«YB-Lazarett zurück im Meisterrennen – Frust beim FC Basel ist gut»
Ist der FC Basel nach der 1:3-Pleite in Bern gegen die Young Boys bereits aus dem Meisterrennen? Hier kommt der Nau.ch-Fussball-Talk.
Das Wichtigste in Kürze
- YB schlägt am Sonntag den FC Basel mit 3:1. Der Rückstand auf den FCZ bleibt gleich.
- Der FC Zürich feiert gegen Lugano (3:0) den neunten Sieg in Folge.
- Nau-Chefredaktor Zbinden und Fussball-Chefreporter Wettstein im Gespräch.
Nau.ch: Der FCB verliert in Bern, ist damit die Meisterschaft bereits verspielt?
Mischi Wettstein: Halt: Es hat einen haltbaren Schuss von YBs Vincent Sierro gebraucht. Und einen Aussetzer von FCB-Burger, damit YB zurück ins Spiel gefunden hat. Mit einem Mann mehr haben es die Berner aber meisterlich gelöst. Sie sind zurück und bestimmt noch heiss auf den Titel.
Micha Zbinden: YB hat mit dem letzten Aufgebot gespielt. Wenn der FCB die Young Boys so nicht schlägt, wann dann? Aber: Der FCB hat ordentlich gespielt, war durchaus auf Augenhöhe mit dem Meister.
Wettstein: Nach dem Spiel waren die FCB-Spieler komplett frustriert und sauer über die Niederlage. Das zeigt: Die Bebbi geben noch lange nicht auf. Und es ist ja auch noch nichts verloren!
Nau.ch: Ali Camara bricht sich am Samstag den Arm, Captain Lustenberger muss gegen Basel auch noch verletzt raus... Was ist bloss los in Bern?
Zbinden: Ein solches Verletzungspech ist nur schwer zu erklären. Eine halbe Mannschaft sitzt verletzt auf der Tribüne. Mit Innenverteidiger Aurèle Amenda (18) hat dadurch gestern ein riesiges Talent sein Debüt gegeben. Ich habe den Hünen in der Youth League gesehen, ein Spielertyp wie Akanji. Aber sag mal Mischi, weshalb hat der FCZ eigentlich kaum Verletzte?
Wettstein: Wenn es läuft, dann läuft es halt überall (lacht). Das hat sicher auch mit Glück zu tun. YB wird in dieser Saison wirklich auf allen Ebenen gefordert. Wenn die Berner noch Meister werden sollten, dann ziehe ich den Hut.
Nau.ch: Das ist schwierig, wenn der FCZ weiter gewinnt. Sie freuen sich über neun Siege aus den letzten neun Spielen. Auch gegen Lugano gewannen sie gestern 3:0.
Wettstein: Das ist neuer Vereinsrekord. Für mich kommen jetzt zwei ganz schwierige Spiele. Wenn der FCZ aber in Sion und zuhause gegen Basel sechs Punkte holt, melde ich mich schon mal für die Meisterfeier an.
Zbinden: Der gehaltene Penalty von Goalie Brecher gegen Ziegler war gestern symptomatisch und entscheidend. Der FCZ hatte bisher aber ein einfaches Programm, GC war schwach im Derby. Die Zürcher müssen noch zweimal gegen Basel und YB ran, da werden sie Punkte liegen lassen. Und dieser FCB ist gut und talentiert. Ich glaube nicht, dass der FCZ am 27. Februar zuhause gewinnt.
Nau.ch: FCZ-Trainer André Breitenreiter spricht nach dem Lugano-Spiel von viel Glück und einem guten Goalie. Einverstanden?
Wettstein: Auch ich bekam auf der Heimfahrt nach dem YB-Match Bescheid, dass die erste FCZ-Halbzeit ein Graus war. Für mich ist FCZ-Trainer Breitenreiter der Heilsbringer. Ich frage mich: Kann er sogar über Wasser laufen?
Zbinden: Nicht übertreiben bitte. Aber es ist schon unglaublich, was ein gutes Kollektiv beim FCZ bewirken kann. Wenn sie im Wallis verlieren sollten, erhöht sich der Druck massiv. Beim FCZ sagen sie, dass sie die YB- und FCB-Spiele gar nicht verfolgen und nur auf sich schauen. Ich glaube kein Wort (lacht). Aber natürlich clever und richtig, dass sie demütig bleiben.
Nau.ch: Gab es auch noch ein Ärgernis in dieser Runde?
Wettstein: Ja, und wie! Dass Servettes Moussa Diallo in St. Gallen kurz vor Pause einen glasklaren Penalty nicht erhält, war ein Witz. Weshalb geht sich Schiri Sandro Schärer die Szene nicht anschauen. Wofür haben wir den VAR? Das gibt den Kaktus.