Nullnummer in Leipzig - Bayern setzen auf Titelfinale dahoam
Sie wollten es in Leipzig unbedingt schon klarmachen, jetzt aber freuen sich die Bayern auf ein Saisonfinale dahoam. Seit 19 Jahren gewannen die Münchner im eigenen Stadion schon nicht mehr die Meisterschaft. Die Spieler sind zuversichtlich, dass es nun klappt.
Das Wichtigste in Kürze
- Die verpasste vorzeitige Krönung durch die Nullnummer bei den zuletzt Unbesiegbaren von RB Leipzig hakten Spieler und Verantwortliche des FC Bayern rasch ab.
Nun freuen sich die Münchner auf ihr Saisonfinale dahoam und Trainer Niko Kovac auf ein besonderes Wiedersehen mit seinem ehemaligen Verein Eintracht Frankfurt. «Das Leben schreibt die schönsten Geschichten. Ich darf gegen meinen alten Club spielen und versuche gegen meinen alten Club, die Meisterschaft zu holen», sagte er.
Für Präsident Uli Hoeness war noch vor Verlassen der Red Bull Arena klar, wie der Versuch enden wird: «Ich werde sechs Tage oder sieben Tage wunderbar schlafen, weil ich weiss: Wenn sie so spielen wie heute, so fighten, sich so reinhauen, dann sind wir am Samstag deutscher Meister.»
In einem sehr intensiven, aber auch von Fehlern beider Mannschaften geprägten Spiel verbuchten die Bayern die besseren Chancen - ein Tor sollte nicht gelingen. Als die Bayern-Anhänger sich in der 50. Minute durch einen Treffer von Nationalspieler Leon Goretzka schon in Titelstimmung wähnten, griff der Videoschiedsrichter ein. Kein Treffer. Kovac wollte nach der Partie gar nicht lange hadern: «So wie es sich darstellt, war es abseits, hauchdünn.»
Es blieb letztlich beim 0:0, während sich Dortmund zuhause zu einem 3:2 gegen Fortuna Düsseldorf mühte. Die Münchner liegen nun vor dem letzten Spieltag zwei Punkte vor dem BVB und haben die um 17 Treffer bessere Tordifferenz. «Wir wollen unbedingt das Ding, die Gier ist absolut da», betonte der derzeitige Bayern-Kapitän Thomas Müller beim Pay-TV-Sender Sky. «Ich bin guter Dinge, dass wir nächste Woche die Leidenschaft und Zweikampfstärke zeigen - das ist ja nicht immer unsere Stärke.» Keeper Sven Ulreich sprach vom «Nervenkitzelspiel».
Die Leipziger, die seit 15 Spielen ungeschlagen sind, nutzten die Partie, um ein weiteres Signal an die Münchner zu schicken. «Wir haben heute gesehen, dass wir mithalten können», sagte Kapitän Willi Orban. In zwei Wochen sehen sich beide Mannschaften wieder, dann geht es im Berliner Olympiastadion um den DFB-Pokal. Auch dann wollen die Leipziger die Weissbierparty wieder verhindern.
So wie am Samstag vor 41.939 Zuschauern im eigenen Stadion. Die Bayern taten sich vor allem in der ersten Halbzeit schwer mit der aggressiven Hochdruckspielweise der Leipziger. Die Gastgeber selbst liessen allerdings im Spiel nach vorn die letzte Konsequenz vermissen. «Die letzten fünf Prozent Adrenalin haben heute gefehlt», befand Trainer Ralf Rangnick. Grund: Es ging für RB de facto um nichts, die Champions-League-Teilnahme steht längst fest.
Beide Trainer boten aber das Beste auf, was ihnen zur Verfügung stand. Nach dem ersten Torschuss der Partie durch Nationalspieler Serge Gnabry in der fünften Minute, den RB-Torhüter Peter Gulacsi in seinem 16. Saisonspiel ohne Gegentor parierte, versuchte es Lewandowski (9.) ebenfalls vergeblich.
Danach aber setzten die Gastgeber die Bayern meist in deren eigener Hälfte fest. Erst nach einer halben Stunde sendete der Rekordmeister dank Lewandowski wieder ein Signal: Lewandowski tanzte die halbe RB-Abwehr aus und passte im Strafraum auf Gnabry, der Gulacsi durch die Beine schoss, doch dahinter klärte Ibrahima Konaté.
Die Leipziger kamen indes kaum gefährlich vors Tor der Bayern. In der 40. Minute war es mal soweit: Über drei Stationen landete der Ball bei Timo Werner. Der Nationalspieler, der immer wieder als potenzieller Neuzugang der Bayern nach dieser oder der nächsten Saison gehandelt wird, konnte Ulreich aber nicht überwinden.
Nach dem Wechsel waren die Bayern sofort wieder da: David Alaba (49.) zog von der Strafraumkante ab und zwang Gulacsi zur Fussabwehr. Im folgenden Angriff konnte der bislang überragende RB-Innenverteidiger Konaté per Kopf nur zur Mitte des Strafraums klären, dort kam aber Goretzka und hämmerte den Ball aus dem Sprung ins Tor. Die Bayern-Fans waren aus dem Häuschen, Schiedsrichter Manuel Gräfe nahm den Treffer nach Rücksprache mit dem Videoassistenten aus Köln wegen Abseitsposition von Lewandowski aber wieder zurück. «Wir können uns nichts vorwerfen, ausser, dass wir kein Tor gemacht haben», meinte Bayerns Manndecker Niklas Süle. «Wir haben nur noch Finalspiele, aber das haben wir schon seit der Winterpause - wir waren neun Punkte hintendran. Es ist aber auch geil, jede Woche geht es um was.»