Deutsche Handballer erleichtert über Fan-Ausschluss bei WM
Lange Zeit verfolgten der Handball-Weltverband und die WM-Organisatoren den Plan, die Endrunde in Ägypten trotz der Corona-Krise mit Zuschauern auszutragen. Auf den letzten Drücker rücken sie doch noch davon ab.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Erleichterung der deutschen Handballer über den Fan-Ausschluss bei der WM in Ägypten war ebenso gross wie die Freude über den starken Auftritt im letzten WM-Test gegen Österreich.
«Das ist eine sehr gute Nachricht für den Handball-Sport und seine Aussenwirkung in den nächsten Wochen», sagte Torwart-Oldie Johannes Bitter nach der mit 34:20 (19:5) gewonnenen Turnier-Generalprobe über die gemeinsame Entscheidung des Weltverbandes IHF und der WM-Organisatoren.
Nach einem Gespräch zwischen IHF-Präsident Hassan Moustafa und dem ägyptischen Premierminister Mostafa Madbouly sowie weiteren hochrangigen Regierungsvertretern des nordafrikanischen Landes wurde das geplante Zuschauerkonzept mit einer Auslastung von 20 Prozent der Hallenkapazitäten am Sonntagabend auch auf Drängen von Europas Top-Nationen endgültig verworfen.
Ursprünglich hätten bis zu 1040 Zuschauer die Vorrundenspiele der DHB-Auswahl in Gizeh gegen Uruguay, Kap Verde und Ungarn verfolgen können. Bei den Partien in Ägyptens Handball-Tempel, der Cairo Stadium Sports Hall, hätten sogar 3400 der insgesamt 17.000 Plätze belegt werden dürfen. Dieser gewagte Plan ist nun vom Tisch. «Alle Parteien haben sich darauf geeinigt, dass die WM ohne Zuschauer stattfinden soll, um die Sicherheit und Gesundheit der an der Veranstaltung beteiligten Akteure zu gewährleisten», teilte die Internationale Handball-Föderation mit.
Der Weltverband reagierte damit auch auf einen dringlichen Appell von 14 Kapitänen europäischer WM-Teilnehmer, darunter Uwe Gensheimer, die in einem Brief an IHF-Boss Moustafa mit deutlichen Worten auf die Risiken eines Turniers mit Zuschauern mitten in der Corona-Pandemie hingewiesen hatten. Initiiert hatte die letztlich erfolgreiche Aktion unter anderen Johannes Bitter. «Wir wollten kein Ultimatum stellen, sondern auf das Problem aufmerksam machen», sagte der 38-Jährige.
Diese Strategie erwies sich als erfolgreich. «Die Entscheidung ist eine weitere Steigerung der Sicherheit. Darüber freuen wir uns sehr», sagte DHB-Sportvorstand Axel Kromer. «Wir haben das zwar nicht mit höchster Priorität behandelt, die Initiative der Spieler aber unterstützt. Die haben die richtigen Worte gefunden.»
Auch Bundestrainer Alfred Gislason äusserte sich zufrieden über das Einlenken der Funktionäre und Politiker. «Ich finde es sehr, sehr positiv, dass so entschieden wurde. Das erhöht die Sicherheit, dass die WM-Blase hält und sich niemand mit Corona infiziert», sagte der 61 Jahre alte Isländer.
Die Spieler, die sich bei der am Mittwoch beginnenden XXL-Endrunde mit erstmals 32 Mannschaften ohnehin an strenge Hygienevorschriften halten müssen, haben damit eine Sorge weniger. «Das ist fantastisch. Wir befinden uns in einer Blase, und durch das Hygienekonzept ist es für uns sicher. Es gibt kaum Risiken, sich zu infizieren, wenn sich alle strikt daran halten», sagte Torwart Andreas Wolff. «Zuschauer in der Halle wären da kontraproduktiv gewesen.»