Der FC Thun hat einen neuen Geldgeber gefunden
Sportlich flop, finanziell top. Der FC Thun hat nach jahrelangen Gesprächen einen Geldgeber gefunden. Es ist die chinesische Pacific Media Group.
Das Wichtigste in Kürze
- Der FC Thun hat einen neuen Geldgeber.
- Die Pacific Media Group überweist den Berner Oberländern drei Millionen Franken.
Wenn der FC Thun zu einem Mediengespräch mit Präsident Markus Lüthi , Vizepräsident Markus Peter und Sportchef Andres Gerber einlädt, hat das Seltenheitswert. Heute fand ein solches in der Stockhorn Arena statt. Und eine Exklusivität war denn auch, was die Herren zu sagen hatten.
Die Pacific Media Group (PMG), ein Medienunternehmen mit rechtlichem Sitz in Hongkong, greift den chronisch klammen Oberländern mit drei Millionen Franken unter die Arme. Eine halbe Million ist bereits geflossen. Als Gegengeschäft erhielt die Firma dafür fünf Prozent des Aktienkapitals.
Ganzheitlicher Deal
Die restlichen zweieinhalb Millionen sind ein Darlehen mit Rangrücktritt, welches in zwei Tranchen ausbezahlt werden kann. Präsident Markus Lüthi sprach von einem ganzheitlichen Deal. «Es geht nicht nur um die Finanzen.» PMG hat den Hauptmarkt in Asien und den USA und will beispielsweise mit Tourismuspaketen eine Wertschöpfung in die Region bringen.
Im März waren die beiden Parteien zum ersten Mal zusammen gekommen. Seither waren Vertreter von PMG mehrfach im Berner Oberland. «Man spürte das Herzblut dieser Personen. Sie waren begeistert von der Region.»
Der FC Thun hat sich den Entscheid – auch wegen negativen Beispielen anderer Vereine – nicht einfach gemacht. «Ich war sehr skeptisch zu Beginn», sagt Sportchef Andres Gerber. Schliesslich habe aber das Gesamtpaket gepasst und die Vereinsspitze zum Deal bewegt.
Erfahrung im Fussballbereich
PMG hat bereits Erfahrung im Bereich des Profifussballs. Das Unternehmen beteiligt sich am englischen Zweitligisten FC Barnsley. Auch Ligue 1-Verein OGC Nizza gehörte zum PMG-Portfolio, wurde dann aber wegen unterschiedlichen Auffassungen mit der Klubleitung verkauft.
Präsident Markus Lüthi betonte mehrfach, dass PMG den FC Thun nicht gekauft habe. «Maximal 20 Prozent gehören dem Unternehmen». Der Deal ist auf zehn Jahre ausgelegt. Bis 2029 muss der FC Thun das Geld also nicht zurückzahlen. In fünf Jahren wird bilanziert, wie die Zusammenarbeit funktioniert.
Wie sich der neue Partner auf den Sport ausrichten wird, ist noch unklar. «Die Auswirkung auf den Alltag wird sich zeigen.» Aktuell befindet sich ein Mitarbeiter des FC Thun in Barnsley, um sich mit den dortigen Klubverantwortlichen auszutauschen.
Club-Präsident Markus Lüthi gibt zu, dass «es einen Akt der Verzweiflung drin» habe. Hätte man sich die rund vier Millionen aus dem Europa-League-Topf geholt, «wäre das so nicht zustandegekommen. Aber es gibt eine Realität, die ist, wie sie ist, und wir sind froh, dass wir diese Lösung gefunden haben.»
Sportchef Andreas Gerber ist insbesondere hinsichtlich der Transferpolitik – zumindest vorsichtig – optimistisch. Die Vernetzung mit Barnsley sei «eine super Ergänzung» zum Bestehenden. «Bis jetzt haben wir vor allem in der Challenge League geschaut. Es kann sein, dass wir in Zukunft Spieler aus dem Ausland holen, weil wir mehr Daten bekommen.»