Khedira operiert: Herzprobleme stoppen Weltmeister von 2014
Sami Khedira wollte in diesem Jahr noch einmal durchstarten. Nun wird der Profi von Juventus Turin von Herzproblemen gebremst. Für den Routinier ist das der nächste Rückschlag nach dem Seuchenjahr 2018. Immerhin: Der 31-Jährige äusserte sich zuversichtlich.
Das Wichtigste in Kürze
- Sami Khedira flitzte im Abschlusstraining für das Champions-League-Spiel bei Atlético Madrid über den Platz, als sein Herz plötzlich zu rasen begann.
Sofort informierte er die Club-Ärzte von Juventus Turin, die wegen Herzrhythmusstörungen umgehend ein Sportverbot verfügten.
«Angst um Khedira», titelte die Zeitung «Tuttosport» am Mittwoch. «Sami Khedira ist nicht da, aber die Bianconeri - Spieler, Fans - sind alle bei ihm.»
Anstatt am Mittwochabend mit dem italienischen Meister im Achtelfinal-Hinspiel der Königsklasse in Madrid seinen sportlichen Neuanfang zu forcieren, musste der 31-Jährige in Turin einen intensiven Medizincheck absolvieren und wurde anschliessend operiert. Es sei eine «Verödung von Herzzellen im Vorhof» vorgenommen worden, teilte sein Verein Juventus Turin am Mittwoch mit.
«Alles ist perfekt verlaufen, und ich werde nach einer kurzen Pause in der Lage sein, wieder an die Arbeit zu gehen», schrieb Khedira bereits am Mittwochabend bei Instagram und bedankte sich für Genesungswünsche. «Gute Nachrichten aus Turin», twitterte der DFB nach dem Eingriff und schrieb im Namen der Nationalmannschaft: «Wir wünschen dir eine schnelle Genesung.»
Derartige Eingriffe werden in der Regel gemacht, wenn im Bereich eines der Herzvorhöfe immer wieder Rhythmusstörungen entstehen, wie der Berliner Kardiologe Dietrich Andresen erklärte. Solche Rhythmusstörungen seien zwar nicht lebensgefährlich, könnten aber bei Belastung zu sehr unangenehmem Herzrasen führen.
Bei der Behandlung werde zunächst eine Sonde über eine Vene ins Herz eingeführt und das Herzrasen künstlich ausgelöst, sagte Andresen. So kann man feststellen, welche Zellen für die Rhythmusstörung verantwortlich sind. Diese werden anschliessend mit Hitze oder Kälte unschädlich gemacht. Ungefähr in einem Monat, so schrieb Juve am Mittwoch, soll Khedira nach einer «kurzen Genesungszeit» wieder trainieren können.
Für den Mittelfeldspieler ist dies der nächste Rückschlag. Dabei wollte Khedira nach dem Seuchenjahr 2018 noch einmal durchstarten. Vor zehn Tagen war er nach seinem ersten Tor seit einem halben Jahr beim 3:0 von Juve gegen Sassuolo Calcio gefeiert worden. «Der Professor ist zurück. Er entfesselt das Spiel», lobte «La Stampa» danach.
Doch plötzlich ist der Fussball zur Nebensache geworden für den 77-maligen Nationalspieler, der seinen Vertrag beim italienischen Rekordchampion im vergangenen September bis zum Sommer 2021 verlängert hatte.
Es handelt sich nicht um eine gewöhnliche Verletzung, wie sie im Fussball immer wieder vorkommt. Erst vor knapp einem Jahr war der italienische Nationalspieler Davide Astori vom AC Florenz im Alter von 31 Jahren einem plötzlichen Herzstillstand erlegen. 2003 starb Kameruns Nationalspieler Marc-Vivien Foe an plötzlichem Herzversagen. Der damals 28-Jährige brach im Halbfinale des Confederations Cups gegen Kolumbien auf dem Platz zusammen. Es sind nur die zwei prominentesten Beispiele der Opferliste im Fussball.
Für Khedira kommt die schlechte Nachricht zur Unzeit. Eigentlich wollte sich der Routinier in dieser Saison noch einmal für ein Comeback in der DFB-Auswahl empfehlen, nachdem ihn Bundestrainer Joachim Löw nach dem WM-Debakel in Russland nicht mehr eingesetzt hatte. Daraus wird nun vorerst nichts, denn mit einer Rückkehr auf den Platz ist frühestens in einem Monat zu rechnen.
Für Khedira setzt sich die Leidenszeit damit fort. Schon in der Hinrunde hatte er 15 Pflichtspiele von Juventus aufgrund von Verletzungen verpasst. Von Mitte September bis Mitte Oktober setzte ihn eine Oberschenkelverletzung für mehrere Wochen ausser Gefecht, von Mitte November bis kurz vor Weihnachten stoppte ihn eine Knöchelverletzung.
Auch Juve schmerzt der neuerliche Ausfall. «Khedira nicht dabei zu haben, ist ein Problem für uns», sagte Trainer Massimiliano Allegri vor der Partie in Madrid.