Wie Real Madrid tief in die Krise schlitterte
Das Wichtigste in Kürze
- Real Madrid steht auf Platz fünf der Liga und damit weit hinter den Erwartungen.
- Der Abgang von Cristiano Ronaldo ist nur ein Faktor für die Krise bei den Königlichen.
Cristiano Ronaldo fehlt. Real Madrid, der erfolgreichste Club der letzten Jahre, verkaufte seinen Topstürmer nach Italien, zu Juventus Turin. Für eine Rekordsumme von 117 Millionen Euro (131 Millionen Franken) zwar. Doch für ihn kam kein Ersatz von ähnlichem Kaliber. Einzig: Ein 18-jähriger Brasilianer, dessen Verpflichtung schon zwei Jahre festgestanden hatte, Vinícius Júnior.
Die goldenen Jahre von Real Madrid
Ronaldo war königlicher Torgarant. 49-mal traf er in der letzten Saison, 450-mal in der achtjährigen Zeit bei Real Madrid. Heute steht Real bei 26 Toren in 18 Ligaspielen – so schlecht wie seit 25 Jahren nicht mehr. In der Tabelle steht das Team, das 2016-2018 dreimal hintereinander die Champions League gewann sowie 33-facher Spanischer Meister ist, lediglich auf Platz fünf.
Die Zeitung «Marca» sieht «Madrid in Trümmern», die Mannschaft als «Ruine Real». Die Probleme sind offensichtlich: Früher Trainerwechsel, die Abwehr ist instabil, der Angriff zahnlos. Und: Real spielt zu schnell nach vorne. Es ist denn auch nicht Ronaldo, der Real Madrid zwischen 2016-2018 so unwiderstehlich machte. Es ist ein anderer Weltfussballer.
Zizou formt ein Siegerteam
Es ist Zinédine Zidane. Der dreifache Weltfussballer coachte Real in jenen erfolgreichen Jahren. Der Spielaufbau unter dem Franzosen dauerte im Vergleich zu heute ewig. Nicht ohne Grund fiel Ronaldo unter Zidane meist nur dann auf, wenn er abschloss. Davor spielten sich Defensive und das Mittelfeldduo Toni Kroos und Weltfussballer Luka Modric so lange den Ball zu, bis der Gegner müde war.
Dann kam der entscheidende Pass auf Ronaldo und der knipste zuverlässig. Wenn der Gegner an den Ball kam, dann erst an der eigenen Strafraumgrenze. Der weit aufs gegnerische Tor war weit. Das vorsichtige und bedachte System Zidane hat aber ausgedient. Nachfolger Julen Lopetegui ist ebenfalls weg. Jetzt führt Santiago Solari die Truppe.
Das neue System von Real Madrid funktioniert nicht
Und der lässt lange Bälle spielen: Kommt der Ball von Ramos zu Marcelo, folgt oft der Steilpass auf den schnellen, aber oft überforderten Vinícius. Karim Benzema trifft nur mässig, Gareth Bale miserabel. Auch Modric wartet nicht mehr im Zentrum, sondern wartet nahe der Sturmspitze auf die langen Bälle – die oft nicht ankommen. In der Folge klafft zwischen Sturm und Verteidigung ein Loch: eine Einladung für schnelle Gegenstösse.
Reals Defensive – sie besteht aus denselben Spielern wie unter Zidane – war noch nie besonders stabil. Aktuell verteidigen nur zwei Teams noch schlechter. Das Problem sind also fehlende Knipser ebenso wie zuverlässige Verteidiger. Am schlimmsten aber ist der Verlust von Trainer Zidane, Weltclubtrainer des Jahres 2017/18.