YB: Kunstrasen schuld an Verletzungen von Nsame und Lustenberger?
Das Wichtigste in Kürze
- Jean-Pierre Nsame verletzt sich beim 5:2 schwer, auch Fabian Lustenberger fällt lange aus.
- Beide YB-Stars reissen sich die Achillessehne.
- Eine anerkannte Sportarzt-Koryphäe erklärt den Zusammenhang mit dem Kunstrasen.
Viermal in Serie wird YB zuletzt Meister, distanziert die Konkurrenz aktuell um 28 Punkte. Die Planungen für die neue Saison werden aber jetzt schwieriger. Denn: Nach Captain Lustenberger reisst sich auch Jean-Pierre Nsame die Achillessehne.
Beide werden dieses Jahr kaum mehr im Einsatz stehen. Doch wie kommt es, dass diese eher seltene Verletzung gleich zweimal eintrifft?
Eine Überlegung liegt nahe: Der Kunstrasen im Wankdorf ist keine optimale Unterlage für die Fussballer. Doch ist die härtere Unterlage tatsächlich gefährlicher als Naturrasen? Nau.ch hat sich bei einem Experten erkundigt.
Was halten Sie von Kunstrasen?
Qualität des Kunstrasens ist mitentscheidend
Der Wankdorf-Rasen kann durchaus einen Einfluss auf die Verletzungen haben. «Kunstrasen können gemäss Fachliteratur eine leicht erhöhte Wahrscheinlichkeit von Achillessehnen- und Sprunggelenksverletzungen im Vergleich zum natürlichen Gras-Spielfeld haben», bestätigt Prof. Dr. Victor Valderrabano.
«Dies konnte zum Beispiel eine qualitative amerikanische Studie*, bei welcher vier Jahre lang Kunstrasen und natürliche Grasfelder verglichen wurden, darlegen», so der Chefarzt des Swiss Ortho Centers in Basel.
Allerdings hänge dies auch von der Qualität der Unterlage ab. Valderrabano sagt: «Die Kunstrasen der neusten Generation mit dem Label ‹FIFA Quality Pro› können jedoch hier die Verletzungsrate reduzieren.»
Der Rasen ist nicht die einzige mögliche Ursache
Die Spielunterlage sei aber nur eine mögliche Ursache für die Verletzungen – auch bei YB. «Nicht zu vergessen ist, dass nicht nur der Spielgrund, sondern vor allem auch andere Risikofaktoren eine Rolle bei den Achillessehnenrupturen spielen können», so Valderrabano weiter.
«Sei es der Zeitpunkt der Saison (beispielsweise erhöhtes Risiko am Anfang der Spielzeit), die persönliche physische Fitness. Oder die Flexibilität der Achillessehnen- und Wadenmuskulatur, die Spielerposition und anderes.»
Prof. Dr. Victor Valderrabano ist eine anerkannte Koryphäe auf seinem Gebiet, hat unter anderem Boris Becker operiert und Ricardo Rodriguez behandelt. Erst letzte Woche nahm er einen Eingriff am Sprunggelenk beim verletzten Jan Elvedi vor.
*Studie von Sean P. Calloway et al., American Journal of Sports Medicine 2019.