Alica Schmidt: «Gutes Aussehen ist keine Leistung»

Pascal Moser
Pascal Moser

Deutschland,

Alica Schmidt (21) gehört zu den aufstrebenden Stars in der Leichtathletik. Die 400-Meter-Spezialistin über ihre Karriere und die Tücken der sozialen Medien.

Alica Schmidt
Alica Schmidt gehört zu den erfolgreichsten U23-Sprinterinnen in Deutschland. - instagram/@alicasmd

Das Wichtigste in Kürze

  • Alica Schmidt zählt zu den talentiertesten deutschen Leichtathletinnen.
  • Die 21-Jährige träumt von der Teilnahme an den Olympischen Spielen.
  • Im Interview mit Nau.ch erzählt sie, wie sie zu einem Instagram-Star wurde.

Sie ist jung, ehrgeizig und unglaublich talentiert. Alica Schmidt (21) gehört zu Deutschlands grössten Leichtathletik-Hoffnungen.

Mit der 4x400-Meter-Staffel gewann sie 2019 Bronze an der U23-Europameisterschaft und ist deutsche U23-Vizemeisterin über 400-Meter-Hürden.

Alica Schmidt
Alica Schmidt stellte beim Saisonauftakt eine persönliche Bestzeit von 53,12 Sekunden über 400 m auf. - Instagram/@alicasmd

Doch nicht nur auf der Laufbahn hat die 21-Jährige Erfolge zu verbuchen. «Busted Coverage» kürte sie 2017 zur «heissesten Leichtathletin der Welt».

Dass dieser Titel Fluch und Segen zugleich ist, verrät sie im Interview mit Nau.ch.

Nau.ch: Alica Schmidt, 2017 wurden Sie zur «heissesten Leichtathletin der Welt» ausgezeichnet. Ehrt Sie dieser Titel?

Alica Schmidt: «Ehrlich gesagt weiss ich nicht genau, wie dieser Titel zustande kam. Am Anfang war ich auch etwas überfordert, weil ich plötzlich extrem viele neue Follower bekommen habe. Mittlerweile weiss ich damit umzugehen.»

«Hat mir Türen geöffnet»

Nau.ch: War dieser Titel für Ihre sportliche Karriere förderlich?

Alica Schmidt: «Auf Instagram hat er mir sicherlich einige Türen geöffnet. Ich möchte aber nicht auf mein Aussehen reduziert werden. Gutes Aussehen ist keine Leistung.»

Nau.ch: Werden Sie auf der Strasse erkannt und angesprochen?

Alica Schmidt: «Das hat in den letzten 1-2 Jahren schon zugenommen. Manchmal werde ich in der S-Bahn in Berlin angesprochen. Darüber freue ich mich sehr und nehme mir gerne die Zeit für Fotos.»

Alica Schmidt
Alica Schmidt steht auch in ihrer Freizeit gerne vor der Kamera. - Instagram/@alicasmd

Nau.ch: Wie wird Ihre Karriere von den sozialen Medien beeinflusst?

Alica Schmidt: «Da steckt natürlich einiges an Aufwand dahinter. Aber es bereitet mir auch enorm viel Spass. Ich liebe es, Bilder zu machen und dabei kreativ zu sein. Durch meine Instagram-Präsenz erspare ich mir den Nebenjob, den ich sonst machen müsste.»

«Habe mit einer Bestzeit gerechnet»

Nau.ch: Beim Saisonauftakt am vergangenen Freitag haben Sie Ihre persönliche Bestzeit über 400 Meter pulverisiert. Kam dieser Exploit überraschend?

Alica Schmidt: «Ich wusste, dass ich gut drauf bin, weil ich mich optimal auf den Wettkampf vorbereiten konnte. Glücklicherweise bin ich in den letzten Wochen von Verletzungen verschont geblieben. Ich hatte damit gerechnet, dass ich eine neue Bestzeit laufen könnte.»

Nau.ch: Wie schwierig war es, während der Corona-Pause zu trainieren?

Alica Schmidt: «Zu Beginn hatte ich schon Mühe. Vor allem mental, weil man sich denkt: ‹Für was trainiere ich überhaupt, wenn es keine Wettkämpfe gibt›. Bei den wichtigen Einheiten war dann jeweils mein Trainer dabei, der mir sehr geholfen hat. Er hat immer wieder positiv auf mich eingeredet.»

«Sieben bis acht Trainings pro Woche»

Nau.ch: Wie sieht das Training bei Ihnen aus? Wie oft trainieren Sie?

Alica Schmidt: «Da gibt es verschiedene Phasen. Momentan trainiere ich etwas weniger, weil wir einmal pro Woche einen Wettkampf haben. In der Vorbereitung sind es dann sieben bis acht Trainings die Woche, die zwischen zwei und drei Stunden dauern.»

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Alica Schmidt gehört zu den talentiertesten Sprinterinnen. - instagram/@alicasmd

Nau.ch: Verwenden Sie auch noch andere Trainingsmethoden, wie Mental- oder Yoga-Übungen?

Alica Schmidt: «Ich habe Yoga vor ein paar Monaten für mich entdeckt. Es hilft mir sehr, damit in den Tag zu starten. Für andere sportliche Aktivitäten bleibt eher weniger Zeit; mein Fokus bleibt auf der Leichtathletik. Mental-Training habe ich bisher nicht ausprobiert.»

Nau.ch: Ihr Ziel ist es, an den Olympischen Spielen zu starten; wollten Sie als kleines Mädchen bereits Olympiasiegerin werden?

Alica Schmidt: «Nein, Olympiasiegerin zu werden war noch nie mein Traum. Ich glaube, dass das momentan für mich als Deutsche fast unmöglich ist. Aber ich bin immer noch jung und mein Ziel sind die Olympischen Spiele 2024 mit der 400-Meter-Staffel.»

«Wenn ein Tattoo, dann nur eines»

Nau.ch: Die Schweizer Siebenkämpferin Linda Züblin hat sich die Olympischen Ringe auf den Rücken tätowieren lassen. Das war ein grosses Thema bei uns – käme ein solches Tattoo auch für Sie in Frage? Haben Sie Tattoos?

Alica Schmidt: «Das wäre momentan tatsächlich das einzige Tattoo, welches ich mir vorstellen könnte. Wenn überhaupt, dann nur sehr klein irgendwo. Ansonsten habe ich keine Tattoos.»

Alica Schmidt
Keine deutsche Sportlerin hat mehr Instagram-Follower als Alica Schmidt. - Instagram/@alicasmd

Nau.ch: Wie oft googeln Sie Ihren eigenen Namen?

Alica Schmidt: «Ehrlich gesagt, fast nie. Manchmal schaue ich aber den einen oder anderen Beitrag an. Besonders, wenn etwas Falsches geschrieben wird.»

Nau.ch: Wie eitel sind Sie? Wie lange brauchen Sie morgens vor dem Spiegel?

Alica Schmidt: «Nicht lange, meistens nur etwa zehn Minuten. Es kommt aber auch darauf an, wo ich hingehe. Wenn ich chic essen gehe, können es auch mal 25 Minuten sein, länger aber nicht.»

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