Super League: SFL-CEO spricht über Yverdon-Lizenzproblem
Das Wichtigste in Kürze
- Aufsteiger Yverdon hat trotz fehlendem Ausweichstadion eine Lizenz erhalten.
- Der Club muss jetzt nachbessern, Sion-Boss Constantin bereitet eine Klage vor.
- Liga-CEO Claudius Schäfer erwartet eine Entscheidung Anfang nächster Woche.
Auf die Super League warten grosse Veränderungen: Die Zwölferliga kommt, gleich drei Waadtländer Clubs steigen auf – und bei Yverdon muss die Stadionfrage geklärt werden. Im Interview mit «keystone-SDA» äussert sich SFL-CEO Claudius Schäfer zu den brennenden Themen.
Claudius Schäfer, nach 20 Jahren geht die Ära der Zehnerliga in der Super League zu Ende. Mit welchen Gefühlen verabschieden Sie sich?
Claudius Schäfer: «Mit gemischten. Einerseits hatten wir zum 20. Geburtstag eine tolle Saison mit einem historischen Publikumsrekord. Andererseits ist es auch schön, nach dieser erfolgreichen Zeit einen Wechsel zu haben. Jetzt kommt die Zwölferliga mit neuen, spannenden Teams. Klubs, die wahrscheinlich nicht viele auf der Rechnung hatten.»
Sie sagen es: Die Aufstockung auf zwölf Teams erfolgt ausgerechnet nach der Saison mit dem höchsten Zuschauerschnitt. Wurde hier ohne Not ein Erfolgsmodell begraben?
Claudius Schäfer: «Es war allen bewusst, dass wir den Zuschauerschnitt bei zwölf Teams wahrscheinlich nicht halten können. Dafür werden mit den zusätzlichen Spielen insgesamt noch mehr Menschen die Stadien besuchen. Wir lassen die Zwölferliga auf uns zukommen und werden nach ein paar Jahren ein erstes Fazit ziehen. Am Schluss bestimmen unsere Mitglieder, die Klubs, wie die Reise weitergeht.»
Lausanne-Ouchy hatte in der abgelaufenen Saison durchschnittlich 1200 Fans pro Spiel. Hätten Sie sich einen Aufsteiger mit grösserer Fanbasis gewünscht?
Claudius Schäfer: «Es ist kein Wunschkonzert. Es steigen die Klubs auf, die sich sportlich qualifizieren und die Lizenz erhalten. Es gab schon immer Vereine, die mehr, und solche, die weniger Zuschauer anziehen. Der FC Stade Lausanne-Ouchy ist 2000 durch die Fusion zweier Traditionsklubs entstanden und hat sich seither aus dem Amateurfussball hochgearbeitet. Das ist doch eine interessante Geschichte. Beim Barrage-Rückspiel waren über 10'000 Fans im Stadion. Ich gehe zwar nicht davon aus, dass das immer so sein wird. Aber der Aufstieg in die Super League wird sicher einen positiven Effekt haben.»
Wird die Liga weniger attraktiv?
Claudius Schäfer: «Dass es sportlich weniger attraktiv wird, kann ich mir nicht vorstellen. Aber wie gesagt: Ein erstes Fazit können wir erst in ein paar Jahren ziehen.»
Kurz nach dem Aufstieg wurden Yverdons Stadionprobleme bekannt. Wie konnte das passieren?
Claudius Schäfer: «Situationen wie diese sind bekannt: Ein Klub stellt alle Dokumente zusammen, gibt sie bei der Lizenzkommission ein. Und plötzlich kommt es zu Änderungen am eingereichten Dossier. In diesem Fall bei der Infrastruktur. Deshalb hat die Lizenzkommission dem Klub mitgeteilt, diesen Bereich noch einmal zu überprüfen. Der Entscheid wird Anfang nächste Woche erwartet. Bis dahin kann ich nicht mehr dazu sagen.»
Rechnen Sie damit, dass Yverdon seine Lizenz behalten darf?
Schliesslich der ehemalige Ligakrösus Basel, der immer noch mit einem grossen strukturellen Defizit kämpft. Was passiert, wenn sich der Klub nicht für die Conference League qualifiziert?
Claudius Schäfer: «Eine zu grosse Abhängigkeit von Einnahmen aus europäischen Wettbewerben betrachten wir sehr kritisch. Ein Klub wie der FC Basel möchte international spielen und erfolgreich sein. Dafür braucht es die nötige Qualität im Kader. Mit der in Basel herrschenden Struktur geht es in dieser Konstellation nicht anders, als gewisse Risiken einzugehen. Aber dann gehe ich davon aus, dass die Mittel vorhanden sind, allfällige Verluste abzufedern.»
Auf der anderen Seite steht der dominante BSC Young Boys. Die Berner müssen in der kommenden Saison nur eine Runde überstehen, um in der Gruppenphase der Champions League zu spielen.
Claudius Schäfer: «Für die Spieler, Fans und die Klubfinanzen ist eine Champions-League-Qualifikation das Schönste. Eine Herausforderung ist es für die Liga-Ausgeglichenheit, wenn ein Verein plötzlich Einnahmen generiert von 30 Millionen Franken und mehr. Deshalb setzen wir uns seit Jahren für mehr UEFA-Solidaritätsgelder ein. Diese kommen den Klubs zugute, die nicht europäisch unterwegs sind. Das würde die allgemeine Attraktivität der Liga steigern.»