Super League: YB, Basel oder gar Luzern?
An diesem Wochenende startet die Super League in die Saison. Holt sich YB den fünften Titel in Serie – oder kommt es zur Wachablösung? Das tippt Nau.ch!
Das Wichtigste in Kürze
- Am Samstag eröffnen YB und der FC Luzern um 18 Uhr die neue Saison der Super League.
- Der FC Basel tritt am Sonntag bei Aufsteiger GC an (16.30 Uhr).
Am Wochenende bläst die Elite der Schweizer Proficlubs zur Jagd auf Serienmeister YB. Nau.ch blickt in die Kristallkugel und tippt den Meister der Saison 2021/2022 in der Super League.
Micha Zbinden, Chefredaktor
1961 brauchte es bei YB eine feuchtfröhliche Weltreise, um den fünften Titel in Serie zu verspielen. Die Spieler verletzten sich damals auf einem einmonatigen Trip nach Hongkong, Bangkok und Kairo. Sie waren kaputt, brachten auf dem Platz nicht mehr viel zu Stande.
Das war einmal. Heute ist Meister YB eingespielt, hat auch in der neuen Saison das qualitativ beste und breiteste Kader der Liga. Auch wenn die halbjährige Absenz von Abwehrchef Lustenberger und Topskorer Nsame schon sehr bitter ist.
Nach drei Jahren unter Gerry Seoane sind durchaus neue Reize gefragt. Findet der neue Trainer David Wagner bei den Spielern Gehör, wird YB – über eine ganze Saison hin – nur schwer zu schlagen sein. Denn: Sogar bei Seoane, dem besten Schweizer Trainer, hört man irgendwann nicht mehr so genau hin. Das ist menschlich. Und wäre fatal.
Bei YB hebt nach vier Meisterfeiern in Folge keiner ab. Die YB-Verantwortlichen bleiben gewohnt demütig. Und sie sind sich bewusst, dass der Weg zum Titel deutlich schwieriger werden wird, als in der letzten Saison.
Ein wichtiger Pluspunkt für YB ist, dass die vielen YB-Fans wieder im Wankdorf sein werden. Sie spielen vor allem in der zweiten Spielhälfte in Bern eine wichtige Rolle. YB wird auf dem Kunstrasen nicht viele Punkte abgeben.
Der FCB scheint aber wieder etwas stärker zu sein, wartet auf Ausrutscher. Und die wird es bei YB auf fremden Plätzen geben: Bereits das erste Auswärtsspiel in Luzern könnte zum Stolperstein werden.
Christoph Böhlen, Stv. Sportchef
Natürlich ist es langweilig, aber: Meister wird auch in diesem Jahr YB – zum fünften Mal in Serie! Allerdings wird es garantiert ein engeres Rennen als noch letzte Saison. 31 Punkte Vorsprung wird es in der Super League so schnell nicht mehr geben.
Trotzdem bleibt YB an der Spitze. Und das aus einem einfachen Grund: Kein Club in der Schweiz ist besser geführt! Transfers werden vorausschauend getätigt, haben stets Hand und Fuss. Zudem hat sich Gelb-Schwarz einen guten Ruf erarbeitet, um die Karrieren von jungen Spielern wieder voranzutreiben.
Bestes Beispiel? Top-Talent und Neuzugang Alexandre Jankewitz (19) wird sich, wie schon Djibril Sow oder Kevin Mbabu, via Wankdorf in die Notizbücher der grossen Teams spielen. Bei Southampton wird man sich schon bald grün und blau (oder gelb und schwarz) ärgern, hat man das Juwel ziehen lassen.
Und hier wird es schon wieder langweilig: Baumeister dieses Erfolgs ist Sportchef Christoph Spycher (43). Er hat ein Team um sich geschart, das hervorragend funktioniert. Dem Ex-Natispieler ist in den letzten knapp fünf Jahren noch kaum ein Fehler unterlaufen. Unaufgeregt und bescheiden führt er den YB-Dampfer in den letzten Jahren von Titel zu Titel.
Darum ist YB in der Super League konkurrenzlos. Weder die Ansammlung ausländischer Rohdiamanten beim FC Basel, noch die in die Jahre gekommenen Bundesliga-Legenden beim FC Luzern werden die Berner im Kampf um die Meisterschaft gefährden können. Zumindest nicht über 36 Runden.
Doch aufgepasst: Ein Stolperstein könnte YB früher oder später zum Verhängnis werden. Der Vertrag mit Christoph Spycher läuft im kommenden Jahr aus. Ein Abgang von «Wuschu» würde die Berner härter treffen, als jeder Spieler- oder Trainerwechsel. Dann könnte es auch in der Super League wieder spannender werden.
Mischi Wettstein, Fussball-Chefreporter
Selbstverständlich halte ich gegen meine Berner Kollegen dagegen. Es ist fertig lustig in Bern – aber vier Meistertitel in Serie sind ja wohl auch genug. Ich glaube an eine ganz spannende Meisterschaft in der Super League, in welcher der FC Basel den Bernern Paroli bieten kann und wird. Wieso?
Bei YB fehlen mit Tormaschine Nsame und Häuptling Lustenberger noch länger zwei extrem wichtige Spieler. Diese sind nicht einfach zu ersetzen. Die Transferzeit ist noch nicht abgeschlossen – und sollte YB noch weitere Cracks wie Fassnacht oder Aebischer abgeben, verliert das Meisterteam an Stabilität und Substanz.
Ob der neue YB-Trainer auch wieder eine gute Wahl von Sportchef Christoph Spycher ist? Das wird sich zeigen! Es ist sehr gut möglich, aber David Wagner muss es zuerst auch bestätigen.
Der FC Basel wird alles unternehmen, um ganz vorne mitzuspielen. Trainer Patrick Rahmen wird in seiner Mannschaft viel frisches Blut auf den Platz bringen. Nach seiner Verletzung wird Tauli Xhaka seinen Kollegen genug Feuer unter dem Allerwertesten machen. Und Pajtim Kasami ist nicht zum Beine hochlagern in Basel.
Dazu wird Neo-Besitzer David Degen seine ganze Crew darauf einschwören, dass es eine Ehre ist, für den FCB aufzulaufen. Und dies wird über kurz oder lang Früchte tragen.
Nur eine Bitte nach Basel, sollte es nicht von Anfang an geigen: Gewährt Trainer Rahmen die nötige Zeit! Diese wird es einfach brauchen, um ein neues Team zu formen.
Denn wie heisst es so schön: «Gut Ding will Weile haben». Und Club Boss David Degen ist nicht gerade als Erfinder der Geduld bekannt.
Die erste Runde der Super League in der Übersicht
Samstag
FC Luzern – YB 18 Uhr
Lausanne – St.Gallen 20.30 Uhr