Formel 1 Experte Paul Gutjahr über seine Fälle beim GP in Monaco
Am Wochenende steigt der GP von Monaco. Nau Formel 1 Experte Paul Gutjahr erinnert sich an seine besten Moment als Kommissär beim spektakulären Rennen.
Das Wichtigste in Kürze
- Am Wochenende wird in der Formel 1 der GP von Monaco gefahren.
- Nau-Experte Paul Gutjahr erzählt von seinen kniffligsten Fällen im Fürstentum.
Der ehemalige Formel 1 Kommissär Paul Gutjahr tritt regelmässig bei Nau als Experte auf. Heute erinnert er sich an seine spannendsten Fälle und Geschichten vom GP in Monte Carlo.
Jacky Ickx und die falsche Fahne
«1984 war der ehemalige Fahrer Jacky Ickx Rennleiter. Zu dieser Zeit gab es in der Formel 1 noch keinen permanenten Rennleiter der FIA. Ich war damals noch nicht Kommissär, sondern Beobachter in Sachen Sicherheit für den Schweizer Verband.
Dann setzte extremer Regenfall ein, und Ickx hat das Rennen mit der Schachbrettfahne gestoppt. Das war ein Fehler, der für grosses Aufsehen sorgte. Man hätte das Rennen mit der roten Fahne unterbrechen müssen.
Wenn die Schachbrettfahne gezeigt wird, kann ein Rennen nicht wieder aufgenommen werden. Darum musste das Rennen so gewertet werden. Damals habe ich gelernt wie wichtig die Reglemente und deren exakte Einhaltung sind.
Schumi setzt den Formel 1 Boliden in die Leitplanke
2006 gab es den grossen Fall mit Michael Schumacher. Er «parkierte» gegen Ende des Qualifying in die Leitplanken, um eine gelbe Flagge und damit den Trainingsabbruch zu provozieren. Das ganze, um die eigene Bestzeit zu halten, und eine schnellere Trainingszeit von Alonso zu verhindern. Das Qualifying ist in Monaco besonders wichtig, weil man im Rennen kaum überholen kann.
Natürlich war auch das Team (Ferrari) mitverantwortlich. Es gab natürlich eine riesige Diskussion. Am Ende musste Schumi statt aus der Pole vom letzten Platz aus starten.
Auch 2010 stand Schumacher im Zentrum des Geschehens. Er überholte am Ende einer Safety Car-Phase seinen Rivalen Alonso. Es war gegen das Reglement und ich musste ihn als Chefkommissär auf Platz 12 zurückversetzen.
Auch hier gab es Riesensache und Schumacher wollte seinen Fehler nicht einsehen. Dabei war das Reglement klar.
Aus dem selben Jahr 2010 gibt es eine andere Anekdote. Bei den Kommissären waren auch ehemalige Rennfahrer mit dabei. Beim Monaco GP 2010 erstmals Damon Hill.
Nach dem ersten Tag meinte er: ‹Ich gehe nicht mehr zu diesem Büro raus. Alle belagern mich und versuchen Infos zu holen oder wollen mich beeinflussen›. Schliesslich blieb er fast die ganzen vier Tage im Büro eingeschlossen.
Das war sein letzter Einsatz als Kommissär, er sagte 'das ist nichts für mich'. Auch Alain Prost wollte übrigens nichts davon wissen. Interessant ist auch, dass viele Fahrer in der Formel 1 die Reglement ganz schlecht kennen.
Zum Schluss habe ich noch eine beeindruckende Erinnerung an den schlimmen Unfall von Karl Wendlinger 1994. Die rührende Art, wie sich Peter Sauber und sein Team um den Fahrer gekümmert haben.
Das war ein bewundernswerter Akt der Menschlichkeit in einem sehr harten und kompromisslosen Business. Das werde ich nie vergessen.»