GC: Fredy Bickel spricht im Interview über seinen Rauswurf
Das Wichtigste in Kürze
- Die Champion Union HK Holdings Limited wird neuer Investor von GC.
- Deshalb muss Geschäftsführer Fredy Bickel nach sechs Monaten bereits wieder gehen.
- Im Interview spricht der 54-Jährige über den für ihn « sehr überraschenden» Entscheid.
Seit Donnerstag ist klar: GC gehört neu der Champion Union HK Holdings Limited. Hinter der chinesischen Firma steht Jenny Wang und der neue Präsident Sky Sun.
Die beiden setzten sogleich ein Zeichen. Geschäftsführer Fredy Bickel musste seinen Platz räumen. Im Interview mit Nau.ch zeigt sich der entlassene Bickel mehr als nur überrascht.
Nau.ch: Wie gross ist der Schock?
Fredy Bickel: Ich weiss es mittlerweile seit ein paar Tagen. Aber ich bin den Entscheid immer noch am Verarbeiten und Verdauen.
Nau.ch: Am letzten Sonntag waren Sie noch im Sportpanorama als offizieller Delegierter von den Grasshoppers. Wussten Sie damals schon, was auf Sie zukommt?
Fredy Bickel: Ja, ich habe es am Freitag vor dem Sportpanorama erfahren.
Nau.ch: Und Sie traten dennoch als GC-Vertreter im Schweizer Fernsehen auf?
Fredy Bickel: Ich habe mich noch mit Präsident András Gurovits abgesprochen. Aber es wäre doch auch nicht richtig gewesen, wenn ich so kurzfristig abgesagt hätte.
Schafft GC jetzt die Wiedererstarkung?
Nau.ch: Können Sie verstehen, dass neue Leute (Champion Union HK Holdings Limited) neue Ideen mitbringen?
Fredy Bickel: Dies muss man bei einem Eigentümerwechsel immer in Betracht ziehen. Jeder sollte aber auch das Recht haben, den Grund dafür zu erfahren. Auch wenn er noch so banal ist. Es würde bei der Verarbeitung helfen.
Bickel rechnete nicht mit der Entlassung
Nau.ch: Sie haben bei GC einen guten Job gemacht. Da ist es doch verwunderlich, dass Sie der erste sind, der gehen musste?
Fredy Bickel: Man kann mir gewisse Naivität unterstellen. Aber ich rechnete wirklich nicht mit der Entlassung. Wenige Tage zuvor erhielt ich von András Gurovits ein letztes Mal die Gewissheit, dass an meiner Anstellung nicht gerüttelt werde.
Nau.ch: Gegenüber Nau.ch erklärte Gurovits, dass ihm Ihre Entlassung leid tue. Glauben Sie ihm?
Fredy Bickel: Das glaube ich zu 100 Prozent. Es tut mir sogar leid, musste er mir diese Nachricht überbringen. Er hat diese Entscheidung nicht getroffen und war sich bis vor einer Woche ebenfalls sicher, dass ich CEO bleiben würde.
Nau.ch: Trainer Goran Djuricin ist aktuell Ihr Untermieter. Wird er weiterhin bei Ihnen wohnen?
Fredy Bickel: Das war eine seiner ersten Fragen. Für mich ist klar, dass Goran Djuricin weiterhin bei mir wohnen kann. Ich bin mir jedoch nicht sicher, ob ihm GC dies erlaubt.
Nau.ch: Was machen Sie über Ostern? Können Sie die Entlassung bei GC akzeptieren und so doch noch etwas geniessen?
Fredy Bickel: Man muss es akzeptieren. Ich mache aber keinen Hehl daraus, dass es mir schwer fällt. Mitarbeiter, die Mannschaft und der Staff sind zu einer richtigen Einheit geworden.
Jeder hat sich auf seinem Gebiet eingesetzt. Zusammen wollten wir etwas bewegen, haben uns Gedanken über die Zukunft gemacht, wollten vorwärts kommen.
Wenn ich nur einmal die Chance gehabt hätte, mit den Chinesen oder den neuen Schweizer Entscheidungsträgern ein Gespräch zu führen...
Bickel bedauert sehr, dass GC in ausländische Hände gerät
Nau.ch: Sie haben jetzt noch einen langjährigen Vertrag. So haben Sie wenigstens einen gemütlichen Sommer vor sich?
Fredy Bickel: Nein, das stimmt nicht. Wir einigten uns bei der Vertragsunterzeichnung, dass im Juni nochmals eine Bedenkzeit eingebaut wird. Und GC so bei finanziellen Problemen nicht an einen langfristigen Vertrag gebunden ist. Von dem profitieren die neuen Eigentümer nun natürlich.
Nau.ch: Sind Sie schon bald bereit, eine neue Tätigkeit in Angriff zu nehmen?
Fredy Bickel: Für den Moment ist noch die Verarbeitungsphase angesagt.
Nau.ch: Wenn Sie versuchen neutral zu beurteilen, ist die «chinesische Lösung» für GC gut?
Fredy Bickel: Es ist natürlich grandios, dass GC in dieser auf der ganzen Welt schwierigen Zeit einen Geldgeber finden konnte. Ich persönlich bedauere aber sehr, dass ein Traditionsverein wie die Grasshoppers in ausländische Hände gerät.