Wegen Doping? Olympiasieger sterben früher als der Durchschnitt
Eine brisante Studie aus Deutschland wirft Fragen zu den Langzeitfolgen des Leistungssports auf. Olympiasieger sterben früh – ein Grund könnte Doping sein.
Das Wichtigste in Kürze
- Eine deutsche Studie zur Sterblichkeit von Leistungssportlern sorgt für Aufsehen.
- Das Ergebnis: Olympiasieger haben eine deutlich verkürzte Lebenserwartung.
- Eine mögliche Ursache für die steigende Sterblichkeitsrate ist Doping.
Es ist eine brisante Studie, die Lutz Thieme unter dem Titel «Jung stirbt, wen die Götter lieben?» zu den Langzeitfolgen des Leistungssports insbesondere in Sachen Lebenserwartung vorlegt. Der Sportökonom untersuchte die Mortalitätsrate von mehr als 6000 deutschen Olympia-Teilnehmern. Die Ergebnisse sind aufsehenerregend.
Denn olympische Karrieren würden mit einem «Einsatz von Lebenszeit» bezahlt, schliesst Thieme. Wer an den Olympischen Spielen teilnimmt, lebt weniger lang als der Durchschnittsdeutsche. Und: Die Lebenserwartung als Olympiasieger ist noch einmal geringer als die eines blossen Teilnehmers.
Ein weiteres brisantes Resultat: Westdeutsche Sportler starben in der Regel früher als ihre ostdeutschen Pendants. Das ist auch vor dem Hintergrund der Diskussion rund um staatliches Doping in der DDR spektakulär.
Bisher hatte die Annahme gegolten, dass das flächendeckende Staatsdoping im deutschen Osten schwerwiegende gesundheitliche Folgen hatte. «Ich weiss, dass das erstaunt und zu Diskussionen führen kann», sagt Thieme gegenüber dem «Spiegel». «Aber das ist nun mal das Ergebnis. Da wird nichts zurechtgebogen.»
Ist Doping ein Grund für die Sterblichkeit?
Auffällig ist auch der deutliche Mortalitätsanstieg ab dem Jahr 1995. Zu erklären sei das vor allem durch den flächendeckenden Einsatz von Doping bei Leistungssportlern ab 1968. Dessen Langzeitfolgen hätten sich ab Ende der 1990er Jahre deutlich bemerkbar gemacht.
Insgesamt berücksichtigte die Studie 6066 Deutsche, die zwischen 1956 und 2016 an Olympischen Spielen teilnahmen. 400 davon, darunter 138 Medaillengewinner, waren zum Stichtag am 1. Juli 2016 verstorben.
Die Ergebnisse von Thiemes Studie decken sich mit einer ähnlichen Untersuchung über die Mortalität unter Fussballern. Auch hier war die Sterblichkeit deutlich höher, je früher ein Spieler etwa in die Nationalmannschaft berufen wurde.