Rudi Assauer ist tot - Schalke-Chef: Tief betroffen
Rudi Assauer ist tot. Der frühere Schalke-Manager ist in den Armen seiner Tochter gestorben. Seine Schalker Eurofighter wollen für die Beerdigung etwas organisieren. «Wir werden sein Andenken immer in Ehren halten», sagte Schalkes Aufsichtsratsvorsitzender Tönnies.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Schweigeminute vor dem Anpfiff des Schalker Pokalspiels ging allen unter die Haut - die Nachricht vom Tod Rudi Assauers hat ganz Fussball-Deutschland bewegt.
«Das was sich Rudi an diesem wichtigen Tag wünschen würde, wäre ein gutes Fussballspiel. Und das will ihm die Schalker Familie geben», rief Clemens Tönnies, der Aufsichtsratschef vom FC Schalke 04, den geschockten Fans kurz vor dem Achtelfinale im DFB-Pokal gegen Fortuna Düsseldorf über das Hallen-Mikrofon zu.
Der frühere Schalke-Manager Assauer war am Mittwoch gegen 15.30 Uhr im Alter von 74 Jahren an den Folgen seiner jahrelangen Alzheimer-Erkrankung gestorben. In seiner Wohnung in Herten schlief Assauer in den Armen seiner Tochter Bettina Michel ein. Auch Zwillingsschwester Karin war bei ihrem Bruder. Assauer wäre am 30. April 75 Jahre alt geworden.
«Er war eine sehr, sehr grosse und wichtige Persönlichkeit für Schalke 04. Wir hoffen, dass dies das Pokal-Spiel nicht tangiert», sagte Trainer Domenico Tedesco im TV-Sender Sky. Danach sah es zunächst aus. Nach dem 1:0 von Ahmed Kutucu (30.) sang die ganze Nordkurve: «Rudi Assauer, schalalala!»
Die Nachricht vom Tod des beliebten und von den Fans verehrten Ex-Managers machte schnell die Runde in der Veltins-Arena, deren Bau Assauer massgeblich vorangetrieben hatte. «Ohne Rudi wären wir alle nicht hier. Rudi ist der Architekt des modernen Schalke. Wir alle wussten um den Gesundheitszustand von Rudi. Vielleicht ist es auch, so schwer, wie es ist, eine Erlösung für ihn», sagte Tönnies. «Wir sind tief betroffen und traurig.»
«Es ist kein leichter Abend für alle», sagte Schalkes Hallensprecher Dirk Oberschulte-Beckmann kurz vor dem Anpfiff der Pokalpartie um 20.45 Uhr. Assauer zu Ehren verzichteten die Königsblauen auf das übliche Vorprogramm. Das Vereinslied «Blau und Weiss, wie lieb ich dich» und das Steigerlied wurden inbrünstig angestimmt. Das Schalke-Team und auch der Gegner aus dem Rheinland liefen mit Trauerflor auf. Zudem wurde eine Schweigeminute vor dem Anpfiff um 20.45 Uhr eingelegt.
Der Deutsche Fussball-Bund (DFB) und die Deutsche Fussball Liga (DFL) würdigten die Verdienste Assauers. DFL-Präsident Reinhard Rauball bezeichnete ihn als «ein Urgestein und eine Identifikationsfigur». Assauer sei über viele Jahre «eines der prominentesten Gesichter des deutschen Fussballs» gewesen, wurde Rauball in einer DFL-Mitteilung weiter zitiert. «Einen Mann wie Rudi Assauer wird man im deutschen Fussball nicht vergessen.»
DFB-Präsident Reinhard Grindel stellte Assauer als «herausragende Persönlichkeit» für den Fussball heraus. Er habe in «307 Bundesliga-Partien als Spieler, als Trainer und vor allem als Manager des FC Schalke 04 viel für den Vereinsfussball in Deutschland bewegt. Mein Beileid gilt besonders der Familie», schrieb Grindel. Auch zahlreiche Bundesliga-Clubs bekundeten am Abend des Todesfalls ihre Trauer und ihre Anteilnahme.
Der Fussball beherrschte Assauers Leben, bis zu seiner Erkrankung - und auch noch danach war er bis vor gut einem Jahr hier und da zu Gast bei den Heimspielen der Knappen, solange es sein Gesundheitszustand zuliess. In den letzten Monate war er schon auf den Rollstuhl angewiesen, wurde daheim gepflegt von seiner Tochter Bettina Michel und seiner langjährigen Sekretärin Sabine Söldner.
Nach Jahren bei der SpVgg Herten war Assauer als Spieler 1964 zu Borussia Dortmund gewechselt. Mit dem BVB gewann er auf Anhieb den DFB-Pokal und 1966 an der Seite von Lothar Emmerich, Aki Schmidt und Reinhard «Stan» Libuda den Europapokal der Pokalsieger gegen den hochfavorisierten FC Liverpool. Es war der erste Europacupsieg einer deutschen Clubmannschaft.
119 Bundesligaspiele bestritt Abwehrspieler Assauer für die Borussia, von 1970 bis 1976 kamen 188 für Werder Bremen hinzu, ehe er mit 32 Jahren seine aktive Laufbahn beendete. Und der damalige Werder-Chef Franz Böhmert ihn zum jüngsten Bundesliga-Manager machte. Überraschend wechselte Assauer 1981 zu Schalke. Es folgten fünf wechselvolle Jahre, ehe er nach Differenzen mit dem damaligen Präsidenten Hans-Joachim Fenne den Dienst quittieren musste. Danach war er im Immobilienbereich und auch als Manager beim damaligen Zweitligisten VfB Oldenburg tätig.
1993 kehrte Assauer zurück, blieb bis 2006 und sorgte für den Schalker Höhenflug. In der Saison 1995/1996 schaffte das Team mit Trainer Jörg Berger als Bundesliga-Dritter den Einzug in den UEFA-Pokal.
Doch Assauer überzeugte den damals unbekannten Trainer Huub Stevens, von Kerkrade nach Schalke zu wechseln. Mit dem Niederländer eroberten die Eurofighter um Olaf Thon und Marc Wilmots die europäischen Stadien. «Der Huub hat mich angerufen. Die Eurofighter waren ja Assauers Mannschaft und wir möchten gerne für die Beerdigung etwas organisieren», sagte Thon.
Der Schalke-Höhenflug endete mit dem legendären UEFA-Cup-Sieg bei Inter Mailand am 21. Mai 1997 - bis heute der grösste Erfolg der Clubgeschichte. Fast hätte Schalke auch die achte deutsche Meisterschaft gewonnen, doch die Bayern schnappten den Königsblauen 2001 den Titel in der Nachspielzeit in Hamburg noch weg. Eine Woche nach dem Tiefpunkt gewann das Team den DFB-Pokal, im Jahr darauf konnten die Königsblauen den Triumph in Berlin wiederholen. Als Vermächtnis hinterliess Assauer auch sein «Baby», die Schalke-Arena. Das seinerzeit modernste Stadion mit herausfahrbarem Rasen und schliessbarem Dach wurde im August 2001 eingeweiht.
Mit dem Wechsel von Stevens zur Hertha im Sommer 2002 neigte sich die erfolgreiche Zeit dem Ende entgegen. Später kam es zum Bruch mit Aufsichtsratschef Tönnies und den anderen Vorstandsmitgliedern. Für grosse Aufmerksamkeit sorgte auch Assauers Beziehung mit der Schauspielerin Simone Thomalla (2000 bis 2009).