Klub-Boss Roland Klein erklärt die Situation um den FC Schaffhausen
Klub-Boss Roland Klein rettet die Kleinaktionäre beim FC Schaffhausen und spürt die Folgen des Übernahmeprozesses. Gegenüber Nau.ch erklärt er die Situation.

Das Wichtigste in Kürze
- Klub-Boss Roland Klein ist seit Juli 2019 beim FC Schaffhausen tätig.
- Mit viel Aufwand rettete er die Kleinaktionäre der Stadion Schaffhausen AG.
- Im Interview spricht Klein über die aktuelle Situation beim FC Schaffhausen.
Seit Juli 2019 ist Roland Klein Klub-Boss des FC Schaffhausen. Nach wie vor spürt dieser die Folgen eines komplizierten und überaus harzigen Übernahmeprozesses.
Mit grossem Aufwand liess sich Klein beim Kantonsgericht Schaffhausen das Recht einräumen, eine ausserordentliche Generalversammlung einberufen zu lassen.
Damit rettete Roland Klein die Kleinaktionäre, die einen Anteil von 8,21 Prozent der Stadion Schaffhausen AG besitzen. Im Interview mit Nau.ch nimmt er jetzt Stellung zur Situation um den Verein.
Nau.ch: Herr Klein, Sie sind der Retter der Kleinaktionäre der Stadion Schaffhausen AG. Sind Sie ein Wohltäter? Denn die Aktien der Stadion Schaffhausen AG haben doch eigentlich keinen Franken mehr wert?
Roland Klein: Retter ist die falsche Bezeichnung. Gerettet werden, muss man aus einer Notsituation. Ich glaube nicht, dass sich ein Aktionär der Stadion Schaffhausen AG in einer solchen befindet.
Richtig ist jedoch, dass die Aktionäre der Stadion Schaffhausen AG ihre Investition hätten vollständig abschreiben müssen. Wenn ich mich nicht via Gericht um den Fortbestand der AG bemüht hätte.
Richtig ist gemäss heutigem Wissensstand leider auch, dass die Aktien der Stadion Schaffhausen AG aktuell wohl keinen sonderlich hohen Wert haben. Dies versuche ich nun mit dem Einbezug der restlichen Aktionäre zu ändern. Indem ich für die Stadion Schaffhausen AG neue Ziele suche.

Nau.ch: Wieso veranstalten Sie jetzt eine ausserordentliche GV? Es scheint, dass Ihre Vorgänger den einen oder anderen Aktionär verwirrt hinterlassen haben. Viele glaubten mit ihren Aktien einen Teil des Stadions oder Teil des FC Schaffhausen zu besitzen. Beides ist ja nicht der Fall?
Roland Klein: Das ist korrekt. Die Stadion Schaffhausen AG ist eine reine Betriebs- respektive Vermarktungsgesellschaft. Die Gelder, die mit dem Aktienverkauf im Jahr 2016 generiert wurden, wurden gemäss heutigem Wissensstand wohl gebraucht, um das finanzielle Loch der damaligen Saison zu stopfen.
Es stellt sich bei mir die Frage, ob die Aktionäre diesbezüglich fair orientiert und behandelt wurden – dies möchte ich klären. So wurde beispielsweise auch ein Vertrag zwischen der FC Schaffhausen AG und der Stadion Schaffhausen AG unterzeichnet, welcher die Stadion Schaffhausen AG verpflichtete, jeglichen Gewinn über 1000 Franken pro Jahr der FC Schaffhausen AG zu überführen.
Ob den Aktionären dies letztlich auch klar war, weiss ich nicht. Die FC Schaffhausen AG hat diesen Vertrag zwischenzeitlich gekündigt.
Die Aktionäre der Stadion Schaffhausen AG hatten nie eine realistische Möglichkeit, respektive Chance, ihre Investition einst wieder zurück zu gewinnen.
Mit meinen Bemühungen, die Stadion Schaffhausen AG zu erhalten, will ich den Aktionären die Möglichkeit geben, über die Zukunft dieser Aktiengesellschaft mitzuentscheiden.
Nau.ch: Was wäre passiert, wenn Sie sich nicht auf dem Gerichtsweg das Recht hätten einräumen lassen, eine ausserordentliche GV einzuberufen und damit die fehlenden Organe neu wählen zu lassen?
Roland Klein: Die Aktiengesellschaft wäre infolge Organmangels gelöscht worden.
Nau.ch: Braucht die FC Schaffhausen AG die Stadion Schaffhausen AG, um zu überleben?
Roland Klein: Nein, die FC Schaffhausen AG und damit der ganze Fussballbetrieb funktioniert heute komplett unabhängig von der Stadion Schaffhausen AG.

