YB: Es ist nicht alles Gold, was glänzt
Gut möglich, dass die Super League bereits nach 14 Runden entschieden ist. Aber ist Leader YB wirklich so dominant, wie es scheint? Eine Analyse.
Das Wichtigste in Kürze
- YB führt die Super League nach 14 Runden klar an.
- Der FCB liegt bereits 14 Punkte zurück.
- Am Sonntag kommt es zum Spitzenkampf in Genf gegen Servette (14.15 Uhr).
Etwas mehr als ein Drittel der Meisterschaft ist gespielt – und schon ist sie (praktisch) entschieden. YB führt mit sieben Punkten Vorsprung.
Der FCB, das zweitstärkste Team, liegt bereits 14 Punkte hinter den Bernern, Meister FCZ spielt gegen den Abstieg. YB scheint die Liga nach Lust und Laune zu dominieren.
Es ist aber kompliziert. Denn: Wenn es für die Berner (wie letzte Saison) unglücklich und ganz dumm gelaufen wäre, hätte YB jedes Spiel auch verlieren können.
Ja, einen Selbstläufer gab es in dieser Saison noch nie, jede Partie war hart umkämpft, stand teilweise auf Messers Schneide.
Beispiele: Sogar der klare 4:0-Heimsieg am ersten Spieltag über den FCZ (Marchesano verschoss beim Stand von 0:0 einen Penalty) oder der klare 4:1-Erfolg im Tessin gegen Lugano, als beim 2:1 möglicherweise ein Foul vorausging, waren knapp. Und auch gegen Basel (3:1) hätte man sogar noch verlieren können.
Drei Gründe, warum YB an der Tabellenspitze liegt.
1. Motivierte Stars auf Ersatzbank
Klar, YB hat das qualitativ beste Team, das coolste Umfeld und eine riesige Fan-Basis. Keine Mannschaft ist so breit und stark aufgestellt. Die Dreifachwechsel nach einer Stunde sorgen für zusätzliche Power, bringen die Gegner ans Limit.
Trainer Raphael Wicky schafft es offenbar, seine Stars bei Laune zu halten. Auch dann, wenn sie auf der Bank zuschauen. So wie am Sonntag gegen Basel der formstarke Vincent Sierro, welcher dann noch das 3:1 schiesst.
2. Das Wettkampf-Glück ist zurück
Bei YB ist seit Saisonbeginn das nötige Spielglück zurückgekehrt. Es ist genau dieses Quäntchen Glück, welches der FCZ letzte Saison immer wieder gehabt hat. Die YB-Stars geben in jedem Spiel Vollgas. Das wird belohnt. Glück muss man sich bekanntlich erarbeiten.
3. Die überragende Defensive
In der letzten Saison musste YB verletzungsbedingt sechs (!) verschiedene Goalies einsetzen. Jetzt spielt David von Ballmoos eine überragende Saison. Der Sieg gegen den FCB geht auf sein Konto. Dass Captain Fabian Lustenberger zurzeit zweite Wahl ist, zeigt, wie stark die Berner hinten besetzt sind. YB hat erst neun Gegentore erhalten.
Fazit: Die Super League ist so ausgeglichen wie noch nie. Jeder schlägt jeden: Es dürfte daher eine Weile dauern, bis ein Team die heutigen 31 Punkte von YB erreicht. Dann ist YB wohl über alle Berge.
Im Meisterkampf droht die ganz grosse Langeweile. Auch wenn in Bern längst nicht alles Gold ist, was glänzt.