Kommentar: Die Hymnen-Diskusson im Sport nervt gewaltig
Die Schweizer Nati singt an der Handball-EM inbrünstig die Hymne. Bei den Fussballern ist das kaum der Fall. Diese Diskussion nervt. Ein Kommentar.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Handball-Nati erntet Lob, weil sie vor Länderspielen lautstark die Hymne singt.
- Den Fussballern wird fehlende Identifikation vorgeworfen, wenn sie nicht singen.
- Die Diskussion ist absurd. Ein Kommentar.
Die Hymnen-Diskussion im Sport nervt! Sie hat nämlich nichts mit Leistungen oder Resultaten zu tun – sondern wird für politische Zwecke missbraucht.
Das Singen der Nationalhymnen vor Sportanlässen soll Zusammenhalt und Patriotismus symbolisieren. Inbrünstiges Intonieren der Hymne wird als Symbol der Bereitschaft identifiziert, sich mit Leib und Seele für seine Farben zu verreissen.
In dieser Woche zeigt auch die Schweizer Handball-Nati, dass sie beim Schweizer Psalm absolut textsicher ist. Gebracht hat es nichts: An der EM ist nach den Gruppenspielen Feierabend. Trotzdem wird die singende Leidenschaft gleich mehrfach lobend erwähnt. Und wie so oft folgt sofort der Vergleich mit der Fussball-Nati.
Politische Parolen statt sportliche Beurteilung
Dort funktioniert das Spiel nämlich umgekehrt. Singen Secondos wie Granit Xhaka, Xherdan Shaqiri oder Breel Embolo die Hymne vor Länderspielen nicht, folgt sogleich der grosse Aufschrei. «Es fehlt dem Team an Identifikation mit der Nation!» Oder: «Das ist der Unterschied, zwischen ‹richtigen Schweizern› und den ‹Papierli-Schweizern›!»
Und das ist eben Quatsch. Zweifellos hat die Nati in den letzten Jahren – neben der Qualifikationen für grosse Turniere – auch für Negativschlagzeilen gesorgt. Die Aussendarstellung war nicht immer optimal, zu viele Nebenschauplätze boten Raum für Polemik.
Doch ob man die Hymne mitsingt oder nicht, hat damit keinen Zusammenhang. Über Erfolg oder Misserfolg entscheiden immer noch die sportlichen Leistungen. Diese werden durch ein intaktes Mannschaftsgefüge und eine Portion Leidenschaft positiv beeinflusst. Aber bestimmt nicht durch eine möglichst laut-gesungene Nationalhymne.
Beispiel gefällig? An der WM 1994 gewinnt die Schweiz gegen Rumänien mit 4:1. Die Leistung von Knup, Bregy, Sutter und Co. gilt bis heute als wohl bestes Nati-Länderspiel der Neu-Zeit.
Kapitän Alain Geiger, heute Trainer bei Servette, sagte vor kurzem zum Thema Singen: «Wir haben die Hymne damals auch nicht gesungen.»