Vereinzelte Verträge, die einst noch über die Stadion Schaffhausen AG gelaufen sind, wurden nach meiner Übernahme zulasten der FC Schaffhausen AG auf diese übertragen, respektive aufgelöst.
Es muss eine klare Trennung geben zwischen Sport, das heisst dem Betrieb des FC Schaffhausen, und anderweitige Veranstaltungen, die im letztlich gemieteten Stadion stattfinden. Dies ist nun gewährleistet.
Nau.ch: Was ist Ihr Antrieb?
Roland Klein: Es war im Frühsommer 2019 offensichtlich, dass die Erben von Aniello Fontana den FC Schaffhausen nicht mehr weiter betreiben konnten. Die Liga hat der damaligen Klubleitung die Lizenz für die Saison 2019/20 in logischer Konsequenz verweigert.

Es ging mir darum, diesen Traditionsclub, Gründungsjahr 1896, vor dem finanziellen Kollaps und damit letztlich den Profibetrieb zu retten. Es wäre ein unglaublicher Verlust gewesen, hätte der FC Schaffhausen letztlich Mitte 2019 die Segel streichen müssen.
Hätte der FCS Insolvenz erklären müssen, wäre das Stadion, das damals nur etwas mehr als zwei Jahre in Betrieb war, wohl bis auf weiteres leer gestanden. Sehr engagierte Unternehmen wie die Methabau AG, welche auch den Stadionbau mit ermöglichte, hätten wohl viel Geld verloren. Über 200 Junioren hätten ihr neues fussballerisches Zuhause verloren.
Es ging darum all diesem eine Zukunft zu geben. Hierzu habe ich spontan Hand geboten, auch wenn sich die Situation sehr prekär darstellte.
Nau.ch: Wie ist Ihr Verhältnis zur Familie Fontana?
Roland Klein: Da gibt es heute leider kein Verhältnis mehr. Es wurde viel Geschirr zerschlagen.

Nau.ch: Was sind Ihre Visionen für die Zukunft mit dem FC Schaffhausen?
Roland Klein: Der FCS soll zukünftig auf finanziell stabilen Beinen stehen. Dies mit einem mittelfristigen Aufstieg in die oberste Schweizer Profiliga (zurzeit Super League).
Der Fussball als solcher reicht heute leider nicht aus, um einen Club wie den FCS zu finanzieren. Es müssen Veranstaltungen und andere Einnahmequellen erschlossen werden, um den Fussball quer zu finanzieren. Das Stadion macht dies möglich.
Diese Infrastruktur muss besser genutzt werden. Die ersten Schritte dazu wurden schon eingeleitet. Ich hoffen zudem, dass Schaffhausen und seine Bevölkerung letztlich realisieren, dass diese verrückten Überzeugungstäter, welche heute mit vollem Einsatz versuchen, den FC Schaffhausen am Leben zu erhalten, das Herz am richtigen Fleck haben.
Nau.ch: Hand aufs Herz. Haben Sie sich schon einmal gewünscht, gar nicht erst beim FCS eingestiegen zu sein?
Roland Klein: Nein, das habe ich mir nie gewünscht. Ich hätte mir aber eine weitaus weniger harzige Übergabe gewünscht. Folglich eine vormalige Eigentümerschaft, welche mehr unterstützt und weniger Steine in den Weg legt.