er 23 Mal. Eriksen sei einer der zehn besten Spieler der Welt, sagte Hareide über seine Nummer 10, als dieser vor zwei Jahren beim 5:1 in der WM-Barrage in Irland mit einem Hattrick Dänemark fast im Alleingang an die WM in Russland schoss.

Schwächelt aber Eriksen, hat das seit 22 Pflichtspielen ungeschlagene Dänemark ein Problem - wie zuletzt im September. Nach dem 6:0 in Gibraltar kamen die Dänen in Georgien nicht über ein torloses Remis hinaus, weswegen sie nun mit dem Rücken zur Wand stehen. Eine Heimniederlage gegen die Schweiz und dem WM-Achtelfinalisten droht das Scheitern in der Qualifikation. «Mit einem Unentschieden kann ich leben», sagte Hareide zu Beginn dieser Woche. «Wenn wir gewinnen, wäre der Weg an die EM aber natürlich viel einfacher.» Ein formstarker Christian Eriksen würde helfen, dies zu schaffen.

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