Noch ein Jahr Stadionverbot für Normalgebrauch von Pyros in Stadien
Der Verband führt offiziell ein 10-Jahre-Stadionverbot ein. Und senkt gleichzeitig das Strafmass für Pyro-Zünder. Das sagt die Fanarbeit Schweiz dazu.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Schweizerische Fussballverband SFV hat die Sicherheitsrichtlinien angepasst.
- Sportministerin Viola Amherd bestätigt, dass sie Einfluss auf den Entscheid hatte.
- Neu gibt es offiziell Stadionverbote über 10 Jahre.
- Pyro-Zünder hingegen werden nur noch mit einem Jahr Stadionverbot bestraft.
Der Fussballverband hat die Richtlinien zum Erlass von Stadionverboten angepasst. Für krasse Vergehen, wie das Werfen von gefährlichen Böllern, drohen zehn Jahre Stadionverbot.
Gesenkt hingegen wurde das Stadionverbot für den normalen Gebrauch von Pyros. Dafür gibt es noch ein Jahr. Christian Wandeler, Geschäftsführer der Fanarbeit Schweiz, nimmt im Nau-Interview Stellung.
Nau.ch: Der Verband hat soeben die Richtlinien für Stadionverbote angepasst. Chaoten drohen neu zehn Jahre Stadionverbot. Überrascht?
Christian Wandeler: Nein, nicht wirklich. In der Praxis wurde dieses Strafmass bereits angewendet. Es gab in der Vergangenheit Ausnahmefälle, bei denen zehn Jahre Stadionverbot ausgesprochen wurden. Es ist also eine Anpassung an die Realität.
Nau.ch: Begrüssen Sie diese Verschärfung?
Wir haben uns bereits in der Erarbeitung der Richtlinien kritisch dazu geäussert. Für Fanarbeit Schweiz ist diese Dauer zu lange, da es sogar konträre Folgen haben kann und es für eine betroffene Person nicht absehbar ist, was eine so lange Zeit bedeutet.
Nau.ch: Riskiert auch ein Pyrozünder ein solches Jahrzehnte-Verbot?
Die Formulierung «bei schwerwiegenden Fällen» ist etwas schwammig und kann eventuell zu Unklarheiten führen. Das Strafmass fürs Pyrozünden wird aber reduziert. Das bestätigt unsere Sichtweise, dass der Normalgebrauch von Pyros kein Gewaltverbrechen ist.
Nau.ch: Welchen Einfluss hat die neue Sportministerin Viola Amherd? Sie scheint den Verbandsbossen gehörig Druck zu machen.
Ich weiss nicht, ob Frau Amherd die Hauptmotiviation für die rasche Anpassung gewesen ist. Das Papier war ja schon lange in der Vernehmlassung.
Nau.ch: Es gibt hinter vorgehaltener Hand kritische Stimmen. Die Sportministerin sei alles andere als dossierfest, wenn es um Gewalt im Sport gehe.
Das kann ich nicht beurteilen. Ich habe noch nie mit Frau Amherd gesprochen. Ich bin aber natürlich gerne bereit, der Sportministerin die Sichtweise der Fanarbeit Schweiz aufzeigen.
Nau.ch: Gibt es wirklich mehr Gewalt auf unseren Fussballplätzen?
Nein, es handelt sich in unserer Wahrnehmung immer um Einzelfälle. Es ist kein Trend. Die Hysterie um solche Einzelfälle ist nicht zielführend. Die Gesamtsituation sieht in der Praxis viel besser aus.